RIVERSIDE - Angst vor der Stille

26. Oktober 2016

Riverside

Mariusz Duda ist nicht mehr derselbe Mensch, der er noch am Ostermontag 2014 zwar. Wie könnte er auch: Damals verstarb einer seiner besten Freunde. Mit 44. Im Schlaf. Den Verlust verarbeitete der sensible Künstler unter anderem mit der Ballade „Towards The Blue Horizon“, für die seine Band Riverside unlängst mit einem Prog-Award ausgezeichnet wurde. Im vergangenen Februar erschütterte dann Piotr Grudzińskis Tod die Gruppe in ihren Grundfesten, und im Mai verlor Duda zudem noch seinen Vater. Auszüge aus einem sehr persönlichen Gespräch.

eclipsed: Mariusz, du hast eine extrem schwierige Zeit hinter dir. Ich finde es sehr mutig, dass du dich jetzt schon wieder zu Interviews bereit erklärt hast.

Mariusz Duda: Ich muss nach vorne schauen. Wenn ich eine Sache aus den ganzen Tragödien gelernt habe, dann dies: Das Leben kann sehr schnell vorbei sein. Und ich kann nicht in Stille ertrinken. Das wäre das Schlimmste, was ich machen könnte. Ich bin nicht dafür gemacht, Musik ist meine Berufung. Und wir haben entschieden: Die Geschichte von Riverside ist noch nicht zu Ende. Es geht weiter! Natürlich sind wir nicht mehr dieselbe Band wie zuvor. Wir sind jetzt ein Trio, und wir werden im Studio und – falls wir uns dazu entscheiden sollten – auch auf Tour mit Sessiongitarristen arbeiten, die unsere Freunde sind, uns nahe stehen. Es gibt viele Beispiele für Bands, die durch ein ähnliches Tal geschritten und daraus gestärkt wieder hervorgekommen sind. Aufgeben ist keine Option im Leben, und mit dieser Einstellung möchten wir beispielhaft vorangehen. Piotr wird immer bei uns sein, wir werden ihn nie vergessen. Allein deshalb müssen wir weitermachen: um sein Andenken zu bewahren. Wir haben jetzt wieder die Kraft dazu.

eclipsed: Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dir im letzten Jahr bei der „Night Of The Prog“. Vor allem ein Satz von dir ließ mich damals aufhorchen: „Ich weiß nicht, ob dies der Anfang vom Ende, oder das Ende des Anfangs ist“.

Duda: Schau dir die Rückseite von „Love, Fear And The Time Machine“ noch einmal an. Ich stand damals wirklich an einem Wendepunkt. Ich war müde, wollte meine Prioritäten überdenken und hatte ernsthaft über eine Riverside-Pause nachgedacht. Doch das Leben schreibt nun mal sein eigenes Drehbuch.

Lest mehr im eclipsed Nr. 185 (November 2016).