STEVIE NICKS - Ein leinwandreifes Rock-’n’-Roll-Leben

15. Dezember 2020

Stevie Nicks Fleetwood Mac

STEVIE NICKS - Ein leinwandreifes Rock-’n’-Roll-Leben

Im Film „24 Carat Gold – The Concert“, aufgenommen an zwei Abenden im Jahr 2017, breitet Stevie Nicks vor dem Publikum ihr bewegtes Leben aus: Nicht nur wurde sie Frontfrau von Fleetwood Mac, auch solo gelang ihr eine höchst erfolgreiche Karriere. Gesegnet mit einer einzigartigen rauchigen Stimme, verzaubert die Powerfrau im Bohemian-Gypsy-Look bis heute nicht nur eine Generation von Rockfans. Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten – seien es Drogenprobleme, Trauerfälle, Beziehungsdramen oder ein Schwangerschaftsabbruch. 

Exzess und Emanzipation

Die herausragende Stellung der Sängerin und Songschreiberin Stevie Nicks in der Geschichte der Rockmusik wird schon dadurch unterstrichen, dass sie die einzige Frau ist, die gleich zweimal in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde: 1998 mit Fleetwood Mac, 2019 als Solokünstlerin. Songs wie „Rhiannon“, „Dreams“, „Gold Dust Woman“, „Landslide“, „Edge Of Seventeen“ oder „Stand Back“ sprechen eine deutliche Sprache. 2016/17 ging sie zuletzt auf große Welttournee, um ihr aus Neueinspielungen ungenutzter Demosongs bestehendes Album „24 Carat Gold: Songs From The Vault“ zu promoten. Bei den Auftritten erzählte sie mit einer ausgewählten Setlist, die neben Solomaterial auch einige Fleetwood-Mac-Klassiker bereithielt, im Stil der TV-Konzertreihe „VH1 Storytellers“ Geschichten aus ihrem Leben. 

Die blondmähnige Musiklegende, die auch mit weit über 60 Lenzen noch immer hohe Plateaustiefel trägt und ihren Charme mit wehenden Schals und (nun langsamer) kreisenden Tanzbewegungen in die Menge versprüht, hat nicht nur Charisma im Überfluss. Sie kann auch als Paradebeispiel für ein exzesshaftes Rock’n’Roll-Leben gelten – und für eine unabhängige Frau, die in einer männerdominierten Unterhaltungsglitzerwelt unbeirrt ihren Weg gegangen ist. Untermalt von einigen der präsentierten Songs, besuchen wir im Folgenden einige Stationen einer Lebensreise, die häufig einer Achterbahnfahrt ähnelte.

Prägende Erlebnisse mit Joplin und Hendrix

„Verlorene Songs aus der ‚Gruftie-Truhe‘“ nennt Stevie Nicks jene Stücke, die lange in ihrem Archiv schlummerten. Die geborene Geschichtenerzählerin führt zeit ihres Lebens Tagebuch: „Ich erzähle allen meinen feenhaften Patentöchtern und meiner Nichte Jessie gern, dass sie, wenn ich nicht mehr da bin […] auf dem Boden sitzen und all diese Tagebücher durchgehen, durch mein Leben spazieren und das Gardénia-Parfüm auf den Seiten riechen können. Sie können in ihren Händen halten … wer ich war“ („More“, 21. Februar 2014). 

Für die in Phoenix geborene Nicks begann die musikalische Reise schon früh: Im Alter von vier Jahren sang sie mit ihrem Großvater im Duett, mit 16 bekam sie ihre erste Gitarre. Initialzündung für die eigene Kreativität war das Zusammentreffen mit Lindsey Buckingham in der Highschool: Als er „California Dreamin’“ sang, war es um sie geschehen, und es begann eine dramatische Liebesbeziehung. Lindsey holte sie als neue Leadsängerin in seine Psychedelic-Rock-Band Fritz, deren Auftritte als Support-Act für Janis Joplin und Jimi Hendrix prägend für Nicks waren. Laut ihrer Aussage hatte auch Grace Slick von Jefferson Airplane einen großen Einfluss auf ihre Art zu singen und sich zu präsentieren. Daneben prägte die kalifornische Hippieszene sie auch in modischer Hinsicht: In der Boutique Velvet Underground in San Francisco fand sie all die Kleidungsstücke und Accessoires, die ihr ihren ganz speziellen „Feen-Look“ verliehen.

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