RIVAL SONS - Ungezähmt und unpolitisch

31. Januar 2019

Rival Sons

RIVAL SONS - Ungezähmt und unpolitisch

Das wilde Tier auf dem Cover ihres jüngsten Albums „Feral Roots“ ist erlegt. Springen die Rival Sons – bis dato hungrige Heilsbringer der Retrowelle – fortan also mit freundlichen Rehäuglein durch die Musikwelt? Nein, zum Glück nicht, auch wenn Scott Holiday nicht will, dass sich die Wildheit der Wirklichkeit in der Welt seiner Band breitmacht. No politics!

Scott Holiday räkelt sich auf dem frisch bezogenen Doppelbett, als wir sein Hotelzimmer betreten. „Ich bleibe hier liegen, okay? Komm her zu mir“, raunt er. Äh, okay. Sinnliche Hintergedanken hat der Gitarrist dann aber doch keine, er ist einfach nur müde wegen eines gecancelten Fluges. Gut, unterhalten wir uns eben im Liegen…

eclipsed: Seit dem ersten Album arbeitet ihr mit Produzent Dave Cobb zusammen. Seit Kurzem steht ihr auch bei seinem Label unter Vertrag. Was macht die Kollaboration aus, dass ihr sie so lange aufrecht erhalten und sogar vertieft habt, statt wie andere Bands den Produzenten öfter zu wechseln?

Scott Holiday: Als wir anfingen, gab es meiner Meinung nach keinen anderen Produzenten, der wie Dave arbeitete. Die Leute haben es kaum wahrgenommen, aber er pushte die Band enorm. Der Hauptgrund, warum wir ihm treu bleiben, ist, dass wir die Ergebnisse mögen. Wir stehen hinter unseren Alben, und das haben wir zum Teil ihm zu verdanken. Außerdem lerne ich nach wie vor von ihm. Hätte ich das Gefühl, ich könnte nichts mehr von ihm lernen, würde ich wahrscheinlich gehen.

eclipsed: Geht man von Dave Cobbs Low Country Sounds in der Labelkette etwas weiter nach oben, tauchen Atlantic Records auf. Dort warst du Anfang der 2000er – also lange vor Rival Sons – bereits einmal kurz mit der Band Human Lab gesignt…

Holiday: Das stimmt. Atlantic hat übrigens noch denselben Präsidenten, Craig Kallman. So lange bleibt selten jemand in einer solchen Position. Ich weiß aber nicht, ob er schon gecheckt hat, dass ich wieder da bin. (lacht)

eclipsed: Im Rahmen des damaligen Vertrags hast du ein Album aufgenommen, das letztlich nie veröffentlicht wurde. Hast du mit „Feral Roots“ ein bisschen das Gefühl, als hättest du deine Mission jetzt doch erfüllt?

Holiday: (lacht) Nee, das Gefühl, sie endlich am Wickel zu haben, hatte ich nicht. Ich fand es ehrlich gesagt zunächst etwas beunruhigend, zurückzukehren. Versteh mich nicht falsch, das damals war eine gute Erfahrung. Wir wurden für eine siebenstellige Summe unter Vertrag genommen. Aber damals fiel das Business auseinander, Napster war gerade passiert. Alle verloren massenweise Geld, mussten umstrukturieren und feuerten ganze Stockwerke voller Leute. Aber ich denke nicht mit Bitterkeit an diese Zeit. Inzwischen bin ich mit einer Band unterwegs, die wesentlich besser für das Label gerüstet ist. Und das Team von Atlantic ist besser gerüstet, um mit der Band zu arbeiten. Wir steigen jetzt mit unserem sechsten Album bei ihnen ein und werden auch das siebte für sie produzieren. Es ist eine ganz andere Welt, und das ist gut so. Allerdings hätte ich gerne mein Album von damals zurück. (lacht)

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