„Islands“, das 14. Album der Flower Kings, ist bereits der sechste Doppeldecker der schwedischen Prog-Formation – und das laut Band-Mastermind Roine Stolt völlig unbeabsichtigt. Wie er im Interview ausführt, entstand der mehrdeutige Titel auf einer Reise nach Afrika.
Ein Vierteljahrhundert existieren die Flower Kings mittlerweile. Wenn man bedenkt, dass Bandchef, Sänger und Gitarrist Roine Stolt daneben auch noch in verschiedenen anderen Projekten wie Kaipa, Transatlantic, The Tangent oder The Sea Within die flinken Finger im Spiel hat bzw. hatte, sind 14 Studioalben in diesem Zeitraum eine beachtliche Zahl, auch wenn er offenbar aus einem wahren Füllhorn musikalischer Ideen schöpfen kann. Trotz Corona-Krise geht es dem Schlacks aus dem schwedischen Uppsala „blendend“, wie er während des Telefongesprächs betont: „Warum sollte ich also kürzer treten, wo es mir so viel Spaß bringt, mich beinahe täglich im Studio aufzuhalten und an neuen Ideen zu feilen?“
An den 21 Stücken von „Islands“ arbeiteten Stolt und seine vier Mitstreiter – Gitarrist Hasse Fröberg, Bassist Jonas Reingold, Keyboarder Zach Kamins und Schlagwerker Mirko DeMaio –nämlich beinahe ein Jahr. Viel Zeit für einen ungeduldigen Menschen wie Roine Stolt. „Doch letztlich hat sich die Frickelei rentiert“, freut sich der umtriebige Musiker. „Jetzt würde ich aber gerne raus auf die Bühne, um die neuen Lieder der Welt zu präsentieren. Leider gibt es einen Feind, der das zu verhindern weiß“, seufzt er.
eclipsed: Warum hast du „Islands“ als Titel für euer neues Album gewählt? Auf diese Idee kamen King Crimson ja bereits vor knapp 50 Jahren.
Roine Stolt: Natürlich war mir dieser Umstand bewusst. Und es soll nicht bedeuten, dass ich mich mit den einzigartigen Mannen um Robert Fripp messen möchte. Tatsächlich kam mir die Idee zu einem Lied mit diesem Titel, das die Doppel-CD nun abschließt, während ich mit meiner Frau auf einer Insel in Afrika weilte. Wir gingen spazieren, genossen diese so exotische, faszinierende Atmosphäre, lebten völlig im Augenblick. Spontan fiel mir dieses Stück ein, dessen Grundidee ich augenblicklich in mein Smartphone sang. Vielleicht bin ich ja mit inzwischen 64 reif für die Insel? (lacht)
eclipsed: Der Ausdruck „Insel“ kann auch für „Isolation“ stehen …
Stolt: Ganz genau, im positiven wie im negativen Sinne. In Zeiten dieses bizarren Corona-Virus geht es leider auch um Isolation. Das Ding sorgt dafür, dass wir Menschen uns vom Gegenüber immer weiter entfernen, uns ihm entfremden. Ich habe keine Ahnung, wie das alles weitergehen soll. An manchen Morgen, wenn ich die Augen aufschlage, wünsche ich mir, der Albtraum wäre zu Ende. Hoffentlich geht mein Wunsch bald in Erfüllung. (stöhnt)
eclipsed: Corona hatte also Einfluss auf eure aktuelle Produktion?
Stolt: Leider Gottes einen großen. Wir starteten mit der Ausarbeitung der neuen Songs bereits vor der Pandemie, die Demos waren bis Anfang März weitgehend im Kasten. Wir hatten eigentlich vor, sie traditionsgemäß in meinem Studio in Schweden gemeinsam fertigzustellen. Keine Chance! Plötzlich mussten wir die Sache mithilfe von Mails und Tools zu Ende bringen. Wobei gesagt werden muss, dass sich die von Beginn an geplante Platte durch Corona musikalisch und inhaltlich nicht verändert hat.