U2 - Die ultimative Liveband

23. September 2015

U2

THE WAR TOUR (1.12.1981 – 30.11.1983)

Samstag, 20. August 1983. Der WDR überträgt das „Rockpalast“-Open-Air von der Loreley – mit einem Sänger in schwarzem T-Shirt, schwarzer Jeans und einer Sturmfrisur, als wäre Elvis in das Triebwerk eines Jumbos geraten. Ein Typ mit Wahnsinns-Charisma, der hymnische Songs über blutige Arbeiteraufstände singt, sich ein Mädel aus dem Publikum zum Tanz auf die Bühne holt und mit einer weißen Fahne durch die Zuschauerreihen marschiert. Dazu kommen ein Gitarrist, der ein Stakkatoriff nach dem anderen abfeuert, und eine unglaublich tighte Rhythmussektion.

Beim letzten Song „40“ singen 14.000 Menschen „how long to sing this song“, obwohl sie bis dato wahrscheinlich noch nie etwas von U2 gehört haben. Denn die Band steht zwar bei einem Major-Label unter Vertrag und hat vor einem halben Jahr ihr drittes Album „War“ veröffentlicht, doch in Deutschland ist die Kunde von der neuen Popsensation noch nicht angekommen. Weshalb Bono & Co. – nach winzigen Clubgigs, die sie zur Veröffentlichung von „Boy“ (1980) und „October“ (1981) in Hamburg, Berlin und München gespielt haben – auch einen Bogen um die BRD machen.

THE UNFORGETTABLE FIRE TOUR (29.8.1984 – 25.7.1985)

Ein Jahr später sind U2 mit „The Unforgettable Fire“ aber in aller Munde. Im Januar 1985 spielen sie plötzlich 5000er-Hallen in Hamburg, Offenbach, Köln, Mannheim und München. Mit einer spartanischen Produktion, die sich auf Diaprojektionen und asketisches Licht beschränkt. Denn: U2 brauchen keine Show, sie sind die Show. Ein Ansatz, mit dem die Iren ein Gegengewicht zu den bunten Events von Prince, Michael Jackson und David Bowie liefern. Sie kompensieren Extravaganz mit Bodenständigkeit und hymnischem Pathos sowie mit einem Set, das noch stark von „War“ geprägt ist und in das sie nur zögerlich neue Stücke integrieren.

Denn der sphärische Sound, den Brian Eno und Daniel Lanois für „The Unforgettable Fire“ entwickelt haben, lässt sich live nur mit Sequenzern reproduzieren. Doch damit fühlt sich die Band so unwohl, dass sie nur wenige Neuzugänge einstreut, obwohl „Bad“ auf der Bühne um Klassen besser ist als auf Platte. Wenige Monate später sind U2 schon Co-Headliner bei der Premiere von „Rock am Ring“. Der endgültige Durchbruch gelingt ihnen am 13. Juli 1985 im Londoner Wembley-Stadion: Vor den Augen und Ohren der Welt spielen sie eines ihrer besten Konzerte ever. Es dauert nur 18 Minuten.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 174 (Oktober 2015).