UNIVERS ZÉRO - Vierzig Jahre in der Opposition

27. November 2014

Univers Zero

Bei Prog-Fans, die Musik mit ungewöhnlicher Instrumentierung schätzen, stehen Univers Zéro hoch im Kurs. 2014 feiert die häufig umbesetzte Band, die von moderner Klassik und mittelalterlicher Musik beeinflusst wurde, ihr vierzigjähriges Bestehen – eine bewundernswerte Leistung, da vor allem ihre frühen Alben eine echte Herausforderung ans ungeübte Ohr darstellen. Zeit für einen Rückblick auf eine Gruppe, die dem Kammerprog bzw. dem Prog-Subgenre Rock In Opposition (RIO) zugerechnet wird, in späteren Jahren aber auch minimalistischere Töne anschlug.

Einzige Konstante bei Univers Zéro ist der 1953 geborene Instrumentalist und Komponist Daniel Denis. Mit elf Jahren hatte er autodidaktisch das Schlagzeugspiel erlernt, aber die Initialzündung hin zum Rock kam für ihn 1967, als er zum ersten Mal die Musik von Jimi Hendrix, Cream und Pink Floyd hörte. Schon bald beschäftigte er sich auch mit Bands wie King Crimson, Tony Williams’ Lifetime oder Soft Machine. 1970 gründete er mit Jean-Luc Manderlier (org) und Claude Deron (tr) die Band Arkham (1994 erschien bei Cuneiform eine Arkham-Compilation). Denis erinnert sich gerne an diese Zeit: „Anfang der Siebziger gab es in Belgien nur sehr wenige Avantgarderockgruppen, vielleicht zwei oder drei. Mit Arkham konnten wir bei irgendeinem Rockfestival auftreten, und unsere Musik wurde genauso akzeptiert wie die der anderen Bands.“

Das Magma-Erlebnis

Als Arkham 1971 für die französische Zeuhl-Band Magma ein Konzert in Belgien eröffneten, hatte dies Folgen: Magma-Drummer Christian Vander überredete Denis und Manderlier dazu, bei seiner Band einzusteigen. Denis war aber schon bald mit seiner Rolle als zweiter Schlagzeuger unzufrieden und gründete im Jahr 1973 mit Deron, Roger Trigaux (g) und Guy Segers (b) die Gruppe Necronomicon, die 1974 in Univers Zéro umbenannt wurde (der Name stammt von der gleichnamigen Kurzgeschichtensammlung des Belgiers Jacques Sternberg). Einen Plan B hatte Denis nicht: „Im Vergleich zum heutigen Musikbusiness war das sicherlich riskant, ja sogar selbstmörderisch. Entweder man versucht, trotz einer drohenden Isolation gute Musik zu erschaffen, oder man nimmt einen Job an, um viel Geld zu verdienen.“

In den nächsten drei Jahren arbeitete die Band an ihren ersten Stücken, die sie im Kollektiv ausformulierte. Zudem präsentierten die Prog-Avantgardisten ihr Material schon damals live, allerdings vorläufig nur in ihrem Heimatland Belgien. 1977 erschien schließlich das Debüt „Univers Zéro“ (auch bekannt unter dem Titel „1313“), bei dem die Gruppe rockuntypische Instrumente (Fagott, Harmonium, Violine) integrierte und auf harmonische Ruhepunkte weitgehend verzichtete. Trotz der enorm fordernden Musik bieten vor allem „Ronde“ (in Rondo-Form) und „Docteur Petiot“ (über den französischen Serienmörder Marcel Petiot) ein unvergessliches Hörerlebnis, wovon sich 1978 die Besucher des ersten RIO-Festivals in London überzeugen konnten.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 166 (Dez 2014/Jan 2015).