JEAN-MICHEL JARRE - Equinoxe statt Botox

1. November 2018

Jean-Michel Jarre

JEAN-MICHEL JARRE - Equinoxe statt Botox

Der smarte Elektronikpionier aus Frankreich ist ein Phänomen. Offenbar kennt er die Formel, die einen ewig jung hält. Im August siebzig Jahre geworden, sieht Jean-Michel Jarre immer noch unverschämt frisch aus. Und obwohl er auf eine fünfzigjährige Karriere zurückblicken kann, ist er kein bisschen ruhiger geworden. Mit der Compilation „Planet Jarre: 50 Years Of Music“ und dem Mitte November erscheinenden Studioalbum „Equinoxe Infinity“ zeigt er, dass mit ihm nach wie vor zu rechnen ist.

Anfang der Siebziger hielt der Synthesizer Einzug in die populäre Musik. Zunächst nur von wenigen innovativen Künstlern eingesetzt, setzte sich die Zauberkiste spätestens in den Achtzigern in nahezu allen Genres durch. Mit den wegweisenden Werken „Oxygène“ (1976) und „Equinoxe“ (1978) legte Jean-Michel Jarre den Grundstein für seinen internationalen Erfolg. Seine Mixtur aus experimenteller Musik und sinnlichen, popkompatiblen Melodien traf einen Nerv.

eclipsed: Fühlst du dich mit siebzig Jahren alt oder weise?

Jean-Michel Jarre: Ich fühle mich noch immer wie ein Anfänger. Die immerwährende Suche nach der idealen Musik, nach Perfektion, macht auch die Wahrnehmung von Zeit abstrakt. Ich schaue im Grunde nie zurück.

eclipsed: Du hast deine Werkschau „Planet Jarre“ in vier Sequenzen gegliedert. Warum?

Jarre: Ich mag Compilations eigentlich nicht so sehr, aber die Idee, das für den Hörer wie ein eigenständiges Album mit Konzept zu gestalten, gefiel mir. Ätherische Stücke wie „Oxygène 1“, das in den Bereich „Soundscapes“ eingebunden ist, bekommen so eine neue Qualität. „Themes“ zeigt die Arrangements rund um klare Keyboards und Melodien auf. „Sequences“ betont die rhythmischen Muster meiner elektronischen Musik. „Explorations And Early Works“ verweist auf meine experimentellen Ursprünge, als ich etwa mit Mikrofon und Aufnahmegerät Sounds kreierte und später mit „Zoolook“ die Samplingtechnologie einführte.

eclipsed: Diese Playlists spiegeln auch moderne Hörgewohnheiten wider. Wie siehst du die Entwicklung, dass immer mehr individuelle Songzusammenstellungen gehört werden und immer weniger ganze Alben eines Künstlers oder einer Band?

Jarre: Klar muss man immer die nötige Distanz zu modernen Verhaltensweisen aufbringen. Viele sagen, dass junge Leute gedankenlos damit umgehen. Aber neue Technologien und Innovationen verlaufen immer so, bis sie etwas weniger hysterisch als ein Teil in den sonstigen Lebensstil integriert werden. Streaming gibt einem jedoch auch die Freiheit, Musik in sehr vielen unterschiedlichen Situationen zu erleben.

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