CASPAR BRÖTZMANN MASSAKER - Industrial Ladyland

CASPAR BRÖTZMANN MASSAKER - Industrial Ladyland

Es gab einmal eine Zeit, lange vor dem berüchtigten Loudness War, da konnte man Musikhörer noch mit Lautstärke erschüttern. Ein Magier dieser Eruptionen in Schwarz war der Berliner Gitarrist Caspar Brötzmann. Die fünf Alben seiner Band Massaker, die von Kritikern als Industrial-Variante der Jimi Hendrix Experience gefeiert wurde, kommen jetzt wieder raus.

Die Achtzigerjahre standen im Großen und Ganzen im Zeichen klanglicher Abrüstung. Acts wie Dire Straits, Phil Collins oder Sade gaben den Ton an. Aus den USA dröhnten auch andere Sounds – von Bands wie Hüsker Dü, Black Flag oder Sonic Youth – herüber. Doch es war ein Trio aus West-Berlin, das all das in den Schatten stellte. Das Caspar Brötzmann Massaker war ein Ritual der Schwärze. Es gab nichts Vergleichbares. Der Energielevel der Musiker kannte kein Limit. „Das ist Caspars Handschrift“, erinnert sich Bassist Eduardo Delgado Lopez. „Caspar hat sich immer im Übungsraum eingesperrt und gespielt. Er hat nichts anderes gemacht, als die ganze Zeit an den Gitarrensounds, den Feedbacks und dem ganzen Zeug zu basteln.“

Der so Beschriebene spuckt zwar auf der Gitarre große Töne, verbal aber schaltet er lieber ein paar Gänge zurück. Trotzdem kommt er nicht umhin, seinem Kollegen, den er an diesem warmen Wintertag in einem Berliner Café seit Jahren zum ersten Mal wiedertrifft, ein Stück weit zuzustimmen. „So simpel ist es. Da kamen verschiedene Dinge zusammen: Energie, Sehnsüchte und einiges mehr. Ich war nur in dem gut, was ich da auf der Gitarre machte. In allem anderen waren andere Gitarristen viel besser. Das Instrument und dieser Sound haben mich regelrecht gerufen. Dabei wäre ich beinahe gescheitert. Mit 18 wollte ich aufhören. Zwischen Hendrix und meinem Vater war es nicht ganz leicht. Meine Mutter ermutigte mich aber weiterzumachen. Sie sagte: Mach’s wie Caspar! Ich machte meine Lehre zu Ende, bin rüber nach Berlin und spielte sonst immer nur Gitarre. Dazu gehört auch die Liebe zur Lautstärke.“

Brötzmann und Delgado Lopez, dessen Bruder Gabi als Sänger von DAF Erfolge feierte, stammen aus Wuppertal, wo in den späten Sechzigern der Free Jazz getobt hatte. Caspars Vater Peter Brötzmann war einer der weltweit profiliertesten Free-Saxofonisten, dessen sogenannter Kaputtspieljazz eine ganze Generation geprägt hatte. Von ihm hat Caspar Brötzmann seine Radikalität. „Es ging schon darum, etwas zu zerstören“, gesteht der Gitarrist. „Mit Jazz hatte das aber nichts zu tun. Die Improvisation kam eher von Deep Purple, Led Zeppelin und Jimi Hendrix.“

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