Auf seinem Album „Stitches“ schließt Nils-Petter Molvær Frieden mit sich selbst

16. September 2021

Nils-Petter Molvær

Auf seinem Album „Stitches“ schließt Nils-Petter Molvær Frieden mit sich selbst

Seit seinem Debütalbum „Khmer“ von 1997 hat der norwegische Klangmaler Nils-Petter Molvær in zahlreichen Editionen seiner Musik ebenso viele innere Kämpfe ausgefochten. Mit teils schmerzhafter Direktheit offenbarte er den Kontrast zwischen seiner sanften und seiner aggressiven Seite, die oft unvermittelt aufeinanderprallten. Diese persönliche Zerrissenheit äußerte sich auf jedem Album anders, mal unterschwellig, mal offensiv. Auf seiner neuen CD „Stitches“ scheint der Trompeter Frieden mit sich selbst geschlossen zu haben. Sicher gibt es auch hier Momente, in denen es mächtig zur Sache geht, doch diese sind friedlich eingebettet in einen kontinuierlichen Sog, der ohne harsche Brüche auskommt.

„Die meisten Leute sagen, die Platte klinge sehr düster“, sinniert Molvær und fühlt sich angesichts dieser Auslegung offenbar unverstanden. „Grundsätzlich versuche ich, Emotionen in meiner Musik komplett zu vermeiden. Ich denke nicht über Gefühle nach, die ich mit meiner Musik ausdrücken möchte. Stattdessen strebe ich an, mich selbst so präzise wie möglich auf der Trompete auszudrücken. Das heißt nicht, dass ich gefühllos wäre, aber ich will die Musik nicht mit Emotionen verstopfen, die vielleicht gar nicht da sind. Das passiert ohnehin viel zu oft. Außerdem habe ich eine fantastische Band an meiner Seite. Ich muss niemandem sagen, was er tun soll, jeder liefert seinen persönlichen Input.“

Im Studio würde er niemals wirklich Frieden finden, ergänzt Molvær. Dazu müsste er schon in den Bergen wandern gehen. Aber dank seiner fantastischen Band könne er nun immerhin ein wenig besser bei den Aufnahmen entspannen, als das vor ein paar Jahren noch der Fall gewesen sei. Der Sound des 61-Jährigen verschmilzt derart organisch mit dem seiner Kompagnons, dass es im Gesamtbild oft völlig unerheblich ist, welcher Sound nun von Trompete, Gitarre, Bass oder gar Schlagzeug ausgeht. „Genau aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, eine Pedal Steel Guitar einzusetzen, denn ihr Klang ist dem der Trompete sehr ähnlich. Ich selbst habe viel mehr mit dem Lautstärke-Pedal, verschiedenen Effekten und auch meiner Stimme gearbeitet. Ich wollte die Grenzen zwischen den einzelnen Instrumenten bewusst verwischen.“

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