Das aktuelle Heft / eclipsed Nr. 234 / 10-21

YES - Auf der Suche nach dem heiligen Klanggral

Die 1968 gegründeten Yes zählen neben King Crimson und Van der Graaf Generator zu den dienstältesten noch aktiven großen Bands des Progressive Rock. Umso erstaunlicher ist, dass sie nicht nur nostalgisch in alten Erfolgen schwelgen, sondern mit »The Quest« nach sieben Jahren wieder einmal ein neues Werk am Start haben. Gemeinsam mit den aktuellen Hauptakteuren Steve Howe und Geoff Downes sowie weiteren Musikern der klassischen Bandbesetzung diskutieren wir nicht nur das neue Album, sondern werfen auch einen intensiven Blick zurück: Exakt vor fünfzig Jahren begründeten die beiden Alben des Jahres 1971 die damalige progressive Vorreiterrolle von Yes. 

STEVE HACKETT - Botschaft der Hoffnung

Mit seinen 71 Jahren ist Steve Hackett umtriebig wie nie. Während seine früheren Genesis-Gefährten Collins, Banks und Rutherford demnächst auf der „The Last Domino?“-Tour nochmals ihre alten Songs präsentieren wollen, erfindet sich ihr einstiger Gitarrist (der über die Tourpläne nicht informiert wurde) stetig neu. So geht Hackett auch auf „Surrender Of Silence“ nicht auf Nummer sicher, obwohl in dieser Vorgehensweise durchaus ein Risiko liegt, wie er gut gelaunt im eclipsed-Interview einräumt.

ISILDURS BANE & PETER HAMMILL - Ins Gleichgewicht gefunden

Nach ihrer hochgelobten Kollaboration „In Amazonia“ von 2019 haben das schwedische Prog-Kollektiv Isildurs Bane und die britische Musiklegende Peter Hammill ein weiteres Mal zusammengefunden und ein zweites gemeinsames Album eingespielt. „In Disequilibrium“ unterscheidet sich deutlich vom Vorgänger – nicht nur weil Hammills Texte die Corona-Pandemie und die Erfahrungen im Lockdown zum Thema haben, sondern auch im Hinblick auf die Entstehungsweise: Statt erst nach und nach vervollständigte Sounddateien hin- und herzuschicken, konfrontierte Isildurs-Bane-Mastermind Mats Johansson Hammill diesmal mit weitgehend fertigen Tracks, die dieser um Texte und Gesangsparts ergänzte – eine Herausforderung für beide Seiten, wie Hammill und Johansson im Interview erzählten.

GEORGE HARRISON - 50 Jahre All Things Must Pass

Zum 50-jährigen Jubiläum wird George Harrisons Klassiker „All Things Must Pass“ neu abgemischt in verschiedenen Deluxe-Editionen auf den Markt gebracht – wenn auch coronabedingt mit einem Jahr Verspätung. Verantwortlich für den Remix war der britische Toningenieur Paul Hicks, der zuvor unter anderem bereits an der Bearbeitung der Stücke für die John-Lennon-Retrospektive „Gimme Some Truth“ beteiligt war. Obendrein ist Hicks gut mit Harrisons Sohn Dhani befreundet, mit dem er lange in einer Band spielte. Wir sprachen mit ihm über Sinn und Unsinn der Neuabmischung eines Klassikers und die Nachteile der Produktionsmethode Phil Spectors.

FAUST - Ein Mythos, der vor 50 Jahren begann

Wenn von Krautrock die Rede ist, muss auch der Name Faust fallen. Von 1971  an schuf diese Band eine Reihe außergewöhnlicher Alben, die zwar kommerziell weitgehend erfolglos blieben, aber künstlerisch umso wertvoller sind. Seit den 90er-Jahren wieder aktiv und innovativ wie eh und je, legen Faust nun die opulente Box „Faust 1971–1974“ vor, die neben den ersten vier Alben bemerkenswertes Archivmaterial enthält – darunter das 1974 aufgenommene, bislang unveröffentlicht gebliebene fünfte Werk der Gruppe.

TUESDAY THE SKY - „Ich habe dieses Projekt nicht gestartet, um damit eine Million Alben zu verkaufen“

Für gewöhnlich ist Jim Matheos in härteren Gefilden unterwegs – sei es bei Fates Warning, Arch/Matheos oder OSI. Daneben besitzt der Gitarrist und Komponist aber auch ein Faible für ruhige, größtenteils instrumental gehaltene Klanglandschaften, das er auf seinen Soloalben sowie mit seinem Projekt Tuesday The Sky auslebt. Jüngst erschien dessen zweites Album „The Blurred Horizon“, bereits Ende Juli wurden die ersten beiden OSI-Alben wiederveröffentlicht. Gleich zwei gute Gründe also für ein Gespräch mit dem in New Hampshire lebenden Musiker.

CHARLIE WATTS - Der den Song spielte

Am späten Nachmittag des 24. August wurde bekannt, dass Charlie Watts, seit 1963 Schlagzeuger der Rolling Stones, im Alter von 80 Jahren in einem Londoner Krankenhaus gestorben war. Für einen Moment stand die Musikwelt still, und nicht nur Stones-Fans wussten, dass mit dem stillen Drummer einer der ganz Großen gegangen war. Die ungewöhnlich vielen und warmherzigen Trauerbekundungen von Kollegen und Kolleginnen aus allen Musikgenres bestätigten das. Abschied von einem Gentleman, der zur weltweit verehrten Legende wurde.

RAY WILSON - Schwergewicht Homo sapiens

Auf seinem siebten Studioalbum philosophiert RAY WILSON über das Menschsein ... Der schottische Sänger und Songwriter gilt live als Arbeitstier. Warum er sich dennoch erstaunlich gut mit der Corona-bedingten Zwangspause arrangierte, mehr noch, weshalb sie ihm sogar sehr gelegen kam, und wie das neue Album eher ungeplant entstand, verriet er im eclipsed-Interview.

HOELDERLIN - Zwischen Krautrock, Prog und deutscher Dichtkunst

Zwischen Krautrock, Prog und deutscher Dichtkunst. Es grenzte an ein kleines Wunder: Nach fast einem Vierteljahrhundert hatten sich die Kraut- und Progrockpioniere von HOELDERLIN im Dezember 2005 wiedervereint und feierten mit einem Konzert beim „Rockpalast“ des WDR in der Bonner Harmonie ihr Bühnencomeback. Nun wurde der Konzertmitschnitt „Live At Rockpalast 2005“ auf CD und DVD veröffentlicht. Wir sprachen mit dem langjährigen Bassisten Hans Bäär (bürgerlich Hans Maahn, Bruder von Wolf Maahn), der 1975 zu Hoelderlin stieß, über das damalige Comeback und die Entwicklung der Band.

DAVID COVERDALE - Der Cock-Rocker wird 70!

Es ist ein Running Gag in der Redaktion, dass wir mal einen David-Coverdale-Text für die „Weiter im Text“-Rubrik übersetzen sollten. Wahrscheinlich würde das eclipsed dann nur noch unter der Ladentheke  verkauft werden dürfen ... Dave, affin für solcherlei Anzüglichkeiten, bittet beim Interview um eine Minute Pause, als er diese Anekdote hört, da er sich gerade kurz vor einer OP wegen seines Leistenbruchs befindet. „Wenn ich auf meine Hose schaue, dann muss ich sagen: Das sind die dicksten Eier, die ich je hatte, aber leider darf ich nicht lachen, noch nicht mal über mich selbst, denn dann wird es schmerzhaft ...“ Kurz zuvor war Old Cov an beiden Hüften operiert worden. 

LINDSEY BUCKINGHAM - Der Unvollendete

Mit Fleetwood Mac hat Lindsey Buckingham rund 120 Millionen Alben verkauft und die größten Arenen der Welt gefüllt. Wirklich glücklich ist er damit aber nicht geworden – der ewige Zwist mit Stevie Nicks hat an seinen Nerven und seiner Gesundheit gezehrt. Nach seinem Rauswurf 2018 und einem beinahe tödlich verlaufenen Herzinfarkt im Jahr darauf versucht der Gitarrist und Sänger nun mit seinem siebten Soloalbum einen Neuanfang, den er selbst als „the small machine“ und „musikalisches Malen“ bezeichnet. Was er darunter versteht? eclipsed hat dem fast 72-Jährigen auf den Zahn gefühlt.

FINALLY GEORGE bestätigt mit „Icy Skies“ seine Artrockambitionen und -qualitäten

2018 kam er aus dem Nichts. Georg Hahn aka Finally George überraschte die Artrockgemeinde mit seinem Debütalbum „Life Is A Killer“. Der damals 52-jährige Werbemusiker, der sich selbst auch schon mal als „Geräuschemacher“ bezeichnete, tauchte so unvermittelt in der Szene auf, dass sich das eclipsed-Interview zur Veröffentlichung als sein allererstes überhaupt entpuppte. Von da an war er „infiziert“ – ein Wort, das im Laufe der drei seitdem vergangenen Jahre eine neue Bedeutung bekommen hat – von der Idee, nun auch am Ball zu bleiben. Und er ist am Ball geblieben – und zwar mit seinem neuen Album „Icy Skies“. 

Die Prog-Veteranen Jeff Brewer und Robert Hutchinson überzeugen als THE FAR CRY 

„In den USA hat man es als Prog-Band nicht leicht“, stöhnt Robert Hutchinson, Schlagzeuger von The Far Cry, die mit „If Only …“ ein imposantes erstes Album veröffentlicht haben, das vor Einfallsreichtum und Spielfreude nur so strotzt. „Prog ist eher ein obskurer Nischenmarkt bei uns. Auf jeden Fall bekommst du keine Angebote von Clubs oder Bars wie andere Rockbands.“ Hutchinson muss es wissen, denn obwohl „If Only …“ das erste Album der Formation ist, die er vor einigen Jahren mit dem Sänger und Multiinstrumentalisten Jeff Brewer gegründet hat, sind beide Musiker bekannte Veteranen in der amerikanischen Prog-Welt. 

NILS-PETTER MOLVAER schließt auf „Stitches“ Frieden mit sich selbst

Seit seinem Debütalbum „Khmer“ von 1997 hat der norwegische Klangmaler Nils-Petter Molvær in zahlreichen Editionen seiner Musik ebenso viele innere Kämpfe ausgefochten. Mit teils schmerzhafter Direktheit offenbarte er den Kontrast zwischen seiner sanften und seiner aggressiven Seite, die oft unvermittelt aufeinanderprallten. Diese persönliche Zerrissenheit äußerte sich auf jedem Album anders, mal unterschwellig, mal offensiv. Auf seiner neuen CD „Stitches“ scheint der Trompeter Frieden mit sich selbst geschlossen zu haben.

Die MANIC STREET PREACHERS haben endlich wieder ein überragendes Album aufgenommen 

Nach eigener Aussage war eine der primären Inspirationsquellen für das neue Manics-Werk „The Ultra Vivid Lament“ das schwedische Quartett ABBA, dessen Melodien Songwriter James Dean Bradfield schon immer sehr geschätzt hat. Er findet, es gebe kaum einen besseren Rahmen als diesen, um die sozialkritischen Botschaften der Band massentauglich zu verpacken … 

Für TRIFECTA steht beim Debütalbum „Fragments“ der Spaß im Vordergrund

Dass Soundchecks dazu dienen, sich auszuprobieren und gemeinsam zu jammen, ist nichts Ungewöhnliches. Dass sich aus diesen jedoch eine Band inklusive offizieller Plattenveröffentlichung entwickelt, stellt die Ausnahme dar. So geschehen im Falle der drei Steven-Wilson-Musiker Craig Blundell (Drums), Nick Beggs (Bass) und Adam Holzman (Keyboards). Mit Letzterem sprachen wir über die Hintergründe von Trifecta.

Das irische Projekt VILLAGERS sagt dem Algorithmus Blues den Kampf an

Beatles oder Beach Boys? Oder vielleicht Gil Evans meets Alice Coltrane meets Todd Rundgren meets Burt Bacharach meets Bright Eyes? Villagers alias Conor O’Brien hat auf dem neuen Album „Fever Dreams“ eine surreale Welt erschaffen, die viele Erinnerungen an Bekanntes und Vertrautes weckt und am Ende auf eine wundervolle Klanginsel hinausläuft, auf der man sich vom Stress der Wirklichkeit ausruhen kann. 

HOT'N'NASTY „brennen“ darauf, mit ihrem neuen Album wieder live aufzutreten

Preisträger „German Blues Awards 2020“ in der Kategorie „Band“. Und zwar so etwas von zu Recht! „Burn“ das jüngst erschienene neue Album von Hot'N'Nasty ist dafür ein mehr als eindrucksvoller Beweis – und den Preis 2021 müssten sie damit eigentlich auch gleich bekommen. „Wir haben schon öfter Preise erhalten, aber dafür kann man sich nichts kaufen, es ist jedoch etwas, worauf man schon stolz sein kann“, ordnet Malte Triebsch, in Dortmund ansässiger Gitarrist und Songschreiber der Band, Ehrungen dieser Art ein.

AMYL AND THE SNIFFERS lieben es laut, wütend, sexy und frontal! 

Auf der Bühne hat Amy Taylor etwas von einem Derwisch: Sie trägt vorzugsweise nichts anderes als Hot Pants, Bikini-Tops und einen blonden Vokuhila, schreit sich die Seele aus dem zierlichen Leib, flucht und schimpft wie ein Rohrspatz bzw. weist allzu aufdringliche (männliche) Konzertbesucher mit Schlägen und Tritten in ihre Schranken. Sprich: eine Naturgewalt, die an die Wendy O. Williams von den Plasmatics erinnert, die einst selbst Lemmy betörte. Deshalb ist sie in natura dann nicht wiederzuerkennen: eine eher schüchterne, unglaublich freundliche und bemühte 26-Jährige aus Melbourne, die wirkt, als könne sie kein Wässerchen trüben.

... und vieles mehr!