THE INFINITE TRIP - Soundtrack des Lebens

20. März 2018

The Infinite Trip

Jules und Pete – zwei Briten verbergen sich hinter The Infinite Trip. Bereits in den 60er Jahren lernten die beiden Schulfreunde den Psychedelic kennen und lieben. Doch sollte es bis 2014 dauern, also ein knappes halbes Jahrhundert, bis das Duo als The Infinite Trip mit „We Are Like Dream Children“ sein erstes Psychedelic-Album veröffentlichte. Danach war aber kein Halten mehr. Acht Alben sind es bis Ende 2017 insgesamt gewesen, allesamt voll mit den psychedelischen Sounds der später 60er und frühen 70er Jahre. Beim deutschen Clostridium-Label ist mit „Trips Volume 1“ nun eine Werkschau aus den Alben 6 („All About The Mothership“, Dez. 2016) und 8 („Brain Blossom“, Nov. 2017) erschienen. Im E-Mail-Interview geben Jules (Vocals, Drums, Bass, Rhythmusgitarre, Songwriting, Arrangements) und Pete (Gitarre, Keyboards, Samples, Programming, Produktion, Artwork) die Antworten gemeinsam.

eclipsed: Ihr habt acht Alben seit 2014 veröffentlicht. Da hat sich wohl eine Menge aufgestaut. Ihr scheint vor Kreativität zu platzen.

Jules + Pete: Wir sehen die Musik selbst auch als unendliche Reise. Die Inspiration kommt von überall her: Musik aus aller Welt und aus allen Dekaden. Ideen gibt es überall, wo du hinschaust: Kunst und Literatur, Geschichte, Psychologie, Technik, Mystik, andere Kulturen.

eclipsed: Ihr beide kennt euch seit den 60er Jahren. Warum hat es solange bis zum ersten Album gedauert?

J + P: In den 60er Jahren war das unsere Schulzeit. Unser Interesse an der psychedelischen Musik begann schon, als dieser Stil gerade erst entstand. Er ist zum Soundtrack unseres Lebens geworden und er wird niemals vorbeigehen.

eclipsed: The Infinite Trip ist ein reines Studioprojekt. Wie entstehen eure Tracks?

J + P: Es beginnt mit Songideen von Jules, die er auf der akustischen Gitarre einspielt. Dann suchen wir das geeignete Tempo und den Rhythmus, der zum Gesang passt. Dann kommen die weiteren Dinge hinzu: Drums, Bass, Rhythmusgitarre. Danach der Gesang. Das ist die Basis. Wir müssen uns dann entscheiden, welche führende Instrumente wir verwenden wollen und welche anderen Sounds wir noch integrieren wollen. Das ist der eine Punkt des kreativen Prozesses. Der andere ist Jammen, Komponieren, Experimentieren. Auch die Produktion gehört dazu. Manchmal hat der fertige Track gar keine Ähnlichkeit mehr zur ursprünglichen Idee.

eclipsed: Eure Alben haben einen authentischen Spät-60er und Früh-70er Sound. Wie bekommt ihr das hin?

J + P: Wir sind eben in dieser Zeit aufgewachsen und musikalisch sozialisiert. Unser Sound ist wohl deshalb so organisch, weil wir unsere Sachen live einspielen und Computer nur zur Aufnahme und für Effekte benutzen. Wir verwenden sonst nur altes Equipment, das auch die Bands der damaligen Ära verwendet haben. Wir haben echte Keyboards, einen großen Drumsound und eine klare Basslinie. Über die Jahre haben wir Gitarren und Synthesizer gesammelt. Unsere Herangehensweise ist wirklich die ganz alte Schule. Unsere improvisierten Soli sind in nur einem Take gleich nach der ersten Probe aufgenommen.

eclipsed: Was habt ihr vor 2014 musikalisch gemacht?

J + P: Unsere ersten musikalischen Schritte fanden in den 70er Jahren statt. Da spielten wir beide in lokalen Independent-Bands. Unsere ersten gemeinsamen Aufnahmen fanden in den frühen 80er Jahren statt. Damals hatten wir eine bizarre Acid Garage Punkband namens The Timothy Learys. Es gab auch noch andere Projekte, in denen wir mit Reggae und Dark Folk, der vom Gothic beeinflusst war, experimentiert haben. In den 90er und 2000er Jahren war Pete auch noch in verschiedenen Elektronik-Projekten involviert und hat Dance/Trance, Ambient, Chillout und instrumentalen Space Rock gespielt. Außerdem hatte er noch das Seitenprojekt Shiva Moonchild, das sich ethnischen Electronic-Dub beschäftigte.

eclipsed: Wie habt ihr damals in den 60ern den Psychedelic entdeckt?

J + P: Von 1965 haben kleine Bands, die sonst Blues und Soul gespielt haben, mit selbstgebauten Geräten Sounds und Lichteffekte erzeugt. Wir haben damals viele glückliche Stunden damit zugebracht, diese Bands zu kopieren. Wir haben uns Bandrekorder und Plattenspieler geschnappt und versucht all die Sounds, Effekte und Lichter nachzumachen. Wir hatten die Gelegenheit und das Glück, damals Bands wie Hawkwind, Pink Floyd, Pink Fairies, Cream, Caravan und später Tangerine Dream zu sehen. All diese haben uns stark beeinflusst.
eclipsed: Welche Stilrichtung des Psych fasziniert euch am meisten?

J + P: Wir respektieren jede Band, die an ihre eigene Einzigartigkeit glaubt, keine Angst vor Experimenten hat und Einflüsse aus verschiedenen Genres vermischt. Der frühe Psychedelic, der Krautrock oder der Progrock haben damals die Standardmusik mit Experimenten auf ein neues Level gehoben und beeinflussen auch heute noch ganz klar andere Bands. Zu diesen Bands zählen wir uns. Dem Begriff „New Way of Krautrock“ fühlen wir uns zugehörig.

eclipsed: Welche Entwicklung habt ihr im Laufe der acht Alben genommen?

J + P: Die früheren Alben haben einen stärkeren Einfluss vom 60er Psychedelic und vom Garage Rock. Das änderte sich dann schrittweise Richtung Space Rock, Krautrock, Progrock und beinhaltete dann auch andere Elemente wie Gothic oder Science-Fiction. Wir versuchen immer uns zu verbessern, auch was die Produktion betrifft. Die Weiterentwicklung ist uns wichtig. Das ist ein fortlaufender Prozess.

eclipsed: Ist denn The Infinite Trip nun euer Hauptprojekt?

J + P: Definitiv ja, und als solches werden wir auch weiter daran arbeiten. Das heißt nicht, dass es in Zukunft nicht irgendwelche Seitenprojekte geben kann. Aktuell gibt es aber keine Pläne dazu. The Infinite Trip gibt uns genügend Raum für Experimente, für Fortschritt und mit der Möglichkeit in neue Bereiche des Psychedelic vorzustoßen. Der Trip ist in der Tat unendlich. Wir möchten alle Bands grüßen, die frei sind in ihren Gedanken und offen für Neues in ähnlichen Bereichen arbeiten wie wir. Außerdem möchten wir unseren deutschen Fans danken, die uns unterstützen. Ihr Beitrag ist von unschätzbarem Wert.

*** Interview: Bernd Sievers