LAZULI - Die Rückkehr der Wanderbiene

4. April 2023

Lazuli

LAZULI - Die Rückkehr der Wanderbiene

Die französische Formation hat sich durch ihre so ungewöhnliche wie charmante Mischung aus Prog, Folk, Chanson und Weltmusik ebenso einen guten Ruf erspielt wie durch ihre energiegeladenen Liveshows. Wieso diese Intensität sich nicht ganz auf ihren Tonträgern widerspiegelt, auch nicht auf der neuesten Veröffentlichung „11“, und was das besondere Verhältnis zu ihren Fans damit zu tun hat, verrät Bandchef Dominique Leonetti.

Man könnte meinen, dass Lazuli die Corona-Pandemie in ihrer ländlichen und familiären Idylle im Süden Frankreichs mit Leichtigkeit überstanden hätten. Im ländlichen Deaux bewohnen die Brüder Dominique und Claude Leonetti mit ihren Familien ein altes, selbst umgebautes Gebäude, in dem sich auch das bandeigene Tonstudio befindet. Dennoch brachte der Lockdown den Frontmann so schwer ins Grübeln, dass nur das Schreiben, später die Musik und seine Band ihn aus dem Sumpf ziehen konnten.

eclipsed: Bitte erzähl’ ein bisschen vom „Makingof“: Wann entstanden die Songs von „11“? Wie habt ihr gearbeitet? Was war anders als bei den anderen Alben?

Dominique Leonetti: Gern. Ich freue mich immer, Fragen von eclipsed zu beantworten, und werde nie vergessen, dass das Magazin immer für Lazuli da gewesen ist, seit unseren ersten Konzerten. Das war vor 15 Jahren, als die Gruppe in Deutschland total unbekannt war. Eclipsed hat lange vor allen anderen auf uns vertraut … Ich habe alle Lyrics während des Lockdowns geschrieben. Das ist vielleicht der Grund, warum dieses Album eine in sich gekehrtere Seite hat als seine Vorgänger. Während dieser seltsamen Zeit wurde ich von Gefühlen überwältigt, und ich nutzte das sozusagen als Tinte. Es war gut für meine mentale Gesundheit. (lacht) Ich schrieb wie verrückt, es war wie ein Zwang, ich dachte, dass vielleicht das Leben nie wieder so sein wird, wie es vor der Pandemie war, und wir nie auf die Bühne zurückkehren würden. Ich überlegte sogar, alle Texte einfach wegzuschließen. Als wir dann aus dem Lockdown rauskamen, fand ich die Kraft, all diese Worte in Musik umzuwandeln, sie zum Leben zu erwecken und mich selbst wieder ins Leben zurückzubringen. Wie immer machten Claude und ich einige Demos mit Arrangements für Vincent, Romain und Arnaud. Eine Art Arbeitsanleitung. Die anderen warfen wie üblich einen sorgfältigen Blick auf meine Texte, und wir begannen, an den finalen Arrangements und den Aufnahmen zu arbeiten. Der große Unterschied: Gitarrist Arnaud war jetzt dabei. Wir haben bereits zusammen an dem Akustikalbum „Dénudé“ gearbeitet, aber „11“ war das erste echte Album mit neuen Songs, an dem er mitwirkte. Arnaud passt genau zu uns, und gleichzeitig prägt er die Songs mit seiner Persönlichkeit. Was für eine Freude, dieses Album mit ihm zu machen! Alles lief wie selbstverständlich, fast schon ein bisschen unheimlich.

eclipsed: Auf dem Cover ist eine Biene zu sehen. Welche Bedeutung hat die Biene für euch? Euer eigenes Studio heißt ja „L’Abeille rôde“ – übersetzt „Die Wanderbiene“ ...

Leonetti: Ja, „L’Abeille rôde“ entstand aus einem Wortspiel heraus, es klingt so ähnlich wie „Abbey Road“, das berühmteste Studio der Welt, wo die ersten Multitrack-Aufnahmen gemacht wurden. Mein Bruder und ich sind Beatles-Fans, und es wurde ein bilingualer Scherz, auch wegen meines schlechten Englisch ... Das Bild der Biene folgt uns bereits eine Weile, es symbolisiert unsere Band: Im Studio sind wir wie fleißige Bienen in einem summenden Stock. Während des Lockdowns und dieses weltweiten Intermezzos hat sich zudem die Insektenpopulation wieder erholt. Es ist lange her, dass ich so viele Schmetterlinge, Libellen, Bienen in meinem Garten gesehen habe – wie eine Wiedergeburt. Somit ist es ganz natürlich, dass diese Bienen ihren Platz auf dem Cover eingenommen haben.

Lest mehr im aktuellen Heft ...