RAINBOW - The Monster Of Rock

20. April 2016

Rainbow

Als in der Nacht des 16. August 1980 im mittelenglischen Castle Donnington ein Feuerwerk nach dem Headliner-Gig von Rainbow das erste „Monsters Of Rock“-Festival beendete, hatte ein großartiges Event-Konzept seine Feuertaufe bestanden. Gekrönt vom Auftritt einer der besten Hardrock-Livebands der Welt. Gleichzeitig war es das Ende der kurzen Bonnet-Ära. Als der Ex-Marbels-Sänger („Only One Woman“) 1979 zur Band stieß, hatte er keinerlei Erfahrung als Hardrock-Shouter. Mit ihm wollte Blackmore den Spagat wagen, neben epischem Hardrock auch melodischen Rock mit Pop-Appeal zu produzieren, um so in die Charts zu kommen.

Vor allem wurmte es ihn, dass Rainbow zwar in Europa und Japan eine große Nummer waren, aber in den USA nicht an die Erfolge von Deep Purple anschließen konnten. Das mit den Singlehits klappte, allerdings nicht in den Staaten. Stattdessen wurden „Since You Been Gone“ und „All Night Long“ Top-Ten-Hits in Großbritannien. „Ich war überhaupt nicht begeistert von der neuen Ausrichtung, die darauf abzielte, auch Musik für die Charts zu produzieren“, erklärte Schlagzeuger Cozy Powell. „Und das war der Grund, dass ich nach dem ‚Monsters‘-Festival bei Rainbow meine Sachen packte. Ich wollte schon zwei Jahre vorher gehen, als Ritchie anfing, an Ronnie herumzunörgeln.“

Paradoxerweise spielte der 1998 verstorbende Drummer Jahre später mit der Brian May Band eben jenes ‚Since You Been Gone‘ als Reminszenz an seine Rainbow-Zeit. Doch „Since“ war im Prinzip von Anfang an ein – zunächst noch unsichtbarer – Faktor bei der Gruppe. Die erste Rainbow-Tour in Nordamerika im Winter 1975 wurde größtenteils von Argent supportet. „Argent mit Russ Ballard war immer eine Band, die ich bewundert habe“, gibt Blackmore weiter Aufschluss über seine Beweggründe für die Aufnahme des Hits. Die Komposition wurde erstmals 1976 auf Ballards Soloalbum „Winning“ veröffentlicht.

Fang’ den Regenbogen

Dass Rainbow nicht direkt nach Veröffentlichung ihres Debüts „Ritchie Blackmore’s Rainbow“ (August 1975) auf Tour gingen, lag daran, dass Blackmore seine Truppe schon vor der Veröffentlichung der Platte umformierte. „Im Grunde genommen wollte ich für das Album und das Bandprojekt nur Ronnie von Elf haben. Für die Studioaufnahmen war es in Ordnung, die anderen Musiker von Elf dabei zu haben, aber für die Liveumsetzung schwebten mir sofort andere Leute vor.“

Zum Beispiel Cozy Powell, der seit seiner Zeit bei der Jeff Beck Group im Fokus von Blackmores Interesse stand. Mit dem im Januar 2016 verstorbenen Bassisten Jimmy Bain und Keyboarder Tony Carey war das Livemonster komplett. Sein Liveset bestand bereits vom ersten Gig an aus Songs der ersten drei Rainbow-Alben. „Kill The King“ (als Studioversion erst auf „Long Live Rock ’n’ Roll“ von 1978 veröffentlicht) war der klassische Opener, auf den mit „Mistreated“ ein Lieblingssong Blackmores aus seiner Zeit bei Deep Purple folgte. Und gerade bei diesem bluesrockigen Track tobten sich Blackmore und Band jedes Mal aus. Das kurze Yardbirds-Cover „Still I’m Sad“, auf dem Debüt noch instrumental dargeboten, wuchs sich auf der Bühne regelmäßig zum Longtrack aus, der Blackmore und Dio als weitere Spielwiese für Improvisationen diente, so wie es Blackmore bei Deep-Purple-Shows mit Songs wie „Space Truckin’“ oder „You Fool No One“ gewohnt war.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 180 (Mai 2016).