Kwoon ist das Art- und Postrockprojekt des französischen Musikers Sandy Lavallart. Jahrelang veröffentlichte es nur Singles als Videoclips. Aber was heißt „nur“? Die Musik auf dem poetischen neuen Album „Odyssey“, dem erst dritten seit der Gründung 2006, eignet sich perfekt für eine filmische Umsetzung – etwas, das Lavallart bei jedem Song von Anfang an im Hinterkopf hat.
Sandy Lavallart ist das, was man einen Grenzgänger nennt. Oder noch treffender: einen Grenzenüberschreiter. Im Leben wie in der Kunst lässt sich der Familienvater aus Paris von nichts und niemandem aufhalten: Was er sich in den Kopf gesetzt hat, zieht er durch. „Ich hasse Beschränkungen und gehe über jede Grenze“, erklärt er im Interview. So trat er u.a. schon auf einem Vulkan, einem 3800 Meter hohen Alpengipfel der Mont-Blanc-Gruppe oder am verwunschenen, von hohen Wellen umspülten Leuchtturm Phare de Tévennec in der Bretagne auf. „Wenn jemand sagt, dies oder das gehe nicht, denke ich: ‚Wenn es niemandem wehtut, warum sollte ich es nicht tun?‘“ Weshalb er das macht und dabei sogar Leib und Leben riskiert? „Ich liebe das Leben, das Adrenalin – zu fühlen, dass ich ein winzig kleiner Teil des großen Ganzen bin.“ Vor allem ist Lavallart ein großer Träumer. „Seit ich ganz jung war, schaue ich in die Sterne, in den Himmel, aufs Meer, in die unendliche Weite“, erzählt der Musiker, der sich selbst schon mal als „dream maker“ bezeichnet.
„Ich liebe die Elemente und vor allem das Wasser. Ich liebe es zu träumen und fühle mich mit dem Ozean und der Natur einfach verbunden. Das gibt mir Kraft und Inspiration.“ Auf dem ersten Kwoon-Album „Tales And Dreams“ von 2006 gibt es den Song „I Lived On The Moon“, der von einem Vater handelt, der seinem Sohn sagt, dass ihn niemand jemals davon abhalten werde zu träumen. „Und das“, so Lavallart, „ist bis heute mein Credo, und ich sage es auch meiner Tochter: ‚Höre nie auf zu träumen, das Leben ist kurz!‘“ So erstaunt es nicht, dass nicht nur der letzte Track des neuen Albums, „Keep On Dreaming“, genau so klingt: poetisch und träumerisch. „Odyssey“ enthält epischen Artrock, breitwandige, ambienthafte Soundscapes, klassische Postrockausbrüche, gleichzeitig aber auch viel Gesang und jede Menge Pathos. Es ist ein ziemlich einzigartiger Mix verschiedenster Einflüsse. Lavallart dazu: „Ich liebe Postrockbands wie Mogwai, Sigur Rós oder Explosions In The Sky. Aber Fakt ist: Ich singe viel, also ist es nicht wirklich Postrock.“