T - Narro ergo sum

19. März 2019

t Thomas Thielen

T - Narro ergo sum

Gespräche mit Thomas Thielen, der als Musiker schlicht als t tituliert zu werden wünscht, sind wie seine Einspielungen: intensiv und fordernd. Und doch zeigt sich der hauptberufliche Gymnasiallehrer, der vor den Toren Hannovers lebt, entspannt und auskunftsfreudig, wenn es darum geht, über die verschiedenen Formen des Erzählens zu erzählen. Dass sich das, was er sagt, nicht jedem sofort erschließt, scheint dabei durchaus Teil des Konzepts zu sein.

eclipsed: „Solipsystemology“ ist der letzte Teil deiner Trilogie. Worum geht es diesmal?

t: „Fragmentropy“ erzählt von einem Paar, das sich eine Beziehung zurechtbastelt, in der sich jeder den anderen so lange zurechtdenkt, bis er ohne Anstrengung ins eigene Leben passt. Was nicht klappt. „Epistrophobia“ stellt die Frage: Wie geht das eigentlich, dass man sich selbst das Leben erzählt? Was macht das mit dem Leben, wenn es auf eine solche – irreale – Erzählung reduziert wird? „Solipsystemology“ sieht sich nun genauer an, was eigentlich mit jenem Erzähler passiert, wenn er merkt, dass er sich selbst nur erzählt hat und sich in diesem Wissen in verschiedene Ichs auftrennt.

eclipsed: Du bezeichnest das als Blair-Witch-Effekt.

t: Damit meinte ich die Unschärfe, denn nur in ihr ist diese Diskrepanz zwischen der Selbsterzählung und dem Feedback des Realen aufrechtzuerhalten. Nur wenn ich mich dauernd in ein Leben des „als ob“ flüchte und den Realitycheck verweigere, kann ich mir weiter erzählen, was ich will. So funktioniert das Postfaktische. Das ist, wie ich finde, gerade in Zeiten von Wutbürgern und Trumps ein höchst aktuelles Thema.

eclipsed: Wie verbindet sich speziell auf diesem Album das textliche mit dem klanglichen Konzept?

t: Die Musik drückt ein Gefühl aus. Wenn sie subjektiv gut für den jeweiligen Hörer ist, kann er da schon aufhören und einfach genießen. Aber man kann auch weitergehen und das Spannungsfeld zwischen Text und Musik betrachten – manches ist sarkastisch, manches verstärkt sich gegenseitig, anderes zeigt die Zerrissenheit an. Es geht allerdings noch weiter: Die Samples etwa kommentieren die Lyrics und die Musik. Die Räume, in die ich die Musik tontechnisch gesetzt habe, oszillieren mit dem Inhalt. Sie falten sich manchmal abrupt zusammen, wenn das Ich merkt, dass es in einer Sackgasse steckt. Auch das Layout des Artwork bildet das ab. Wer will, hat Unmengen an Puzzlestücken zum Zusammensetzen.

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