THE MAGNETIC FIELDS - Love At The Bottom Of The Sea

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Alternative/Indie, Artpop/Pop | Heft: Jahrgang 2012, eclipsed Nr. 139 / 4-2012 | VÖ-Jahr: 2012 | Wertung: 8/10 | Label: Domino | Autor: UR


Von Stephin Merritt weiß man, dass er sich gern selbst kniffelige Aufgaben stellt: etwa ein Triple-Album mit neunundsechzig Liebesliedern zu füllen, ein anderes im Zeichen des Verzerrpedals aufzunehmen oder ganz bewusst den Synthesizer zu meiden, wie zuletzt mit „Realism“. Der Nachfolger darf nun umso ausgelassener in Synthie-Klängen baden. Dafür mixt der Wahl-Kalifornier vergilbte Retrosounds mit programmierter Elektronika. Mal prägen trashige Casio-Töne die Stimmung („Infatuation“), woanders mischen sich wabernde Gitarreneffekte mit kantigen Elektro-Rhythmen nach Art früher Depeche-Mode-Singles. „Your Girlfriend‘s Face“ mit Claudia Gonsons herzwarmer Stimme ist schließlich schalkiger Bubblegum-Pop. Die scheinbare Arglosigkeit der eingängigen Popminiaturen bricht Merritt wie immer mit schwarzhumorigen Geschichten um manisches Verlangen, Hinhaltestrategien („God Wants Us To Wait“), brutale Rachefantasien und andere Herzensverwicklungen ausgewachsener Großstadtneurotiker. Länger als zweieinhalb Minuten dürfen die Songs nicht dauern. So wuseln auch tolle Ohrwürmer wie „Andrew In Drag“ – nur allzu – flink vorüber.

Top-Track: Andrew In Drag

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