Ein Künstler wie Alice Cooper bringt nicht einfach ein x-beliebiges Album heraus. Nachdem sich Vince Furnier zuletzt auf die Suche nach seinen Detroiter Wurzeln begeben hatte, ist er nun mit „Road“ gemeinsam mit seinem Langzeitproduzenten Bob Ezrin zum bewährten Konzept des Alice-Cooper-Bandalbums zurückgekehrt. Neben diesem spannenden Thema sprach der Musiker, der in diesem Jahr 75 wurde, auch über seine einstigen Suchtprobleme, seine vor 50 Jahren erschienenen Alben „Billion Dollar Babies“ und „Muscle Of Love“ und seine mit Johnny Depp und Joe Perry unterhaltene Zweitband Hollywood Vampires.
Alice Coopers Rockstraße ist gepflastert mit nunmehr 29 Studioalben. Mit „Road“ hat er wieder einmal ein klassisches Bandalbum vorgelegt. Das letzte dieser Art erschien 1973: „Muscle Of Love“ war ein Abgesang der originalen Alice-Cooper-Band, deren übrige Mitglieder zum großen Teil vor allem in den letzten Jahren immer wieder mal Gastauftritte auf Alice Coopers Alben hatten. Seine aktuelle Tourband besteht aus den Gitarristen Ryan Roxie, Tommy Henriksen und Nita Strauss sowie der langjährigen Rhythmussektion aus Bassist Chuck Garric und Drummer Glen Sobel. Das insgesamt 20. Interview des Autors mit dem Mann aus Phoenix toppte im Hinblick auf die vorgerückte Uhrzeit sogar noch den Mitternachtstalk anlässlich des letzten Albums „Detroit Stories“ 2021: In Deutschland war es bereits nach 3 Uhr morgens, als Cooper ihn mit etlichen Stunden Verspätung aus dem Schlaf riss. In Arizona war es zu diesem Zeitpunkt allerdings kaum später als 19 Uhr.
eclipsed: Wer hätte in den 1970ern und 80ern gedacht, dass du deinen 75. Geburtstag feiern und dann immer noch aktiv sein würdest?
Cooper: Alkohol und insbesondere Kokain sorgen dafür, dass du dich selbst im desolatesten Zustand für den Größten hältst. Aber letztlich hab’ ich es in den letzten vier Jahrzehnten geschafft, ohne solche Substanzen zu leben. Sonst gäbe es mit Mitte 70 auch keine Cooper-Shows und -Alben mehr.
eclipsed: In deiner Zweitband Hollywood Vampires huldigt ihr vielen der bereits toten alten Rockstars wie Jim Morrison, mit denen du in den 60ern und 70ern bis tief in die Nacht alles Mögliche konsumiert hast. Und wenn dein Bandkumpane Johnny Depp nicht aufpasst, beschreitet er denselben Weg.
Cooper: Zu Johnny: Der hatte vor seiner Schauspielerkarriere nur eine kurze Rockbandphase und holt vielleicht deshalb vieles nach, was Joe Perry mit Aerosmith und ich schon lange hinter uns haben. Aber wer bin ich als Ex-Drogenkonsument und Alkoholiker, dass ich Johnny die Flasche Whiskey aus der Hand reiße? Er kennt meine Einstellung und muss von selbst oder durch einen Arzt zu dieser Erkenntnis gelangen. [Etwa einen Monat nach dem Gespräch wurde Depp während einer Hollywood-Vampires-Tour bewusstlos und unter Drogen stehend ins Krankenhaus gebracht, sodass einige Konzerte abgesagt werden mussten, Anm.]
eclipsed: Und was sagst du zu den toten Rockstars, denen ihr huldigt?
Cooper: Wir spielen was von Motörhead [Lemmy Kilmister] und Bowie. Beide wurden doch 70, oder? Lemmy hat nie den Fuß vom Gas genommen, ein Phänomen. Und David hat wie ich irgendwann den Absprung geschafft. Bei ihm war es sogar Heroin.