BLUES PILLS - „Wir denken, dass wir nun selbst genau wissen, was wir wollen“

10. August 2020

Blues Pills

BLUES PILLS - „Wir denken, dass wir nun selbst genau wissen, was wir wollen“

Da hat sich eine Band neu gefunden: „Holy Moly!“ ist der dritte Longplayer der Blues Pills, und dieses Mal hatten sie den Ehrgeiz und das Know-how, fast alles selbst zu machen und zu produzieren. In zwei Telefonaten mit Frontfrau Elin Larsson Anfang des Jahres sowie vor wenigen Wochen ging es nicht nur um das am 21. August erscheinende neue Album, sondern auch um den Ausstieg des Gitarristen Dorian Sorriaux und seinen bandinternen Nachfolger.

Nach dem Abgang des Drummers Cory Berry 2014 und des Gitarristen Dorian Sorriaux im November 2018 besteht die Blues- und Hardrocktruppe neben Sängerin Larsson und Zack Anderson, der vom Bass an die Gitarre wechselte, aus dem Drummer André Kvarnström und dem Bassisten Kristoffer Schander. Musikalisch hatten diese Line-up-Wechsel aber weit geringere Auswirkungen, als man annehmen könnte. Speziell die Rolle Sorriaux' in der Band wurde von außen offenbar weit überschätzt. Dazu trug auch bei, dass er sich in Interviews zu Veröffentlichungen der Band fast genau so häufig wie Larsson äußerte. Nicht selten lobte die Sängerin den Gitarristen dabei über den grünen Klee und betonte, wie stolz sie sei, neben ihm auf der Bühne zu stehen. Im Nachhinein wirkt das in etwa so wie das Bekenntnis eines Fußballmanagers zum Trainer, bevor dieser Stunden später ausgetauscht wird.

eclipsed: Im letzten ausführlichen Interview zum Album „Lady In Gold“ hast du noch von Dorian geschwärmt, und auch bei den Gesprächen und Treffen danach hast du stets den Eindruck vermittelt, dass er eine feste und wichtige Größe im Bandgefüge war. Und nun ist er schon seit einiger Zeit nicht mehr dabei. War all das nur Heile-Welt-Gerede, und muss man nun Angst haben, von dir gelobt zu werden?

Elin Larsson: (lacht) Wenn ich euer Magazin lobe, dann meine ich das so. Ihr habt uns schon zur Zeit unserer [zweiten, Anm.] EP 2013 auf dem Schirm gehabt – das verbindet. Außerdem seid ihr uns wohlgesinnt und habt dennoch eine kritische Haltung, das bringt einer Band immer etwas.

eclipsed: Und was war mit dem talentierten Lockenkopf?

Larsson: Ich weiß nicht, wann das Ganze anfing auseinanderzudriften. Du sagtest mir bzw. Dorian mal, du hättest das Gefühl, dass sein Gitarrenspiel im Laufe der Jahre immer weniger im Vordergrund stünde. Ich habe das damals nicht so gesehen, aber es war wahrscheinlich der Anfang dieser Entwicklung. Dorian war, als wir ihn für die Band entdeckten, gerade 17 geworden, also noch um einiges jünger als wir. Ich denke, musikalisch hat er sich einfach von uns wegentwickelt. Das kommt in den besten Familien bzw. Bands vor. Er will sich nun solo weiterentwickeln und musikalisch ausdrücken. 

eclipsed: Konnte er das nicht innerhalb der Blues Pills?

Larsson: Er hat nicht einen einzigen Song zur Musik der Band beigesteuert. Da wir ihn als geradezu virtuosen Musiker so grandios fanden, hat das zunächst niemanden gestört. Zack und ich haben die Songs geschrieben, er hat sie mit seinem Gitarrenspiel veredelt, das war eines der Erfolgsrezepte unserer frühen Jahre. Ich denke, er fühlte sich mit uns und unserer Musik nicht mehr wirklich wohl, sodass sein Beitrag immer geringer wurde.

eclipsed: Das hört sich alles dennoch nach freundschaftlicher Trennung an. Aber mal andersherum gefragt: Hast du persönlich noch Kontakt zu ihm?

Larsson: Nein.

eclipsed: Wohnt er noch Örebro?

Larsson: Ich glaube, er ist wieder in Frankreich, das weiß ich aber nicht genau.

eclipsed: Das klingt ähnlich endgültig wie damals der Bruch mit Cory Berry.

Larsson: Zu ihm habe ich auch keinen Kontakt mehr.

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