NEIL YOUNG - Play Pono To Me

27. November 2014

Neil Young

Wo die Geschichte Neil Young mit seinem neuen Album „Storytone“ einordnen wird, können wir jetzt noch nicht sagen. Fest steht fürs erste, dass die Reaktionen auf die Platte einmal mehr zwischen Verwunderung, Kopfschütteln, Staunen und Respekt changieren. Mit großorchestralen Arrangements könnte diese Arbeit eine der schönsten Platten seiner langen und an Veröffentlichungen nicht eben armen Laufbahn sein, doch mit seiner brüchigen und mittlerweile erstaunlich limitierten Stimme sorgt der alte Barde dafür, dass ein Gefühl von entspannter Anmut niemals aufkommen kann.

Auf dem Vorgänger „A Letter Home“ versteigt er sich hingegen in einer Klangwelt der Vierzigerjahre. Man darf diese Platte als Selbstversuch werten. Warum er dieses Experiment aber mit dem Hörer teilen muss, bleibt unklar. Ein sturer alter Mann, der sich mit Bärenkräften gegen den Fortschritt stemmt, von dem er als Künstler eigentlich profitieren sollte. Dabei geht es keineswegs um stilistische Fragen. Young bleibt weitgehend in seinem ureigenen Idiom, das bekanntlich zeitlos ist. Es geht allein um klangtechnische Fragen. Die Sammlung setzt sich aus Coverversionen versunkener Songschätze zusammen, doch Young gelingt es unschwer, diese zu eigenen Nummern zu machen. Um ihnen den authentischen Spirit zu verleihen, hat er die Tracks in Jack Whites Studio mit einem Voice-O-Graphen von 1947 aufgenommen.

Im offiziellen Info zur Platte darf man von unverklärter Realität lesen, was allerdings von unverstelltem Realitätsverlust zeugt. Die Zeitebene zu wechseln, gelingt nicht einmal einem Dinosaurier wie Mister Young. Am Anfang der CD steht ein Brief an seine verstorbene Mutter. Dieser sentimentale Auswuchs sei ihm gegönnt, aber was bitteschön ist daran real oder gar unverklärt? Neben Youngs Version von „Girl From The North Country“ macht sich Bob Dylans Original aus den späten Sechzigern wie Dubstep aus. Wem oder was will Young hier gerecht werden? Nicht auszudenken, wie ergreifend diese Spurensuche wäre, wenn er sie in halbwegs akzeptabler Qualität vollzogen hätte. Und dass er sich mit Lo-Fi auskennt, hat er spätestens mit seinem depressiven Klassiker „Tonight’s The Night“ bewiesen...

Klangumweltschützer

Doch Young ist nicht nur Songwriter und Performer, er ist auch ein Aktivist, der sich pausenlos mit Fragen der Umwelt auseinandersetzt. Sein neuestes Projekt gilt insbesondere der Klangumwelt. Mit dem sogenannten Pono Player bringt er ein alternatives Format zum Musikhören an den Start. „Die ersten Ideen dazu kamen mir gegen 2000“, erklärt Young in besagtem Interview mit Howard Stern. „Ich mochte schon die CD nicht, denn sie limitierte den Hörgenuss von Vinyl um achtzig Prozent. Mit dem digitalen Download wurde es nur noch schlimmer. Von der originalen Aufnahme blieben gerade mal fünf Prozent übrig.“

PONO PLAYER - Die Basisdaten

  • erhältlich in den USA: zwischen Januar und März 2015
  • erhältlich in Europa: keine Angaben
  • Funktionsweise: ähnlich iTunes über www.ponomusic.com
  • kompatibel zu: Windows, MacOS, LINUX
  • Formate: FLAC, WAVE und MP3
  • Anschluss: USB
  • Unterschied gegenüber CD: Plattenfirmen oder Künstler stellen Studiomaster von der Aufnahme zur Verfügung, die klangtechnisch über die CD-Veröffentlichung hinausgeht
  • Audio-Auflösung: 192 kHz/24 bit
  • Tipp: für High-End-Anlagen empfohlen
  • Kapazität: 64 GB, aufstockbar auf 128 GB (das sind in höchster Auflösung rund 500 Alben)
  • Preis für ein Pono-Album: 11 bis 18 Euro
  • Preis für den Player (Stand: November 2014): 399 US-Dollar

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 166 (Dez 2014/Jan 2015).