OZZY OSBOURNE -„Ich habe gerade eine ziemliche Pechsträhne“

16. April 2020

Ozzy Osbourne

OZZY OSBOURNE -„Ich habe gerade eine ziemliche Pechsträhne“

Jahrzehntelang schien der „Madman“ unverwüstlich. Doch in jüngerer Zeit häufen sich bei Ozzy Osbourne die Krankenhausaufenthalte, und es sieht ganz so aus, als würde die exzessive Überstrapazierung des eigenen Körpers nun doch ihren Tribut fordern. Sein neuestes Album „Ordinary Man“ könnte daher auch sein letztes sein.

Am Portal der imposanten Osbourne’schen Villa in Hancock Park, einem Nobelstadtteil von Los Angeles, prangt das Schild: „Never mind the dog – beware of the owner.“ Das macht Hoffnung. Doch der „Prince of Darkness“, Übervater aller Metal-Barden, besitzt derzeit weder einen scharfen Wachhund, noch kann er diese Funktion selbst ausüben. Im Gegenteil: Der 71-Jährige ist ein alter, kranker, schwacher Mann, der einen Stock zum Gehen benötigt, es nur mit Mühe in den plüschigen Sessel seines privaten Kellerkinos schafft, keine fünf Minuten ruhig sitzen kann und viel unverständliches Gestammel von sich gibt, während er andererseits extrem schwerhörig ist. Kurzum: Ein Gespräch mit ihm zu führen, ist alles andere als einfach. Und: Es tut weh, den Helden seiner Jugend in dieser Verfassung zu sehen. 

Im Januar 2019 ereignete sich sein bereits zweiter Genickbruch, der ihn ein Dreivierteljahr ans Krankenbett fesselte. Die Ursache war eine Lappalie: „Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, weil ich pinkeln musste“, setzt der Mann im meerblauen Thomas-Gottschalk-Sakko an. „Also bin ich ins Bad, und auf dem Rückweg war es so dunkel, dass ich gestolpert und rücklings auf den Fußboden geknallt bin. Dabei hat es gekracht, und ich habe Blitze gesehen. Mein erster Gedanke war: ‚Du verfluchter Idiot!‘ Dann sagte ich zu Sharon: ‚Ruf den Notarzt. Ich fürchte, ich habe mir den Nacken gebrochen.‘ Ihre Reaktion war: ‚Machst du Witze?‘ Doch der Notarzt hat mich sofort abtransportiert.“ 

Nach einer Fingerinfektion und einer Lungenentzündung war es bereits sein dritter Krankenhausaufenthalt binnen weniger Monate – der ihm immer noch zu schaffen macht: Ozzy klagt über Schmerzen in Armen, Beinen und Nacken, und man fragt sich unwillkürlich, was wohl als Nächstes kommt. „Das letzte Jahr war der reinste Horror“, rattert er weiter. „Das davor auch. Es kam eine Sache nach der anderen. Dabei rauche und trinke ich schon lange nicht mehr. Ich nehme auch keine Drogen. Trotzdem passiert mir dieser Mist.“ 

Es ist schon tragisch: Die Hardrock-Ikone schlechthin, die mit Black Sabbath wie als Solist seitenweise Musikgeschichte geschrieben und ganze Generationen von Musikern geprägt hat, scheint am Ende ihrer Kräfte angelangt zu sein. Dabei vermittelte Ozzy Osbourne ähnlich wie Lemmy oder Keith Richards immer den Eindruck, er verfüge über eine Ausnahmekonstitution, die durch nichts zu erschüttern ist. Schließlich hat er über Jahrzehnte hinweg alles Erdenkliche an Alkohol und Drogen verputzt und sogar lebendige Ameisen geschnupft – ohne erkennbare Spätfolgen. Doch jetzt hat man bei ihm auch noch Parkinson im zweiten Stadium – eine noch relativ milde Phase der Nervenkrankheit – diagnostiziert. „Ich habe gerade eine ziemliche Pechsträhne“, bemerkt der Hausherr trocken.
 

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