Anfang Juli in Norwegen: Tor Oddmund Suhrke, neben Robin Ognedal der zweite Gitarrist von Leprous, nimmt sich bei strahlendem Sonnenschein Zeit für ein Interview mit eclipsed. Der ausgebildete Physiotherapeut berichtet dabei, warum seine Band die Arrangements verschlankt hat und auf Pink-Floyd-mäßige Soli steht – und warum die Nebenprojekte seiner Kollegen sich positiv auf die Bandatmosphäre auswirken.
eclipsed: Die letzten beiden Leprous-Alben – „Pitfalls“ und Aphelion“ – handelten von den Depressionen und Angststörungen eures Sängers Einar Solberg. Was hat euch dazu bewogen, auf „Melodies Of Atonement“ Songs zum Thema „Reue“ zu schreiben?
Tor Oddmund Suhrke: Eigentlich ist das neue Album die Fortsetzung desselben Themas. Schon auf den letzten Alben ging es darum, wie jemand seine mentalen Probleme überwinden kann. „Atonement“ bedeutet einerseits, dass man seine Sünden bereut, und andererseits, dass man aktiv etwas unternimmt, um seine Probleme in den Griff zu bekommen.
eclipsed: Es gibt sicherlich einige Leprous-Fans, die auf ein weniger elektronisches Album gehofft hatten. Andererseits klingt „Melodies Of Atonement“ wie der logische Nachfolger von „Pitfalls“ und „Aphelion“, weil ihr erneut Prog-metal mit elektronischen Elementen gemischt habt.
Suhrke: Wir haben die bewusste Entscheidung getroffen, uns von den orchestralen und symphonischen Elementen zu einem eher bandfokussierten Album hin zu bewegen – der Sound ist aber immer noch ziemlich gewaltig. Das heißt auch, dass die Songs live jetzt noch größer klingen, weil kein Orchester dabei ist.
eclipsed: Kann man sagen, dass ihr heutzutage nicht mehr so sehr von traditionellem Progmetal beeinflusst seid und stattdessen eher von unterschiedlichen Arten der elektronischen Musik?
Suhrke: Ja, das stimmt wohl. Wir hören nicht primär Metal oder Progmetal, sondern viele unterschiedliche Genres. Dass bei uns elektronische Elemente zu hören sind, heißt auch nicht unbedingt, dass wir von Bands beeinflusst sind, die ebenfalls elektronische Elemente einsetzen. Es geht uns eher darum, unsere Kompositionen passend umzusetzen. Viele unserer Sounds haben auch einen hohen Wiedererkennungswert. Einar hat bei „Atonement“ mal fünf Stunden für einen bestimmten Sound gebraucht, der dann nur zwei Sekunden zu hören war! (lacht) Aber alle sagten: „Wow! Das war richtig cool!“