Drei Alben in fünf Jahren und extensive Touren durch immer größere Hallen. Da stellt sich die Frage: Kann sich eine Band unter diesen Bedingungen weiterentwickeln? Hat sie genug Zeit und Raum für neue Ansätze und Ideen – oder vermag sie sich nur noch zu wiederholen? Greta Van Fleet geben darauf eine starke musikalische Antwort namens „Starcatcher“.
Hand aufs Herz: Greta Van Fleets im April 2021 erschienenes, opulentes, einstündiges Werk „The Battle At Garden’s Gate“ schien kaum zu toppen – einfach, weil es so perfekt war. Doch nun gelang es den vier Mittzwanzigern aus Frankenmuth im tiefsten Michigan, doch noch einen draufzusetzen: Unter der Regie von Dave Cobb erschufen sie im RCA Studio A in Nashville ein kleines Meisterwerk. Dieses ist das exakte Gegenteil des Vorgängers, aber nicht minder spannend: Es kommt ohne sinfonischen Bombast aus und mutet doch cineastisch, episch und visionär an. Was dahintersteckt und wie das Quartett die eigene Entwicklung sieht, erfuhr eclipsed von Gitarrist Jake Kiszka.
eclipsed: Warum habt ihr euch für den Produzenten der Rival Sons entschieden? Hattet ihr keine Bedenken, dass er euch zu ähnlich klingen lassen würde?
Jake Kiszka: Natürlich hatten wir Bedenken, und deshalb haben wir uns noch mit drei weiteren Kandidaten getroffen. Aber Dave hatte die besten Ideen – und er wollte einen Livesound, eine richtige Aufführung im Studio: rau und urtümlich. Das fanden wir spannend.
eclipsed: Es sollte also ganz bewusst ein Gegenstück zu „The Battle At Garden’s Gate“ werden?
Kiszka: Das war der Plan: Es sollte schneller gehen, mit möglichst wenigen Takes. Auf dem Album hört man zum Beispiel kein Gitarrensolo, das öfter als dreimal eingespielt wurde. Es hieß immer: „Danke, das nehmen wir so.“ Haben wir uns mal verspielt, gab es keine Overdubs, sondern wir haben es so belassen. Schließlich haben Fehler etwas Ehrliches. Die ganzen Aufnahmen haben letztlich nur zwei Wochen gedauert. Es hatte ein bisschen was davon, ins Studio zu gehen, es abzufackeln und durch die Hintertür zu flüchten.(lacht)
eclipsed: Und die Fantasy-Texte über Kriege, Gottheiten und ferne Planeten – ist das reiner Eskapismus?
Kiszka: Unbedingt! Wir entwickeln unser eigenes Universum – was nicht mehr viele Bands tun. Das erreichen wir mit Geschichten über Schmerz, Leid, Demut und Menschlichkeit. Und wenn man „Starcatcher“ von Anfang bis Ende hört, erzählt es die Geschichte des Sternenfängers. Man erfährt, wie sich der Held verliebt, dass sein Gegenspieler stirbt oder er eine Seeschlacht gegen Piraten führt. Das Ganze hat eine starke Bildsprache.