MC5 - Eine Band von revolutionärer Kraft

3. Oktober 2024

MC5

MC5 - Eine Band von revolutionärer Kraft

Die Geschichte der progressiven Garagenrocker MC5 gehört zu den eher tragischen Kapiteln der Rockhistorie. Mit ihrer Hymne „Kick Out The Jams“ und revolutionären Posen nahmen die Detroiter 1968 den Punk vorweg. eclipsed sprach mit Produzent Bob Ezrin, der bereits für Größen wie Alice Cooper, Deep Purple und Pink Floyd gearbeitet hat und nun der legendären Band zu einem dritten, postum veröffentlichten Studioalbum verhalf.

Über ein halbes Jahrhundert nach ihrer letzten Studioproduktion 1971 erscheint ein neues Album der Motor City Five mit Gästen wie Slash, Vernon Reid, Tom Morello und Don Was. Und die Rock and Roll Hall of Fame nimmt die einflussreiche Gruppe endlich auf – nur wird leider keines der Mitglieder anwesend sein können, um die Ehrung zu erleben. 

eclipsed: Du hast „Heavy Lifting“ produziert. Was bedeutet dir die Band MC5?

Bob Ezrin: MC5 bedeutet mir sehr viel. Im Herbst 1970 kam ich nach Detroit, um mit Alice Cooper zu arbeiten. Er und MC5 bestritten ein gemeinsames Konzertprogramm, und ich sah sie live. Danach traf ich ihren Gitarristen Wayne Kramer in der Zentrale der White Panther Party [linksradikale, antirassistische politische Bewegung, Anm.] in Ann Arbor in Michigan. Ich erinnere mich, dass ich all diese Leute dort bewunderte, denn es war eine besondere Zeit mit bemerkenswerten Menschen. Als ich nach dieser Reise nach Toronto zurückkehrte, erzählte ich allen, es werde in Amerika eine Revolution geben, die in Detroit ihren Anfang nehmen werde. 

eclipsed: In ästhetischer Hinsicht waren MC5 enorm erfolgreich, wirtschaftlich aber kaum. War die Band zu anspruchsvoll für den Durchschnittshörer?

Ezrin: Die Band war sehr zeit- und ortsgebunden, sie stand in engem Zusammenhang mit der Bürgerrechts- und Antikriegsbewegung in Detroit. Es war eine Zeit massiver Konflikte in den USA zwischen dem Establishment und jungen Leuten. Es kam zu Gewalt gegen Kriegsgegner auf dem demokratischen Parteitag 1968 und zur Ermordung von vier unbewaffneten Studenten durch die Polizei an der Kent State University im Mai 1970. Und MC5 waren da mittendrin, eine Nischenband per definitionem. 

eclipsed: Welche Rolle spielte dabei ihr Manager John Sinclair?

Ezrin: Er war beim Establishment, das die Medien kontrollierte, nicht sehr beliebt. Man hatte es nicht eilig, ihn zu unterstützen. Darunter hat die Band gelitten. Und dann gab es noch all diese juristischen Probleme. John wurde 1969 wegen des Verkaufs von zwei Joints verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Es gab also eine Menge Ablenkung und nicht genug Zeit für die Kernaufgabe einer Band, nämlich großartige Musik zu machen. Und es gab auch nicht genug Unterstützung durch den Musikmarkt. 

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