U2 - Songs Of Innocence

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Rock | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 165 / 11-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 7.5/10 | Label: Island | Autor: SaS


Vergessen wir einmal die sinnlose Diskussion über die Wertigkeit eines Albums, das über iTunes verschenkt wird. Drei Wochen später kommt der Tonträger nun regulär in den Handel; mit einem sehr ausdrucksstarken Cover und zusätzlich in einer Special Edition, auf der zwei weitere Songs, zwei Remixe und sechs gelungene Akustikversionen zu hören sind. Bleibt die brennende Frage: Ist es ein gutes U2-Album geworden, vielleicht sogar ein überragendes wie es der Vorgänger „No Line On The Horizon“ war? Nun, überragend ist die Platte keinesfalls. Nach dem ersten Durchlauf ist sie sogar ziemlich enttäuschend, denn die Band geht auf Nummer sicher, ihre neuen Songs sind U2-nach-Zahlen, da hilft auch die ordnende Hand von Produzent Danger Mouse nichts. Dabei ist das Konzept vielversprechend: eine melancholische Platte über die eigene Jugend, über die Zeit, als man anfing, sich für Musik zu begeistern und eine Band gründete, die heute noch existiert. Und es beginnt stark, denn „The Miracle (Of Joey Ramone)“ ist ein meisterhaftes Stück Musik, das die Melancholie mit Aufbruchsstimmung vereint. Mit „Every Breaking Wave“ folgt eine Reflexion über die Vergänglichkeit, die gut auf „The Unforgettable Fire“ gepasst hätte. In „Cedarwood Road“ erinnert sich Bono an seine Jugend in Dublin, und am Ende präsentieren U2 mit „The Troubles“ eine anrührende Ballade zur (nord-)irischen Befindlichkeit. Dazwischen jedoch ist viel Leerlauf. Gerade das Lied für Bonos früh verstorbene Mutter, „Iris (Hold Me Close)“, klingt blutleer, und „Song For Someone“, ein Dankeschön an seine Ehefrau, wäre auch auf einer der letzten, indiskutablen Coldplay-Platten nicht aufgefallen. Man muss den „Songs Of Innocence“ zugestehen, dass sie nach mehrmaligem Hören noch etwas wachsen, auch versteht es The Edge nach wie vor, eine mediokre Nummer zu retten. Aber von U2 darf man insgesamt mehr erwarten.

Top-Track: Every Breaking Wave

Zurück zur Übersicht