GOLDEN VOID - Alle Regler auf 11

22. Oktober 2015

Golden Void Underground

eclipsed: Der Titel eures neuen Albums, „Berkana“, bezieht sich auf eine Baumrune, die für Fruchtbarkeit, Geburt und Wachstum steht und außerdem ein Symbol für die Erdmutter ist. Warum habt ihr diesen Titel gewählt?

Isaiah Mitchell: Meine Frau Camilla (Keyboarderin bei Golden Void; Anm.) stieß zufällig darauf, und da wir in einem der Songs mehrmals die Birke erwähnt hatten, war es naheliegend, diesen Titel zu verwenden. Außerdem wollten wir mit der Platte einen Neuanfang wagen, was sich auch im Titel widerspiegelt.

eclipsed: Ein Neuanfang? Inwiefern?

Mitchell: Der Sound und die Musik sind anders. Wir wollten nicht nur heavy sein, sondern uns auch bei ruhigeren Sachen wohlfühlen, weswegen wir viel mehr mit Dynamik gearbeitet haben.

eclipsed: Ist die Musik auch eher lebensbejahend?

Mitchell: Ja, das ist sie. Auf dem ersten Album ging es oft um Krieg und Zerstörung, aber davon kamen wir dieses Mal ab. Die ersten drei Songs handeln daher von der Natur, während es bei „Astral Plane“ um eine Reise im Schlaf geht. eclipsed: Euer Debütalbum wurde innerhalb von nur fünf Tagen aufgenommen und gemischt. Bei „Berkana“ habt ihr euch etwas mehr Zeit gelassen, wart aber trotzdem ziemlich schnell. Wie seid ihr mit dem Druck umgegangen?

Mitchell: Indem wir vor dem Gang ins Studio viel geübt haben. Dadurch konnten wir die Basic Tracks innerhalb von drei Tagen einspielen, auch wenn später noch einige Overdubs dazukamen. Es war gut, zwischendurch ein wenig verschnaufen zu können und dann noch einige Veränderungen vorzunehmen.

eclipsed: Du hast für die Songs meist nur eine Gitarre und einen Amp verwendet.

Mitchell: Wenn man diese alten Amps voll aufreißt, dann brauchst du kein Fuzz-Pedal oder einen Booster – sie klingen einfach gut. Ein Fuzz- und ein Wahwah-Pedal habe ich nur bei ein paar Soli verwendet. Es ist immer schön, wenn man nicht so viele Sachen braucht, und dabei habe ich ungefähr 30 Pedale ins Studio mitgenommen!

eclipsed: Dennoch klingt die Platte riesig und hat einen großartigen Raumklang.

Mitchell: Tim Green, dem die Louder Studios gehören (wo auch schon Bands wie Sleepy Sun und die Melvins aufgenommen haben; Anm.), hat einfach ein Talent dafür, die Musik riesig klingen zu lassen. Wir verwenden auch ziemlich laute Amps, und bei meinen Marshall- und Ampeg-Amps standen immer alle Regler auf 11.

eclipsed: Der Album-Opener „Burbank’s Dream“ ist offensichtlich eine Anspielung auf Truman Burbank, die Hauptfigur in Peter Weirs Film „The Truman Show“. Habt ihr diesen Film als Basis für den Text verwendet? Und worum geht es in dem Song?

Mitchell: Da fragst du am besten Camilla, denn sie hat den Text dazu geschrieben. Warte mal kurz …

Camilla Saufley-Mitchell: Hallo, Matthias! Nein, der Song handelt nicht von der „Truman Show“, sondern von Luther Burbanks Farm, die in der ländlichen Gegend von Sebastopol liegt und etwa eine Stunde von uns entfernt ist. Burbank leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet des Gartenbaus und züchtete viele Obst- und Gemüsesorten, weswegen er in unserer Lokalgeschichte einen besonderen Platz innehat. Seine Farm ist teilweise noch erhalten, und als ich dort unter einer Birke saß und den Text schrieb, konnte ich die Energie spüren, die Burbank in diesen Ort gesteckt hatte. Viele Bäume, die er vor mehr als 100 Jahren gepflanzt hat, sind heute immer noch dort, und wir erfreuen uns an ihnen. Einige Monate, nachdem wir die Arbeit an dem Album abgeschlossen hatten, ging ich noch einmal zur Farm, und an der Tür hing jetzt ein kleines Schild, auf dem stand: „Luther Burbanks Geist ist immer noch auf dem Grundstück, und er wird solange hier bleiben, wie wir für den Nachhall seines Traums sorgen.“ Das hat mich echt umgehauen, und ich dachte mir: „Wow! Wir waren wohl der Nachhall seines Traums!“

eclipsed: Der Song „Silent Season“ erinnerte mich an den typischen San-Francisco-Sound der späten Sechziger; beim Anhören konnte ich vor meinem inneren Auge die Wellen des Pazifik sehen. Wollt ihr mit Golden Void den Spirit der Rockszene von San Francisco wieder aufgreifen und an andere Musiker weiterreichen?

Saufley-Mitchell: Ja, aber nicht absichtlich. Isaiah und ich lieben diese Musik – in meiner Jugendzeit bin ich oft zu Konzerten der Grateful Dead gegangen, und ihre Musik liegt mir jetzt im Blut. Außerdem sind Aaron, Justin und Isaiah in einer kleinen südkalifornischen Küstenstadt aufgewachsen, weswegen „Silent Season“ ein gewisses Surf-Feeling hat.

Mehr Informationen:
www.facebook.com/goldenvoid

Interview: Matthias Bergert