AYREON - „Wie im Himmel, so auf Erden“ oder „Zwischen Himmel und Hölle“

15. Oktober 2020

Ayreon Arjen Lucassen

AYREON - „Wie im Himmel, so auf Erden“ oder „Zwischen Himmel und Hölle“

Mit seinem überdrehten Rockmusical „Transitus“ verlässt Arjen Lucassen für einen Moment die Ayreon-Komfortzone und schickt sein namhaftes Ensemble durch eine im 19. Jahrhundert verortete Geistergeschichte.

Daniel und Abby, die beiden Hauptcharaktere der übersinnlichen Story, werden von Tommy Karevik (Kamelot) und Cammie Gilbert (Oceans Of Slumber) gespielt. Weitere namhafte Künstler der All-Star-Besetzung sind u. a. Simone Simons (Epica), Dee Snider (Twisted Sister), Joe Satriani, Marty Friedman und Johanne James (Threshold). 

eclipsed: Arjen, zunächst ein wehmütiger Blick zurück: Die große Ayreon-Show beim NOTP-Festival ist leider Corona zum Opfer gefallen.

Arjen Lucassen: Ich bin natürlich sehr traurig über die Absage, zumal für eine Show dieser Größenordnung im Vorfeld ungleich mehr Zeit investiert werden muss als für ein normales Konzert. Alle Musiker mussten zusagen, die Bühnenaufbauten waren fertig, wir hatten zum Zeitpunkt der Absage an den Videos gearbeitet, aber es hat nicht sollen sein. Gerade mit einem Album wie „Into The Electric Castle“ wäre es eine tolle Gelegenheit gewesen, den Proggies mal zu zeigen, um was es bei Ayreon eigentlich geht. Denn ich habe immer noch das Gefühl, dass viele in der Prog-Gemeinde nach wie vor die Stirn runzeln, wenn der Name Ayreon fällt. Eine Wiederholung im nächsten Jahr kommt allerdings auch nicht in Frage, da ich für 2021 schon andere Pläne habe. Vielleicht klappt es dann ja 2022!

eclipsed: Nachdem du dich nun jahrzehntelang fast nur im Sci-Fi-Universum bewegt hast, kommt die Handlung von „Transitus“ zunächst ein wenig „irdischer“ daher.

Lucassen: Irgendwann kehre ich natürlich wieder in die Weiten des Alls zurück, das ist sonnenklar. Dieses Album ist also kein Neuanfang für Ayreon, sondern eher ein kleiner Schritt zur Seite! Ursprünglich sollte das Album überhaupt nicht unter dem Namen Ayreon erscheinen, deshalb klingt es auch total anders. Seit ich als Kind „Das Omen“ und „Der Exorzist“ gesehen habe, bin ich ein großer Horror-Fan, also dachte ich mir, dass ich zur Abwechslung auch dieses Thema mal anpacken könnte. Und plötzlich hatte ich da diese romantische Geistergeschichte im Kopf, die im 19. Jahrhundert spielt. Ich würde die Handlung allerdings kaum als „irdisch“ bezeichnen! Ein großer Teil der Geschichte spielt im Reich zwischen Himmel und Hölle: Transitus. Obwohl ich selbst ein ziemlicher Skeptiker bin, habe ich schon immer eine Faszination für das Übernatürliche gehabt. Etwas Humor gehört bei mir natürlich auch stets dazu, damit es nicht zu kitschig wird.

eclipsed: Ursprünglich hattest du sogar eine filmische Umsetzung geplant ...

Lucassen: Unser Genre wird ja gern als „progressiv“ bezeichnet, was für mich bedeutet, immer neue Wege zu beschreiten und zu experimentieren. Ich brauche ständig neue Herausforderungen. Je extremer sie sind, desto mehr Spaß macht es mir, daran zu arbeiten. Ich wollte mir mit diesem Projekt einen meiner größten Träume erfüllen, und das wäre halt eine filmische Umsetzung im Stile von „Tommy“ oder „Jesus Christ Superstar“ gewesen. Ich habe die Sängerinnen und Sänger auch nicht nur ausgewählt, weil sie erstaunliche Vokalisten sind, sondern weil sie auch ein gewisses Charisma haben, gut aussehen und ihre Rollen auch schauspielerisch hätten verkörpern können.

 

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