Nicht jede Band der nostalgisch verklärten Sixties ist eine Legende oder hat Rock geschichte geschrieben. Es gibt auch Hunderte, die es schlichtweg nicht schafften, die weder zu Geld noch Ruhm gelangten – und bis heute von ihren Erinnerungen zehren. Bestes Beispiel: Patrick Campbell-Lyons und Alex Spyropoulos – die wahren Nirvana.
Ein Gespräch mit Patrick Campbell-Lyons ist zäh: Der heute 82-Jährige lebt in Griechenland. Wo genau, will er nicht verraten, wovon er lebt, auch nicht. Nur so viel: Er sei gesundheitlich angeschlagen, stehe auf Kriegsfuß mit der Unterhaltungsindustrie und halte wenig von der heutigen Rockmusik: „Ich vermisse die Kreativität – das Bemühen, etwas wirklich Eigenständiges, Neues zu machen. Deshalb verkommt Musik zur reinen Background-Berieselung, weil sie zu nichts mehr taugt. Sie ist wie Fast Food, auf das man sich nicht groß konzentrieren muss.“
Dieses Urteil kann sich der gebürtige Ire erlauben – weil er Teil der Swinging Sixties war, als Musik, Film, Literatur und Kunst Ausdruck eines neuen Lebensgefühls waren, es mehr individuelle wie kreative Freiheit gab und London als Mekka der Popkultur galt: „All die jungen Menschen kamen dahin, um zu studieren, zu fotografieren, zu malen, Klamotten zu designen und sich selbst auszudrücken. Es gab freie Liebe, tolle Clubs, Amphetamine und wahnsinnig gute Musik.“ Zusammen mit Alex Spyropoulos, Sohn eines griechischen Reeders, gründete er 1967 das Duo Nirvana, das für progressiven Pop mit orchestralen Einflüssen, theatralischer Performance, technischer Innovation (erster Einsatz des Phaser-Effekts in einem Song) und frühen Konzeptalben stand ...