Das Ohr am Kommenden, steuern die FLEET FOXES dem großen Stillstand entgegen

1. Februar 2021

Fleet Foxes

Das Ohr am Kommenden, steuern die FLEET FOXES dem großen Stillstand entgegen

Seattle ist für raue und aggressive Sounds bekannt. Mehr als mit jedem anderen Genre ist die Nordwest-Metropole mit dem Grunge verbunden. Und doch hat auch der Folk einen festen Platz in Seattle. Bereits Ende der 1980er Jahre etablierten die Walkabouts ihre ersten psychedelischen Folk-Versuche auf Sub Pop, dem Label von Mudhoney, Nirvana und Soundgarden. Daher war es gar nicht so abwegig, dass auch die Fleet Foxes genau drei Jahrzehnte später zumindest in den USA via Sub Pop in die staunende Welt aufbrachen. Denn anders als die Walkabouts, die bei aller Folk-Besinnung fest im Geiste des College Rock verwurzelt waren, schlossen Robin Pecknold und seine Fleet Foxes an Sixties-Bands wie The Byrds, Simon & Garfunkel oder Crosby, Stills, Nash & Young an. Ihr Debütalbum „Fleet Foxes“ begeisterte 2008 mit so kompakten Vokalharmonien, wie man sie seit fast 50 Jahren nicht mehr gehört hatte. Und auch die Melodien ihres zweiten Albums „Helplessness Blues“ (2011) umgarnten das Ohr.

Seither ist viel passiert. Gruppen wie Mumford & Sons griffen die Formel der Fleet Foxes erfolgreich auf, und Justin Vernon alias Bon Iver transformierte sie in einen Cyberfolk, der stilprägend für das zurückliegende Jahrzehnt werden sollte. Mit ihrem vierten Album „Shore“ kehren die Fleet Foxes nun auf einen Claim zurück, den sie zwar selbst einst abgesteckt hatten, der sich seither aber extrem verändert hat. „Shore“ ist ein stilles, zurückhaltendes Album. Es geht mehr um Stimmungen und nachdenkliche Texte als um Arena-taugliche Hymnen, und es lohnt sich, auf die Details zu achten. Diese introspektive Grundhaltung ist allerdings kein unmittelbares Ergebnis des Lockdowns. „Ich begann mit dem Schreiben für ‚Shore’ im September 2018“, lässt uns Pecknold in einem Text zum Album wissen. Er war gerade von einem Marathon mit 170 Konzerten zurückgekehrt, wollte aber nicht wieder eine lange Pause einlegen wie nach den Alben und Tourneen zuvor. „Ich wollte arbeiten und mich sinnvoll fühlen. Aber ich musste einen neuen, unbekümmerteren Weg zu meinen Songs finden ...

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