KEVIN GILBERT: 20 Jahre „The Shaming Of The True“ – Das unbekannte Prog-Meisterwerk

1. Oktober 2020

Kevin Gilbert

KEVIN GILBERT: 20 Jahre „The Shaming Of The True“ –  Das unbekannte Prog-Meisterwerk

Kevin Gilberts Konzeptalbum „The Shaming Of The True“, das vom Aufstieg und Fall des Rockmusikers Johnny Virgil handelt, zählt zu den großen unbekannten Prog-Meisterwerken. Da Gilbert aufgrund seines frühen Todes – er starb 1996 mit nur 29 Jahren – die Arbeit an seinem Opus Magnum nicht vollenden konnte, sprang sein Freund Nick D’Virgilio ein, der damals bei Spock’s Beard trommelte und heute in Diensten von Big Big Train steht. D’Virgilio half bei der Finalisierung des Albums und legte die endgültige Trackliste fest. Im Jahr 2000 war es dann so weit: „The Shaming Of The True“ erschien in einer Erstauflage von 1400 Exemplaren, doch der Publikumszuspruch war so groß, dass 2008 und 2011 zwei remasterte Neuauflagen folgten; Ende 2020 wird das Album als Doppel-LP erscheinen. Höchste Zeit also, die spannende Entstehungsgeschichte von Gilberts Geniestreich zu beleuchten. 

„The Shaming Of The True“ ist untrennbar mit Kevin Gilberts Biografie verbunden, was auch im Namen des Protagonisten anklingt. „Einiges war definitiv von seinen Erfahrungen im Musikbusiness geprägt“, erzählt Nick D’Virgilio im Gespräch mit eclipsed. „Andererseits konnte er die Lyrics so verformen, dass man sich fragte, wer diese Person ist.“ 

Will man die Hintergründe des Albums verstehen, lohnt es sich, einige Lebensstationen von Kevin Gilbert zu beleuchten. Schon mit vier Jahren spielte er Songs auf dem Klavier nach, später sollte er Konzertpianist werden. Als 15-Jähriger machte er erste Aufnahmen mit NRG (vergleichbar mit Saga), jobbte als Aufnahmeleiter in einem Studio und beschloss, von nun an jährlich zehn eigene Songs aufzunehmen. Nach einem kurzzeitigen Filmstudium in Los Angeles heuerte er 1986 als Tour-Keyboarder bei Eddie Money an und gründete die Progressive-Pop-Gruppe Giraffe (CD-Tipp: „The View From Here“), mit der er 1988 den „Yamaha Soundcheck International Rock Music“-Wettbewerb gewann – beim Weltfinale in Tokio schaffte es die Band immerhin auf Platz 2. Dennoch hatten Giraffe keine Zukunft: Gilbert zog auf Einladung von Madonnas Produzent Pat Leonard nach Los Angeles, doch seine Mitmusiker wollten diesen Schritt nicht wagen. 
 

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