LEPROUS - Die Kraft der Intuition

5. September 2021

Leprous

LEPROUS - Die Kraft der Intuition

Mit ihrem 2019 erschienenen Album „Pitfalls“ empfahlen sich die norwegischen Progmetaller LEPROUS eindrücklich als eine der Top-Bands des Genres. Das Nachfolgewerk „Aphelion“ knüpft nun daran praktisch nahtlos an, sowohl musikalisch als auch inhaltlich. Denn Frontmann Einar Solberg verarbeitet in den Songtexten erneut seine Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen, dieses Mal aber mit einer optimistischeren Grundausrichtung. 

In den vergangenen Jahren konnte man bei Leprous eine Tendenz zur Vereinfachung erkennen. Diese setzt sich bei „Aphelion“ fort, denn die Band agiert hier erneut zugänglicher als in ihrer Frühphase und kultiviert dabei einen ganz eigenständigen progressiven Ansatz. Abgerundet wird das Ganze durch die überragende Gesangsleistung von Einar Solberg, der eine unglaubliche Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten an den Tag legt. Im eclipsed-Interview äußert sich der 36-Jährige nicht nur zur Entstehung der neuen Songs, sondern auch zur musikalischen Herangehensweise seiner Band sowie zum mysteriösen Titel des Albums. 

eclipsed: „Aphelion“ (dt: Aphel) ist ein Begriff aus der Astronomie und bezeichnet den Punkt der größten Entfernung eines Planeten von der Sonne. Inwiefern gibt es einen Bezug zwischen diesem Titel und euren neuen Songs? 

Einar Solberg: Der Titel bezieht sich eigentlich gar nicht auf die Songs, sondern auf den Zeitraum der Entstehung. Ursprünglich wollten wir das Album „Adapt“ nennen, da es vom Sich-Anpassen in Corona-Zeiten handelt, was aber nicht gut klang. Deshalb wählten wir einen Titel, der ausdrückt, dass wir in diesen Zeiten ganz weit von der Sonne bzw. vom Licht entfernt sind, aber dennoch nach vorn schauen müssen. Sprich: Wir müssen diese Situation zu unserem Vorteil nutzen, anstatt auf bessere Zeiten zu hoffen. Das sieht man auch auf dem Cover, wo ein Mann in einem dreieckigen Gebäude steht, das auf einer Bergspitze platziert ist: Er ist in einem kleinen Raum gefangen und kann die schöne Welt quasi nur von außen betrachten. 

eclipsed: Euer letztes Album „Pitfalls“ war eine sehr persönliche Platte, auf der du deine Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen verarbeitet hast. Wie geht es dir heute? 

Solberg: Ich fühle mich generell viel besser, aber ich habe mittlerweile auch meine Perspektive verändert. Vorher dachte ich, dass ich diese Gefühle überwinden müsse – und das wär’s dann. Aber das funktioniert nicht bei Angststörungen und Depressionen, denn wenn man mal eine Zeitlang darunter gelitten hat, bleiben im Gehirn bestimmte Muster zurück. Allerdings habe ich eine Lösung gefunden, wie ich diese Muster überwinden kann, und zwar indem ich sie als Teil meines Lebens akzeptiere – allerdings gibt es dennoch gelegentlich Rückschläge. Unser neues Album greift dieses Thema nochmals auf, beleuchtet es aber aus einer eher lösungsorientierten Perspektive.  

eclipsed: „Aphelion“ wurde in drei verschiedenen Studios aufgenommen, wobei David Castillo, Christer Cederberg und Henning Svoren als Produzenten fungierten. Was wolltet ihr mit eurem neuen Album erreichen?  

Solberg: Eigentlich wollten wir gar nichts damit erreichen! (lacht) Wir wollten vor allem auf intuitive Art und Weise Musik machen. Deshalb gingen wir ohne Pläne und Ziele ins Studio, wodurch sich ein sehr freier und intuitiver Kompositionsstil ergab. Im Ocean Sound Studio wollten wir schon immer aufnehmen, und uns gefiel die dortige Retro-Herangehensweise, während die Cederberg Studios etwas moderner ausgestattet sind. 

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