TESSERACT - Altered State

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Progmetal | Heft: Jahrgang 2013, eclipsed Nr. 151 / 6-2013 | VÖ-Jahr: 2013 | Wertung: 8/10 | Label: Century Media | Autor: MB


Mit „Altered State“ untermauern Tesseract ihre Ausnahmestellung im Djent-Genre. Dabei fehlte ihnen zuletzt die personelle Konstanz: Mehrere Sänger hatte die Band aus Milton Keynes ausprobiert. Ob sie so an die Stärken des zu Recht hochgelobten Vorgängers „One“ (2011) würde anknüpfen können, war fraglich. Den Ausstieg von „One“-Sänger Daniel Tompkins kompensierten die Engländer zunächst mit dem Amerikaner Eliot Coleman, der allerdings nach der gefälligen Akustik-EP „Perspective“ (2012) auch schon wieder in der Versenkung verschwand. Dann jedoch machte die Band mit Ashe OʼHara einen absoluten Glücksgriff, der das Gesicht der Band allerdings nachhaltig verändert hat. Denn harsche Growls und Aggressionsausbrüche wird es mit OʼHara nicht mehr geben. „Altered State“ ist ein 51-minütiger hochmelodischer Energiestrom, der (zumindest formal) in vier Hauptsektionen („Of Matter“, „Of Mind“, „Of Reality“, „Of Energy“) bzw. zehn Songs geteilt wurde. Doch skippen verbietet sich hier sowieso, denn Tesseract agieren nur höchst selten im konservativen Strophe-Refrain-Schema. Stattdessen produzieren sie einen unaufhörlich fließenden Traum aus Sound. Das Quintett nutzt die kranke Wucht von Meshuggah, die feine Polyrhythmik von Tool, die mitreißenden Gesangsmelodien von Karnivool oder Coheed & Cambria und die traumhaften Postrock-Soundscapes von Sigur Rós für ihre ganz eigene Definition von Progmetal. Und wer’s gern ein wenig intellektueller mag, darf sich am thematischen Konzept von „Altered State“ (Stichwort: Erhaltungsgesetz) ergötzen. Bei den „Progressive Music Awards“ im letzten Jahr wurden Tesseract mit dem Preis als „Beste neue Band“ ausgezeichnet. „Altered State“ beweist, dass sie diesen Titel absolut verdienen, auch wenn aus dem vierdimensionalen kantigen Hyperwürfel nun eine Kugel geworden ist.

Top-Track: Exile

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