GONG - Hochfunktionale Freaks

14. November 2023

Gong

GONG - Hochfunktionale Freaks

Gong sind eine Legende des Psychedelic Rock - und nach mehr als einem halben Jahrhundert noch immer quicklebendig. Seit dem Tod von Gründer Daevid Allen im Jahr 2015 wird der Mythos von einer neuen Musikergeneration am Leben erhalten - mit Bravour, wie das jüngste Album „Unending Ascending“ belegt.

Der Auftrag war klar: „Bringt die Band in unbekannte Höhen und Tiefen, weit über all das hinaus, was ich mir selbst je vorstellen könnte“ – so lauteten die Anweisungen, die Daevid Allen kurz vor seinem Tod 2015 den verbliebenen Musikern seiner Band ins Logbuch diktierte. Seitdem versuchen Kavus Torabi (Gitarre, Gesang), Dave Sturt (Bass, Gesang), Fabio Golfetti (Leadgitarre, Gesang), Ian East (Saxofon, Flöte) und Cheb Nettles (Drums, Percussion, Gesang), diesem Wunsch auf ihrem Flug durch die Gefilde des Planeten Gong gerecht zu werden. Der neue Frontmann Torabi betrachtet es pragmatisch: „Keiner von uns weiß, was er sich wirklich vorstellen konnte. Wir können da nur spekulieren. Ich hoffe, wir haben die Aufgabe erfüllt. Wir wollen eine Musik machen, die sich wie Gong anfühlt.“ Seit neun Jahren spielt das Quintett nun schon zusammen und bildet damit die bislang stabilste Besetzung in der so ereignisreichen, von Line-up-Wechseln geprägten Karriere der Psychedelic-Legende. Das vierzehnte Gong-Studioalbum „Unending Ascending“ ist bereits das dritte dieser Inkarnation und beinhaltet alles, was Gong seit jeher ausmacht. Torabi: „Gong ist eine Band, mit der ich aufgewachsen bin. Jetzt in der Position zu sein, selbst für Gong Lieder zu komponieren und Texte zu schreiben, ist unglaublich für mich. Zusammen mit Daevid in der Band gewesen zu sein, erlaubte es mir zu verstehen, welche Vorstellungen er von der Band hatte. Wir spielen unter dem Banner von Gong und wollen das in Ehren halten, wofür Gong schon immer standen.“ Dazu gehören auch verrückte Zeilen wie „Unending, ascending, sending love from Planet Gong, quaking, shaking, awaking pan-galactic song“ im Stück „My Guitar Is A Spaceship“ – ein Titel, auf den man erst mal kommen muss: „Die Zeilen kamen einfach so über uns. Wir haben den Song sehr schnell geschrieben. Aus diesen Worten entstand dann der Albumtitel. Ich dachte: ‚Das ist ein guter Titel.‘ Er passt gut zu dem, was Daevid für Gong wollte. Er wollte, dass Gong Musik macht, die sich anfühlt, als würde es immer aufwärts gehen. Die Worte ‚unending ascending‘ beschreiben meiner Meinung nach die ganze Gong-Mythologie sehr gut. Gong als Ganzes ist weniger eine Band als vielmehr eine Mythologie“, so der im Iran geborene Torabi.

Die Vergangenheit

Nach seinem Ausstieg bei Soft Machine rief der Australier Daevid Allen 1967 in Paris gemeinsam mit seiner damaligen britischen Lebensgefährtin Gilli Smyth Gong ins Leben. 1970 erschien das Debütalbum „Magick Brother“. Die von 1973 bis 74 veröffentlichten Alben „Flying Teapot“, „Angel’s Egg“ und „You“ bilden die oft als Höhepunkt im Schaffen der Band bezeichnete „Radio Gnome Invisible“-Trilogie, die mit ihren Songs über grüne Männchen, Hexen und fliegende Teekannen letztlich den Gong-Mythos begründete. Neben Allen und Smyth prägten Gitarrist Steve Hillage, Keyboarder Tim Blake und Saxofonist/Flötist Didier Malherbe die drei Alben, die beiden letztgenannten auch Bassist Mike Howlett und Drummer Pierre Moerlen. Danach verließen Allen und Smyth die Band, die dann als Pierre Moerlen’s Gong ein neues Kapitel aufschlug und den Sound vom Psychedelic in Richtung Fusion-Jazzrock verschob. Diese Inkarnation löste sich 1988 auf. Anfang der 90er reaktivierte Allen Gong und leitete das dritte Kapitel der Band ein. Auch Smyth, Malherbe, Howlett und Hillage waren jeweils mindestens an einem der folgenden vier Alben beteiligt. Am letzten, „I See You“ von 2014, wirkten bereits Torabi, Sturt, Golfetti und East mit.

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