Im Video-Gespräch wirkt David Byrne wie ein charmanter, zerstreuter Professor, und man fragt sich, warum er eigentlich so selten und ungern Interviews gibt. Natürlich bleibt ihm dafür auch kaum Zeit, in den vergangenen Jahren kümmerte er sich um sein Broadway-Musical „American Utopia“, die Neuauflage des Talking-Heads-Konzertfilms „Stop Making Sense“ und schließlich um sein neuntes Album „Who Is The Sky?“. Jetzt gerade steckt er mitten in den Vorbereitungen zur begleitenden Tour. Beziehungsweise erst mal in seinem Apartment in Manhattan. Dem hat er auf dem neuen Album mit „My Apartment Is My Friend“ sogar einen Song gewidmet ...
eclipsed: Das ist dein Apartment im Song, oder?
David Byrne: Ja genau, das ist exakt dieses Apartment! Ich bin hier gerade in meinem Musikzimmer, das gleichzeitig auch mein Schlafzimmer ist. Du siehst hier im Hintergrund Kisten mit allerlei Kram, Gitarren und Songtexten für meine Tour. Es ist irgendwie alles ein Chaos, aber es ist mein Chaos. (lacht)
eclipsed: Erinnerst du dich an einen bestimmten Zeitpunkt, als die Arbeit zu deinem Album „Who Is The Sky?“ begann?
Byrne: Nein, so ganz klar ist mir nicht mehr, wie alles angefangen hat. Ich sammle immer alles in diesen Ordnern (holt einen Ordner hervor). Ich habe mir Ideen für Songtexte zuerst mit Bleistift notiert, dann abgetippt und versucht, sie in Strophen zu gliedern. Manchmal habe ich nur mit dem Titel angefangen wie bei „I Met The Buddha At A Downtown Party“. Ich dachte: Okay, das ist eine Geschichte! Wenn man das hört, denkt man: Was macht er da? Führen wir ein Gespräch? Was sagt er? Was sage ich? Und wohin führt das Ganze? Es gibt eine ganze Reihe solcher Songs, die eine Geschichte erzählen, beim Schreiben bin ich immer wieder auf sie zurückgekommen und habe sie weitergesponnen. Und dann hörte ich die Platte des Ghost Train Orchestra, auf der es das Material des New Yorker Straßenkünstlers Moondog neu interpretiert. Und ich dachte: So sollten meine Songs auch klingen.
eclipsed: Wieso hast du das Album „Who Is The Sky?“ genannt, woher kommt diese absurde Frage?
Byrne: Die kommt von jemandem, der mir eine SMS schickte. Er hat dafür die Sprachfunktion benutzt, und der Algorithmus hat einen Fehler gemacht, als er das Eingesprochene in einen Text umwandelte. Eigentlich lautete die Frage: „Who is this guy?“ Aber dann wurde daraus: „Who is the sky?“ Das gefiel mir. Man kann sich zwar vorstellen, was die ursprüngliche Frage war, aber was dabei herauskam, ist viel poetischer. Ein bisschen kosmisch, ein bisschen existenziell, es hat eine tiefere Bedeutung, aber ist trotzdem sehr verspielt.
