VIRGIL DONATI brilliert als Musiker und Kommentator gesellschaftlicher Entwicklungen

2. März 2020

Virgil Donati

VIRGIL DONATI brilliert als Musiker und Kommentator gesellschaftlicher Entwicklungen

Virgil Donati zählt zu den großen Schlagzeug-Koryphäen im Progmetal-/Fusion-Genre. 2011 bewarb sich der Australier, der seit 1996 in den USA lebt, als Nachfolger von Mike Portnoy bei Dream Theater, musste sich bei einem medienwirksam inszenierten Casting aber Mike Mangini geschlagen geben. Doch womöglich hätte er bei den amerikanischen Progmetal-Legenden seine Fähigkeiten gar nicht voll ausschöpfen können – jedenfalls nicht so wie bei seinem fabelhaften neuen Album „Ruination“.

eclipsed: „Ruination“ ist bereits dein siebtes Album. Im Vergleich zum Vorgänger „The Dawn Of Time – Orchestral Works“ hast du dieses Mal aber auf die klassischen Elemente verzichtet und mehr Metal- und Djent-Einflüsse verarbeitet. 

Virgil Donati: „The Dawn Of Time“ war ein spezielles Projekt, bei dem das Schlagzeug im Zentrum eines Orchesters stehen sollte. Sobald sehr gute Orchester-Libraries erhältlich waren, konnte ich diesen Traum verwirklichen. Mein Soloalbum von 2013, „In This Life“, ist allerdings näher dran an dem, was ich sonst mache, und es ist auch eher mit dem aktuellen Album vergleichbar.

eclipsed: Der Albumtitel „Ruination“ scheint ein bitterer Kommentar zur derzeitigen Weltlage zu sein.

Donati: Ja, der Titeltrack handelt davon, aber auch die meisten anderen Gesangs-Tracks. Beim Titelsong hatten mein Kumpel Reggie Bowman und ich die Idee, dass es eine Verschmelzung von sozial-algorithmischen Konstrukten gibt, die mittlerweile die Politik und die Wirtschaft durchdrungen haben. Trump und Twitter sind dafür ein großartiges Beispiel.

eclipsed: „The Last Night That I Lived“ handelt dagegen von der unsicheren Zukunft.    

Donati: Ich dachte dabei an das Aufeinanderprallen verschiedener Glaubensrichtungen und Kulturen. In diesem Song geht es um die Angst in der Gesellschaft und darum, dass manche Menschen extreme Maßnahmen ergreifen, z. B. Selbstmordattentate und Massenerschießungen. Angesichts all dessen versuche ich aber auch, einen Lichtstrahl zu finden. Vielleicht ist es ja wirklich der letzte Tag, den wir auf diesem Planeten verbringen, aber wir sollten uns nicht abkapseln, sondern versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren, etwas zur Gesellschaft beizutragen und das Leben in vollen Zügen zu genießen.

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