„Coming Up To Consciousness“, das neue Album der Band um Jon Courtney, entstand in Zusammenarbeit mit Pink Floyd-Bassist Guy Pratt und Mitgliedern von The Pineapple Thief. Wie es dazu kam, welche Änderungen im Line-up es in den letzten beiden Jahren gab und wie die Musik ihn aus einem emotionalen Tief holte, erzählte der Gitarrist und Sänger im Zoom-Interview.
eclipsed: Was ist seit dem 2022er-Album „Above Cirrus“ passiert?
Jon Courtney: Unsere alte Sängerin Chloe Alper konnte ja schon vor zwei Jahren nicht mehr mittouren: Sie hat einen Ganztagsjob und ist außerdem viel mit der britischen Band James unterwegs. Deshalb war diesmal Annicke Shireen am Mikrofon, die ja bereits mit uns auf der Bühne stand. Chloe und ich sind aber immer noch gute Freunde. Wenn sie also wieder Zeit hat, wer weiß. Unser alter Drummer ist nach Österreich gezogen. Für ihn spielt jetzt Ravi Kesavaram, der uns ebenfalls bereits live unterstützt hat. Er ist gewissermaßen in den Job hineingewachsen und bringt eine Menge Energie mit. Gleich geblieben ist, dass ich die Songs schreibe und manchmal etwas zusammen mit Greg Jong vorbereite.
eclipsed: Was hat dich zum neuen Album inspiriert?
Courtney: Da muss ich ein bisschen in die Tiefe gehen: Vor rund zwei Jahren mussten wir unseren Hund einschläfern lassen. Ich dachte, ich wäre darauf vorbereitet; es stellte sich heraus, dass ich es nicht war. Er war siebzehn Jahre lang ein so wichtiger Teil unserer Familie. Ich fühlte mich wie ein Verräter, empfand Trauer und war mir plötzlich meiner Sterblichkeit bewusst. Als ich gerade anfing, mich wieder besser zu fühlen, stellte sich heraus, dass ich bei Renovierungsarbeiten wahrscheinlich einer hohen Asbestbelastung ausgesetzt gewesen war. Das haute mich um. Eine meiner größten Ängste war Wirklichkeit geworden. Ich hatte das Gefühl, bald sterben zu müssen und dass meine Familie vielleicht auch dem Zeug ausgesetzt war. Ich war damals emotional sehr instabil, fühlte mich schlecht. Zu dieser Zeit traf ich meinen Freund Craig Walker – er war mal Sänger bei Archive – auf einen Kaffee in Berlin. Ich erzählte ihm meine Geschichte, und er sagte: „Alles, was du mir da gerade erzählt hast, ist wie ein Album – all diese Momente: Das könnte Track 1 sein, das Track 2…“ Er brachte mich auf die Idee, dass ich den ganzen Schmerz in ein Album packen könnte. Bis dahin hatte ich null Inspiration gehabt; nach diesem Gespräch änderte sich alles: Ich war nun emotional bereit, das alles rauszulassen. Nachdem ich drei Monate nichts geschrieben hatte, entstand in wenigen Wochen jede Menge Material. Ich schrieb die Musik und Texte superschnell, viel auf der Gitarre – ein bisschen wie früher zu „The Dark Third“-Zeiten [2006].