Vibravoid sind eine Institution in Sachen Psychedelic Rock. Sie stehen seit 35 Jahren als legitime Vertreter in der Tradition der ersten europäischen Psychedelic-Szene, die von Düsseldorf aus ihren Anfang nahm. Mit „Remove The Ties“ haben sie nun einen Meilenstein in ihrer langen Bandkarriere vorgelegt. Der „Doktor“ Christian Koch, Mastermind, Sänger und Gitarrist von Vibravoid, gibt Auskunft über musikalische Bewusstseinserweiterung anno 2025.
Exakt zu Beginn des neuen Jahrtausends kam mit „2001“ das erste Werk der Düsseldorfer Neo-Psychedeliker heraus. Seither folgten viele Studio- und Live-Releases, die alle den ursprünglichen Geist der psychedelischen Sixties beschworen und mit krautigen und spacigen Einflüssen verbanden. Nach „We Cannot Awake“ von 2024 heißt es nun „Remove The Ties“. Albentitel mit programmatischem Charakter. Den aktuellen kann man im Geiste Timothy Learys, des US-Psychologen, der in Hippie-Zeiten die Bewusstseinserweiterung mit Drogen wie LSD anstrebte, dechiffrieren: psychoaktiv mentale Fesseln lösen, um den Geist zu befreien. Da stellt sich die Frage, welche Fesseln wir in Zeiten von Social Media, Fake News und KI lösen müssen. Der Doktor lacht: „Alle. Es gibt kein richtiges Leben im falschen Leben.“
Die Adorno-Referenz klingt einfach, aber unkonkret: „Ich meine das bewusst nebulös. Es geht ja nicht darum, den Leuten vorgekaute Sachen hinzulegen, sondern darum, dass jeder für sich seine eigene Interpretation finden kann. Ich weiß auch gar nicht, wo jeder genau ‚gefesselt‘ ist. Jeder sollte sich aber z.B. Gedanken über seine Vorurteile machen. Der Albumtitel fasst allerdings auch das gesamte Album zusammen. Die Musik soll die Vorstellungskraft beflügeln.“ Bei der Nachfrage, was authentischer Psychedelic Rock sei, ergeht sich der Doktor in einem Exkurs über falsch dargestellte Zusammenhänge. „Heute ist alles Marketing, und der Begriff hat keine Aussage mehr. Das war in den Sixties eine radikale Bewegung, heute sind das nur noch Modebegriffe...“