Frühjahr 1965: Ein schmaler, attraktiver, scheuer Mann ist mit dem Schiff von New York nach England gereist. Er hat einen Koffer voller Bargeld, 110.500 US-Dollar, die er sich von einer Versicherung auszahlen ließ, eine Gitarre und eine betörend sanfte Stimme. Der Ankömmling heißt Jackson C. Frank, ist zweiundzwanzig und hat den Traum, sein Debütalbum in London aufzunehmen. Zehn Kompositionen dafür liegen vor.
Frank weiß, dass zwei seiner Vorbilder – Paul Simon und Art Garfunkel – gerade durch England touren. Trotz seiner notorischen Schüchternheit stellt er Kontakt zu den beiden her, lernt über sie auch die jungen Folkheroen Al Stewart und Sandy Denny kennen und bringt schließlich Paul Simon wirklich dazu, sein Album zu produzieren, während Denny sich in den jungen Burschen verliebt.
Reunions scheinen im aktuellen Rockbetrieb an der Tagesordnung. Die Zeiten, in denen Bands wie die Beatles oder Led Zeppelin sich ein für allemal trennten, sind vorbei. Wer heute auseinander geht, kommt auch wieder zusammen, es ist nur eine Frage der Zeit. Nicht selten findet die Trennung überhaupt nur statt, um sich eines – nicht allzu fernen – Tages wieder öffentlichkeitswirksam zu verbünden.
Viele dieser Reunions können wir getrost vergessen, denn sie haben so gut wie keine Bedeutung. Bei den Afghan Whigs ist es anders. Greg Dullis Truppe hat von Ende der Achtzigerjahre bis kurz vor der Jahrtausendwende eine erstaunliche Wandlung vom Garage Punk zum White Soul hingelegt. Als alles gesagt war, trennte sie sich. Anderthalb Jahrzehnte später kommt sie nun wieder zusammen, um – das muss unumwunden festgehalten werden – eine der gewichtigsten Platten ihrer Laufbahn hinzulegen.
Mit vielen Vorschusslorbeeren starteten Asia 2006 wieder in Originalbesetzung. Also mit John Wetton, Geoff Downes, Carl Palmer und Steve Howe. Immer wieder folgten großartige Liveauftritte auf die drei Studioalben, die das Quartett seitdem einspielte. Doch die Magie von „Asia“ (1982) und „Alpha“ (1983) erreichte das Spitzenpersonal trotz etlicher guter Kompositionen nicht mehr. Der erneute Ausstieg von Howe und die Inthronisierung des Mittzwanzigers Sam Coulson wirkt wie eine überfällige Frischzellenkur.
eclipsed: Ohne Umschweife: War der Schritt von Howe zu Coulson für Asia nicht längst überfällig?
IQ - The Road Of Bones (8:29)
Album: The Road Of Bones (2014)
LABEL/VERTRIEB: GEP/EDEL
WWW.IQ-HQ.CO.UK
Nach fünf Jahren endlich das lange angekündigte Album der Prog-Institution, und wieder einmal haben sie sich selbst übertroffen. IQ bleiben ihrem angestammten Sound treu, fügen ihm aber, nicht zuletzt dank des neuen Keyboarders Neil Durant, neue Nuancen hinzu. Der sich düster anschleichende Titeltrack ist bestes Beispiel für den kraftvollen Sound von „The Road Of Bones“. Album des Monats!
„Wir befanden uns als Band in einer Übergangsphase: von einem Haufen Kids in einem Transporter, die auf der Jagd nach einem Plattenvertrag waren, hin zu einer Band, die diesen Plattenvertrag endlich in der Tasche hatte und nun versuchte, den Nachfolger eines erfolgreichen Debütalbums aufzunehmen.“ So lautet heute Fishs Einschätzung der Situation, in der sich Marillion im Frühjahr 1983 wenige Monate nach Veröffentlichung von „Script For A Jester’s Tear“ befanden.
Mitte Februar können einem am Potsdamer Platz in Berlin schon mal Leute wie George Clooney, Tilda Swinton oder Viggo Mortensen begegnen. Denn so hoch wie in diesem Jahr war das Staraufkommen am Haupttummelplatz der Berlinale selten. Da fällt der rundliche Herr im XL-Hemd mit silberweißer Stoppelfrisur und d’Artagnan-Bärtchen fast nicht auf. Peter Gabriel ist an diesem Nachmittag des 11. Februar nach Berlin geflogen, um die Preview seines Konzertfilms „Back To Front“ persönlich zu präsentieren. Dafür hat sich der Prog- und Artrock-Visionär just den Berlinale-Wahnsinn ausgesucht. Doch von dem Rummel des internationalen Filmfests scheint der Musiker wenig mitzubekommen.
„Ich fürchte, die Presse hat Guys Aussage etwas missverstanden“, relativiert Pete Turner gleich zu Beginn des Gesprächs die Ankündigung Guy Garveys, ein Prog-Album machen zu wollen. „Was er mit ‚progressive‘ tatsächlich meinte, war das Wort in der Bedeutung von voranschreiten, eben fortschrittlich zu sein. Mit der gleichnamigen Musikrichtung hatte diese Aussage nicht sonderlich viel zu tun.“ Der 40-jährige Elbow-Bassist hilft im Folgenden bei der Klärung weiterer offener Fragen.
eclipsed: Mit dem letzten Album „Build A Rocket Boys!“ hat euch die Presse beinahe durchgängig in die Progressive-Rock-Ecke gestellt. Fühlt ihr euch dort wohl?
Crippled Black Phoenix haben es geschafft. Sie sind dem Underground entwachsen und haben sich ein Renommee auf breiter Ebene erspielt, das sie weltweit touren und auf den großen Festivals spielen lässt. Und all dies ohne sich zu verbiegen, ohne ihre Vision eines alternativen Artrock aufzugeben. Bandgründer und Gitarrist Justin Greaves plaudert über das Innenleben seiner Band und das neue Album.
eclipsed: „White Light Generator“ klingt ruhiger als seine Vorgänger.
Justin Greaves: Ja, das könnte sein. Es ist kein geeignetes Material für den großen Stadionrock dabei, oder? Auch kein Heavy Rock. Wir überlegen vorher nicht, wie ein neues Album klingen soll. Es gibt nur eine Vorgabe: Es soll nicht klingen wie der Vorgänger. „White Light Generator“ ist in der Tat sehr intim geworden. Es ist sehr emotional und nicht so kraftvoll wie noch „(Mankind) The Crafty Ape“.