QUEENSRŸCHE - Der Vorteil des Urteils

16. März 2019

Queensryche

QUEENSRŸCHE - Der Vorteil des Urteils

Es gibt einige offene Fragen und gleichzeitig ein paar nicht ganz eindeutige Antworten, wenn man sich noch sechs Jahre nach Tates Ausstieg mit einem Queensrÿche-Musiker unterhält. Damit keine alte Wunden aufgerissen werden, sprachen wir nicht mit dem nach dem Ausstieg von Tate zum Sprachrohr aufgestiegenen Gitarristen Michael Wilton, sondern mit Ex-Crimson-Glory-Mitglied Todd La Torre, der als neuer Frontmann beim überschaubar gewordenen Queensrÿche-Publikum gut ankommt. Seine Stimme variiert bei den älteren Songs nur um wenige Nuancen gegenüber der von Tate. Außerdem hat er die Band wieder zu dem Sound geführt, mit dem sie Anfang der Achtziger zu einer der ersten Progmetalbands wurden. Wobei ihr Hauptaspekt damals auf Metal lag. Doch nach und nach verfolgten der neben Wilton zweite Gründungsgitarrist Chris DeGarmo und Tate einen Weg, der weg vom von Iron Maiden beeinflussten Anfangssound führte. „The Verdict“ stellt vieles wieder vom Kopf auf die Füße.

eclipsed: „The Verdict“ ist ein Album, das facettenreich ist und gleichzeitig wie aus einem Guss klingt. Was hat dieses Mal besser geklappt als beim Vorgänger „Condition Hüman“?

Todd La Torre: Ich finde einige Songs von „Condition“ immer noch sehr gelungen. Aber du hast recht, es ist eher ein Album mit Einzeltracks und nicht so sehr ein Album, das in seiner Gesamtheit wirkt. Meiner Meinung nach haben wir bei meinem ersten kompletten Longplayer mit der Band zu sehr die Einzelaspekte betrachtet, statt einfach zu spielen. Außerdem mag ich es, wenn sich mehr Uptemposongs auf einen Album befinden. Das passt auch besser zu uns als Band.

eclipsed: Kurze Zwischenfrage: Welche Phase der Band vor deinem Einstieg magst du persönlich am meisten?

La Torre: Da muss ich nicht lange nachdenken: Der erste Longplayer der Band „The Warning“ ist ganz klar mein Lieblingsalbum. Die Band sollte sich stets daran messen lassen. Das Album hat starke von Iron Maiden beeinflusste Melodic-Metal-Anteile, ist aber mutiger und progressiver als Maiden. Das ist genau mein Ding. Ich denke, „The Verdict“ schließt an den damaligen Sound an, ohne ihn zu kopieren.

eclipsed: In anderen Bands hast du nicht nur gesungen, sondern auch getrommelt. Auf dem neuen Album bist du nun auch wieder mal als Schlagzeuger zu hören.

La Torre: Zunächst einmal, ich habe bei allen Demoaufnahmen die Drums gespielt. Ich sehe mich zwar nicht mehr als Vollzeitschlagzeuger, weil ich dazu einfach zu wenig übe. Aber da Scott nicht zur Verfügung stand und ich auf den Demos spielte, hatten wir zum Schluss gar keine andere Option, als mich als Drummer für das Album zu nehmen.

eclipsed: Ist denn Scott Rockenfield jetzt ganz ausgestiegen?

La Torre: Auf diese Frage kann ich dir keine eindeutige Antwort geben. Scott bat 2017 wegen der Geburt seines Kindes um eine Auszeit von der Band. Wir sagten: Okay, das verstehen wir, melde dich einfach, wenn du wieder dabei sein willst. Casey Grillo von Kamelot sprang dann für Touraktivitäten ein. Und er macht seine Sache fantastisch, wie ich finde. Als wir Anfang 2018 ein paar Gigs in der Nähe unseres Heimatstandorts in Seattle hatten, fragten wir Scott, ob er dort vielleicht mitspielen wolle. Er lehnte ab. Als es an die Aufnahmen zu „The Verdict“ ging, fragten wir abermals, ob er dazu stoßen wolle, zumindest als Ideengeber und Studioschlagzeuger. Er wäre noch nicht soweit, war seine Antwort. Ich als später hinzugekommenes Mitglied muss nun nicht entscheiden, wie es weitergeht. Ich denke, er weiß, dass er zurückkommen kann, wenn er will. Ob er es will, kann ich nicht sagen, denn ich habe seit anderthalb Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen.

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