BLUES PILLS - Blues Pills

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Classic Rock | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 162 / 7-8-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8.5/10, Album des Monats | Label: Nuclear Blast | Autor: ML


„Immer wenn er Pillen nahm“ hieß eine US-Fernsehserie, die 1967 in den USA als „Mr. Terrific“ und ab 1970 mit deutschem Titel im ZDF für Furore sorgte. Die Eltern der vier Blues Pills sind wahrscheinlich auch mit Stanley Beamish aufgewachsen, der durch Pillen Superkräfte bekam. Den Zeitraum, in der diese Serie über die Bildschirme flimmerte, kann man getrost als die musikalische Reverenzzeit der jungen Band bezeichnen. Selbst das Cover, ein Bild der Psychedelic-Art-Malerin Marijke Koger-Dunham, stammt aus den Sechzigerjahren. Und dank der auf diesem Debüt dargebotenen Songs, ist man versucht, auch bei den vier Blues-Pills-Musikern Superkräfte zu vermuten. Zwar hat sich das bluesige Rocksubgenre gerade in den letzten Jahren besonders prächtig und farbenfroh entwickelt, aber die schwedischamerikanisch- französische Band nimmt dennoch eine Sonderstellung ein. Mit reichlich Support-Tourneen und Festivalshows hat sie sich in Europa schon fast etabliert, und ihre selbstproduzierten EPs untermauerten stets nachhaltig den hervorragenden Konzerteindruck. Dass sie auf diesen einige ganz besondere Tracks untergebracht hatten, war der Gruppe bewusst, sodass sie die stärksten davon für den Longplayer unter optimalen Studiobedingungen mit Produzent Don Alsterberg (Graveyard) noch einmal aufgenommen hat. Gut so, denn „Black Smoke“ und ihre Paradenummer „Devil Man“ gehören einfach auf diese Visitenkarte. Und eine solche ist „Blues Pills“ geworden: eine ganz besondere Empfehlung des Hauses Blues Pills, ein Album zum Niederknien! Elin Larsson ist die neue Inga Rumpf mit einem Hauch Steve Marriott und Patti Smith in der Stimme. Und Gitarrist Dorian Sorriaux muss in einem früheren Leben den Namen Rainer Baumann getragen haben. Blues Pills sind die neuen Frumpy (ohne Orgel)! Allein beim Coversong „Gypsy“ von Chubby Checker haben sie sich vergriffen, stilsicherer hätten sie sich an Frumpys „How The Gipsy Was Born“ herantrauen sollen. Doch das ist Jammern auf verdammt hohem Niveau. Und das erreicht die Band quasi aus dem Stand mit „High Class Woman“: Der Opener hat die Wucht eines Orkans und ist dabei im Mittelteil gleichzeitig angenehm feinfühlig. Das ist die hohe Kunst der Led-Zeppelin-Schule. Der Rausschmeißer „Little Sun“ beendet bluesig-balladesk mit Blackmore-artigem Gitarrenspiel, das an die Deep-Purple- bzw. Rainbow-Stücke „Soldier Of Fortune“ und „Temple Of The King“ erinnert, ein großes Album. Ist das die Geburt einer Superstarband? Möglich. Sicher hingegen ist: Dieses herausragende Werk kann uns und Blues Pills keiner mehr nehmen.

Top-Track: High Class Woman

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