Zurück in die Vergangenheit oder vorwärts in die Zukunft? War auf den frühen Flower-Kings-Alben eher Ersteres der Fall gewesen, präsentierte sich die Band aus Schweden auf ihrem siebten Studiowerk „Unfold The Future“, das am 5. November 2002 erschien, durchaus zukunftsorientiert. Während weiterhin symphonische Prog-Tracks im Mittelpunkt standen, flirtete sie diesmal überdies mit energiegeladenem Jazzrock und sogar mit World-Music-Einflüssen. Obendrein verewigten Roine Stolt (voc, g, key), Hasse Fröberg (voc, g), Tomas Bodin (key), Jonas Reingold (b) und Zoltan Czörsz (dr) unterstützt von vier Gastmusikern auf der rund 140-minütigen Doppel-CD auch mehrere freie Jams. Unterm Strich ist „Unfold The Future“ neben „Stardust We Are“ (1997) das wichtigste Flower-Kings-Album. Es hob sich durch seine Experimentierfreudigkeit vom Gros der damaligen Prog-Konkurrenz ab und klingt noch heute frisch und dynamisch. Wir sprachen mit Bandgründer Roine Stolt über die Entstehung des Mammutwerks.
Aufbruchsstimmung in Uppsala
Vor der Veröffentlichung von „Unfold The Future“ hatte die Band aus Uppsala ein wenig geschwächelt: Das 2001 erschienene „The Rainmaker“ war nämlich lediglich ein als solidesWerk gewesen. Roine Stolt, der kürzlich alle frühen Flower-Kings-Alben bis einschließlich „Adam & Eve“ (2004) remastert und teilweise neu abgemischt hat, ist sich dessen durchaus bewusst: „Als ,The Rainmaker‘ er-schien, mochten die Leute das Album nicht so sehr wie ,Space Revolver‘, und als ,Unfold The Future‘ herauskam, trafen wir wieder genau den Nerv des Publikums: Wir verkauften eine Menge Platten, und die Leute waren total begeistert.“
Die Tatsache, dass letzteres bereits das dritte Doppelstudioalbum der „Blumenkönige“ war, zeigt, wie sehr die Band damals aus dem Vollen schöpfen konnte. „Es war einfach eine sehr kreative Zeit“, bestätigt Stolt, „und ,Unfold The Future‘ war das erste Album mit Zoltan Czörsz [Schlagzeuger, seit 2020 bei Lifesigns, Anm.]. Er war damals gerade mal 20 oder 21 und kam auf Empfehlung von Jonas Reingold zu uns. [Tatsächlich wurde er im Juli 2002 26, Anm.] Jonas war ebenfalls ziemlich neu in der Band, und bei den ersten Schritten mit dem neuen Line-up war der Vibe sehr positiv.“ Auch Keyboarder Tomas Bodin, dessen Kreativbrunnen bei der Arbeit an „The Rainmaker“ aufgrund einer schmerzhaften Scheidung versiegt war, steckte wieder voller Tatendrang: „Tomas hatte damals einige Instrumentalstücke und einige Songs mit schwedischen Texten auf Lager, zu denen ich englische Texte schrieb“, erinnert sich Roine Stolt. „Das waren die ersten Sachen, die wir hatten. Auch ,The Truth Will Set You Free‘, ,Monkey Business‘ und ,Silent Inferno‘ entstanden in dieser Phase.“