SUMMER OF MUSIC - 50 Jahre Woodstock-Festival

31. Juli 2019

Woodstock

SUMMER OF MUSIC - 50 Jahre Woodstock-Festival

Woodstock war Chaos, Massenauflauf, dreitägige Falle, Drogen, Unwetter, Schlamm, (zunächst) finanzielles Desaster für die Macher und Geldgeber. Obwohl es im Jahr 1969 mehrere große Rockfestivals gab, die problemlos abliefen, gilt gerade jenes anarchische Hippiehappening bis heute als legendär, als die Mutter aller Festivals. Nach wie vor wird vom „Geist von Woodstock“ geraunt, das friedliche Miteinander von rund einer halben Million Menschen, die das Festivalgelände fluteten, gepriesen. War Woodstock wirklich der Höhepunkt der Love-&-Peace-Bewegung? Was war das Besondere, was hob dieses Festival von anderen Musikgroßveranstaltungen jener Zeit ab? Oder wurden die drei Tage im August 1969 einfach nachträglich überhöht? Ein Rock’n’-Roll-Swindle? Spurensuche.

Natürlich gab es schon vor Woodstock groß angelegte mehrtägige Festivals mit Starbesetzung. Bereits 1967 sorgte das Stelldichein in Monterey für Furore. Bands wie The Mamas & The Papas, The Byrds, Quicksilver Messenger Service, Simon & Garfunkel, The Jimi Hendrix Experience, The Who, Grateful Dead oder Jefferson Airplane machten das Open Air in Kalifornien zum Kulminationspunkt des „Summer of Love“. Parallele zu Woodstock: Auch hier machte ein kurze Zeit später veröffentlichter Kinofilm das Ereignis noch populärer, wenn auch noch nicht so stark, wie das später bei Woodstock der Fall war. Woodstock setzte auch in Sachen medialer Verwertung Maßstäbe.

Im Jahr 1969 gaben sich die Stars der Rock- und Folkszene auf einer dichtgedrängten Reihe von Open-Air-Veranstaltungen regelrecht die Mikros in die Hand. Über 40 große und kleine Festivals wurden den Rockfans in den USA und Kanada geboten. Nicht alle Veranstaltungen verliefen friedlich, bereits lange vor Altamont sorgten die als Security angeheuerten Hells Angels bei Festivals für Ärger. Aber auch wenn Polizeikräfte für die Einhaltung der Ordnung zuständig waren, flogen schon mal die Fetzen, wenn etwa Gatecrasher-Kids nicht klein beigeben und partout keinen Eintritt zahlen wollten.

Die Line-ups einiger anderer Festivals jenes Jahres waren womöglich noch interessanter als das von Woodstock. So spielten etwa beim „Seattle Pop Festival“ (25.-27.7.) neben Chuck Berry, Ike & Tina Turner und Tim Buckley auch Led Zeppelin und The Doors. Das „First Annual Palm Beach International Music and Arts Festival“ (28.-30.11.) lehnte sich stark an Woodstock an und wartete mit Grand Funk Railroad, den Rolling Stones, Iron Butterfly, King Crimson, Vanilla Fudge, Jefferson Airplane und anderen auf.

Damals Novum, heute selbstverständlich: Auf dem „Aquarian Family Festival“ (23-25.5.), einer alternativen Gegenveranstaltung zum „Northern California Folk-Rock Festival“ in San José, wurden die Besucher erstmals zum Campen eingeladen – eine Idee, die Lang und Co. aufgriffen und mit der die Woodstock-Organisatoren bei den städtischen Blumenkindern in den Anzeigen als zusätzlichem Anreiz auch ausdrücklich warben.

In Europa waren derartige musikalische Großveranstaltungen noch Neuland. Vorreiter war das Isle of Wight Festival, 1968 ins Leben gerufen. Bei der Wiederauflage im Jahr darauf, gab Bob Dylan am 31. August – nur zwei Wochen nach den Ereignissen bei White Lake, wo er der Einladung, als Überraschungsgast aufzutreten, nicht nachgekommen war – ein gefeiertes Konzert.

Foto: Elliott Landy

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