RPWL - Beyond Man And Time

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Artrock | Heft: Jahrgang 2012, eclipsed Nr. 138 / 3-2012 | VÖ-Jahr: 2012 | Wertung: 8/10 | Label: Gentle Art Of Music | Autor: WS


Aus Platons Höhle, in der der Mensch nur das Abbild der wirklichen Welt wahrnehmen kann, will das Freisinger Quintett RPWL mit seinem neuen Album herausführen. Starker philosophischer Tobak. „Beyond Man And Time“ ist das erste Konzeptalbum der Gruppe. Es bewegt sich traumwandlerisch sicher im Kosmos von Pink Floyd, Genesis und Co. Das Konzept von Sänger Yogi Lang greift zur Befreiung aus Platons Höhle auf Nietzsches Hauptwerk „Also sprach Zarathustra“ zurück. Hier trifft der Protagonist auf seiner Reise, um „jenseits von Mensch und Zeit“ zu gelangen, auf Wesen, die bereits eine höhere Ebene des Denkens erlangt haben. Die musikalische Umsetzung ist so spannend wie facettenreich, bleibt trotz der Verwendung von Sitar und orientalischer Percussion jedoch klar dem bekannten RPWL-Klangkosmos verhaftet. Mit „We Are What We Are (The Keeper)“ entfaltet sich ein atmosphärisches Paradestück, das inklusive Moogsolo alles bereithält, was die Gruppe auszeichnet. „Unchain The Earth (The Scientist)“ erinnert von Ferne an „Roses“ und bietet sich mit einprägsamer Rhythmik und Hookline gleichzeitig als Single an. Das psychedelisch-vertrackte „The Ugliest Man In The World (The Ugly)“ trumpft sowohl härter als auch mit einigen akustischen Momenten auf. Mit dem sechzehnminütigen Dreiteiler „The Fisherman“ und dem zentralen, wiederum Nietzsche entlehnten Credo des Albums „Become the self you are/feel the self you are“ findet sich das bisherige Opus magnum von RPWL: Mellotron, Orgel und indische Klänge entführen in eine faszinierende Welt irgendwo zwischen den frühen Genesis und Led Zeppelins „Kashmir“. Der Hörer ist an diesem Punkt tatsächlich jenseits von Raum und Zeit angelangt. Das Album ist auch als limitierte Bonusedition – inklusive Hörbuch und Landkarte der neu zu entdeckenden Welt – erhältlich.

Top-Track: The Fisherman

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