Ein prächtig gelaunter Neal Morse, der gerade die Keyboards für das dritte Flying-Colors-Album aufnimmt, erläutert eclipsed die Hintergründe von „The Great Adventure“. Dabei verschweigt er nicht, dass der Entstehungsprozess – ähnlich wie bei „Snow“ – bisweilen sehr mühsam war. Was allerdings nicht heißen soll, dass es Morse & Co. an Songs mangelte. Tatsächlich gibt es noch weitere 45 Minuten Material, die gar nicht verwendet wurden.
eclipsed: In der Presseinfo war zu lesen, dass ihr gar nicht vorhattet, ein weiteres Konzeptalbum zu schreiben. Und schon gar nicht eine Fortsetzung von „The Similitude Of A Dream“. Warum eigentlich nicht?
Neal Morse: Wir hatten ja gerade ein Doppel- und Konzeptalbum vorgelegt, und die Jungs wollten etwas anderes machen, ein einfaches Progressive-Rock-Album. Und so legten wir los. Ich hatte bereits einige Teile des Puzzles zusammen, aber nicht sehr viele. Im Januar 2018 kamen wir für zwei Wochen im Studio zusammen und nahmen auf, sozusagen eine einfache Version von „The Great Adventure“, ohne richtiges Konzept. Es war das erste Mal in der langen Geschichte der Zusammenarbeit mit meinem guten Freund Mike Portnoy dass ich nach einigen Wochen Reinhören und Sackenlassen dachte: Das ist es noch nicht, wir sind noch nicht fertig. Wir sollten uns noch mal alle im Studio einfinden und weiter dran arbeiten. Das war bisher noch bei keiner Zusammenarbeit so. Aber so ist das eben, jedes Album ist einzigartig und du musst dem Entstehungsprozess so folgen, wie er sich entwickelt.
eclipsed: Du kannst es also nicht erzwingen?
Morse: Als Musiker sind wir Entdecker, wir müssen herausfinden, wie etwas sein soll. Wir mussten auch bei diesem Album zunächst auf Entdeckungsreise gehen. Ich schrieb schließlich eine Version von „The Great Adventure“, die zweieinhalb Stunden dauerte. Und die Band mochte das, allen voran Mike, der ja ursprünglich kein Doppelalbum wollte. Er meinte, dass das ein ehrgeiziges Unterfangen ist, wir es aber versuchen sollten. Wir fanden ein kleines Zeitfenster im August, und von meinem Geburtstag, dem 2. August, an verbrachten wir ein paar Tage in Nashville, arrangierten, und produzierten.
eclipsed: Deine Kollegen haben diesmal noch etwas mehr gesungen, oder täuscht das?
Morse: Das ist tatsächlich so. Ich führe da zwar nicht Buch drüber, aber, ja, stimmt. Ich habe als Vorlage für den Gesang zunächst alles eingesungen – nicht sehr gut, aber egal. Die Harmonien, die Betonungen und so weiter. Dann habe ich die anderen aufgefordert, einfach mal zu machen. Wir haben nur mal kurz am Telefon drüber beraten. Es hat sich recht gut ergeben, jeder schnappte sich den Part, der ihm am besten lag.
eclipsed: Immerhin können die Jungs tatsächlich auch singen.
Morse: Wir haben wirklich Glück, dass wir mit so vielen guten Gesangsstimmen in der Band gesegnet sind. Das hebt das Ganze noch mal auf ein anderes Level. Es war ein großes Abenteuer, dieses Album zu erschaffen. Am Ende waren schließlich alle sehr glücklich. Es war ein wenig Magie im Spiel, und ich glaube, wir hatten auch ein bisschen Hilfe von oben. „Similitude“ war ein kreativer Meilenstein für uns alle. „The Great Adventure“ ist ein würdiger Nachfolger.