Kevin Gilberts Konzeptalbum „The Shaming Of The True“, das vom Aufstieg und Fall des Rockmusikers Johnny Virgil handelt, zählt zu den großen unbekannten Prog-Meisterwerken. Da Gilbert aufgrund seines frühen Todes – er starb 1996 mit nur 29 Jahren – die Arbeit an seinem Opus Magnum nicht vollenden konnte, sprang sein Freund Nick D’Virgilio ein, der damals bei Spock’s Beard trommelte und heute in Diensten von Big Big Train steht. D’Virgilio half bei der Finalisierung des Albums und legte die endgültige Trackliste fest. Im Jahr 2000 war es dann so weit: „The Shaming Of The True“ erschien in einer Erstauflage von 1400 Exemplaren, doch der Publikumszuspruch war so groß, dass 2008 und 2011 zwei remasterte Neuauflagen folgten; Ende 2020 wird das Album als Doppel-LP erscheinen. Höchste Zeit also, die spannende Entstehungsgeschichte von Gilberts Geniestreich zu beleuchten.
Neun Jahre sind seit dem letzten Solo-Release „Oceana“ vergangen – eine lange Zeit, in der Derek Sherinian jedoch natürlich alles andere als untätig war: Zwei Alben mit seiner Band Sons Of Apollo sind entstanden, und der Keyboarder ging mit verschiedenen Formationen auf Tour. Aber vor gut eineinhalb Jahren war es dann so weit: „Ich hatte einiges an Material entwickelt und tat mich wieder mit meinem langjährigen Mentor und Kollegen Simon Phillips zusammen, mit dem ich schließlich sechs Songs für das Album schrieb.“ Simon Phillips, der als Drummer unter anderem auf Alben von Jeff Beck und der Michael Schenker Group mitwirkte, ist einer von diversen musikalischen Helden, die Sherinian für das Projekt neu oder eben einmal mehr gewinnen konnte.
Es ist mittlerweile zur schönen Gewohnheit geworden, dass jedes neue Gazpacho-Werk von einem umfassenden Konzept beherrscht wird, bei dem Bandleader und Keyboarder Thomas Andersen seinen Hörern auch immer wieder unglaubliche Geschichten auftischt, deren Wahrheitsgehalt er inbrünstig verteidigt. Da war etwa das mysteriöse alte Buch, in das er zufällig einen Blick habe werfen dürfen, mit dem man den „Demon“ beschwören konnte. Oder das kurze Geräusch am Ende von „Molok“, das nach einem bestimmten Algorithmus in einem von mehreren Milliarden Fällen einen neuen Urknall und somit das Ende der Welt auslösen könne ...
2008 haben sich Mother’s Cake gegründet. Das österreichische Trio hat es mit einem Mix aus Hardrock, Psychedelic und Funk zu einer Handvoll Veröffentlichungen gebracht. Das neue Album „Cyberfunk!“ stellt aber alles Bisherige in den Schatten und wartet mit einem besonderen Konzept auf. Schlagzeuger Jan Haußels stand Rede und Antwort.
eclipsed: Welches Gefühl hast du kurz nach der Fertigstellung des neuen Albums?
Jan Haußels: Wir sind super stolz darauf. Die Studiosessions in Mannheim waren produktiv und kreativ. Wir haben gemeinsam daran geschrieben, auch wenn das meiste von unserem Sänger Yves Krismer stammt.
eclipsed: „Cyberfunk!“ scheint noch mehr in die stilistische Breite zu gehen als eure früheren Alben.
Die Corona-Krise hat die Veranstaltungsbranche von heute auf morgen lahmgelegt. Wohnzimmerkonzerte sind kein echter Ersatz und bestuhlte Livekonzerte mit entsprechendem Sicherheitsabstand und Hygieneregeln noch immer nur in kleinerem Rahmen je nach Lage des Bundeslandes möglich. Doch die Livebranche zeigt sich kreativ und versucht, mit neuen Konzepten die schwierige Situation und Beschränkungen zu meistern. Eines dieser innovativen Projekte ist Behind Closed Doors, initiiert von Tangerine-Dream-Mastermind Thorsten Quaeschning und Konzertveranstalter Thorsten Sohn von MFP-Concerts (Marillion, Midge Ure u. a.).
Derek Sherinian und Kevin Moore (beide Ex-Dream-Theater), Aquiles Priester (Ex-Angra), Luis Conte (u. a. Phil Collins) und Conner Green (Haken): Sie alle konnte Florian Zepf für sein Projekt The Progressive Souls Collective gewinnen. Er selbst dagegen ist ein unbeschriebenes Blatt in der Szene. „Ich höre jegliche Art von progressiver Musik, seit ich Teenager bin, war aber zwischenzeitlich in anderen Genres unterwegs“, erzählt der Gitarrist und Komponist. Seine bekannteste Station bislang war die Soul- und Funkband Candycream, welche unter anderem mit Lionel Richie auf Tour ging und beim „Deutschen Rock & Pop Preis“ 2005 „ganz erfolgreich“ abschnitt. Immer schon existierte aber auch der Traum, ein progressives Werk auf die Beine zu stellen.