YES - „Bei Yes ging es immer darum, musikalisch nach vorne zu blicken“

16. April 2020

Yes

YES - „Bei Yes ging es immer darum, musikalisch nach vorne zu blicken“

Die Yes-Geschichte bleibt spannend. 2020 geht die Steve-Howe-Fraktion auf eine weitere Album-Tour, diesmal mit dem ambitionierten Werk „Relayer“ von 1974 im Mittelpunkt. Im Interview äußerten sich Steve Howe und Alan White nicht nur detailliert zur Liveumsetzung, sondern auch zu Plänen für ein neues Album, zu einer möglichen Reunion mit Jon Anderson und Co. und zur weiteren Zukunft einer der langlebigsten Bands überhaupt.

Das fast 22-minütige Stück „The Gates Of Delirium“ auf der ersten LP-Seite des für Yes-Verhältnisse ungewöhnlich aggressiven und kompromisslosen Albums „Relayer“ befasst sich mit Lew Nikolajewitsch Tolstois Roman „Krieg und Frieden“. Ein Thema, über das man bei Yes buchstäblich ein Lied singen kann angesichts der häufigen personellen Wechsel und bandinternen Streitigkeiten, die dazu führten, dass nach dem Projekt Anderson Bruford Wakeman Howe (1988–91) seit 2010 mit ARW bzw. Yes featuring Jon Anderson, Trevor Rabin, Rick Wakeman bereits zum zweiten Mal eine konkurrierende Formation von Yes-Musikern existiert. 

eclipsed: Im Mai kommt ihr mit dem Programm „Relayer + Classic Cuts“ wieder live nach Deutschland. Welchen Stellenwert hat das avantgardistische, stark von Fusion geprägte Album „Relayer“ für euch?

Steve Howe: Allgemein gesprochen ist es eines unserer besten Alben, auf dem wir das Konzept von „Close To The Edge“ mit einem langen Haupttrack und einem entsprechenden inhaltlichen Reichtum übernommen hatten. Andererseits besitzt es schlicht eine Power, die bei „Sound Chaser“ und „To Be Over“ gerade auch live gut rüberkommt. „The Gates Of Delirium“ haben wir ja schon im Sommer 2019 live gespielt und uns damit quasi für diese Tour aufgewärmt, auf der wir dieses in der Yes-Livegeschichte eher ignorierte Album nun in Gänze präsentieren.

Alan White: Yes waren ja immer musikalisch sehr abenteuerlustig, bei „Relayer“ aber ganz besonders. Wir haben darauf Neuland betreten. 

eclipsed: „Relayer“ war aggressiver und hatte mehr Fusionelemente als je zuvor oder danach ein Yes-Album.

White: Patrick [Moraz, Keyboarder, Anm.] brachte damals frisches Blut in die Band. Gegenüber Rick [Wakeman, Anm.] war er mehr jazz- als klassikorientiert. 

eclipsed: Wie werdet ihr und vor allem auch Geoff Downes, der wiederum ein ganz anderer Tastenmann ist, es live umsetzen? 

Howe: Geoff hat das ja schon bei „Gates Of Delirium“ recht gut gemacht und kennt durch seine Zeiten bei Yes, angefangen mit „Drama“ [1980, Anm.] und dann von „Fly From Here“ [2011, Anm.] bis heute, das Repertoire bestens. Jeder Keyboardspieler, von Tony Kaye über Rick Wakeman bis zu Patrick Moraz, hat Yes seinen eigenen Stempel aufgedrückt, aber es bleiben immer Yes-Keyboards.

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