Das aktuelle Heft / eclipsed Nr. 254 / 10-23

PROG 1983 - Neuerfindung der alten Helden und Morgendämmerung des Neoprog
 
Mitte der 70er-Jahre überschritt die progressive Rockmusik ihren Zenit und begann, sich in übertriebenem Bombast und Selbstgefälligkeit zu verlieren. Der Aufstieg des mainstreamaffineren AOR und die Disco-Welle setzten ihr ebenfalls mächtig zu. Der neue Feuilleton-Liebling des Vereinigten Königreichs, der Punk, der sich auch als Gegenbewegung zum verkünstelten, aufgeblasenen Rock der „langweiligen alten Säcke“ sah, erschien dann wie der Sargnagel des Genres. Anfang der 80er war Prog nicht mehr hip, sondern geradezu ein Schimpfwort. Doch Totgesagte leben länger ...

Die OSTROCK-Story Teil 1 - Geh dem Wind nicht aus dem Weg

Als im Jahr 1957 in Ostberlin, Leipzig und Dresden die ersten Schülerbands im Geiste des Rock & Roll für Aufsehen sorgten, ahnte noch niemand, dass 20 Jahre später Ostrockbands mit deutschen Texten eine feste Bank sein würden. Rock „Made in GDR“ wurde durch die Puhdys, City und Karat zum gern gesehenen Exportschlager im Devisen-armen kleineren Teil Deutschlands. Die SED-Administration in Ostberlin war hin- und hergerissen, freute sich über die harte D-Mark, die durch die Langhaarigen ins Land floss, und war gleichzeitig zutiefst besorgt über die unerschrockene Aufmüpfigkeit so mancher Rockband.

STEVEN WILSON - Grenzgänger und Grenzensprenger

Am liebsten hätte Steven Wilson einen musikalischen Diplomatenpass – einen Blankoschein, tun zu können, was immer er will, ohne sich um Genres zu scheren. Diesem Ansatz folgt auch sein siebtes Studiosolowerk „The Harmony Codex“. Der Brite selbst bezeichnet es als „definitives Steven-WilsonAlbum“, weil es all das beinhalte, was ihn über die Jahrzehnte musikalisch ausgezeichnet habe. Da zu dem, was ihn als Menschen und Musiker ausmacht, Porcupine Tree und Pink Floyd ebenso gehören wie die Beschäftigung mit grundlegenden Fragen oder aktuellen gesellschaftlichen Problemen, kommt all dies auch in den Interviews zur Sprache.

NEW MODEL ARMY - Ungewohnte Schritte und neue Wege

Am 15. Juli 2022 gaben New Model Army im Berliner Tempodrom ein einmaliges Konzert: Zusammen mit dem Orchester Sinfonia Leipzig präsentierten Justin Sullivan und seine Mitstreiter ihre Songs in einem ungewohnten, aber durchaus faszinierenden Gewand, wie der nun veröffentlichte Audio- und Videomitschnitt „Sinfonia“ belegt.

JOE BONAMASSA - Geballte Blueskompetenz

Vor zwanzig Jahren rettete JOE BONAMASSA seine ins Stocken geratene Karriere mit dem Album „Blues Deluxe“, auf dem er seinen musikalischen Helden Tribut zollte. Nun erscheint „Blues Deluxe Vol. 2“. Im Gespräch verrieten er und sein Freund, Zweitgitarrist und Produzent JOSH SMITH eclipsed, warum Bonamassa zum Wiederholungstäter wurde und wie die Zusammenarbeit der beiden funktioniert.

TESSERACT - Zwischen den Realitäten

„War Of Being“ spricht als Titel für sich: Es ist ein schwerer Brocken, den sich die Progmetaller von TesseracT als Nachfolger ihres erfolgreichen 2018er Albums „Sonder“ vorgenommen haben. Es ist ein Konzeptalbum. Es geht um eine eigene Welt, in der sich schlussendlich auch ein Abbild der inneren Kämpfe darstellt. Aber nicht nur textlich, sondern auch musikalisch hebt sich das Quintett auf ein neues Level. Bassist Amos Williams beleuchtet die Hintergründe und Verstrickungen des vielleicht wichtigsten Werks der Bandkarriere näher.

TREVOR RABIN - Smalltalk und Schwerwiegenderes

Die Enttäuschung darüber, dass es nicht mehr zu einem Studioalbum von Yes Featuring ARW gekommen ist, kann TREVOR RABIN nicht ganz verbergen. Einige Ideen dafür landeten jedoch auf seinem neuen Solowerk „Rio“, über das der gebürtige Südafrikaner, der seit langem die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, mit eclipsed sprach. Dabei äußerte er sich auch zu seinem Lieblings-Yes-Album „Talk“, bei dem er eine tragende Rolle spielte, und zu anderen Themen, die mit der Proglegende zusammenhängen.

THE WATCH - Klänge aus der Zeitschleife

Die 1997 gegründete italienische Gruppe The Watch tritt live vor allem als überaus überzeugende Genesis-Tribute-Band auf, die sich vornehmlich der Peter-Gabriel-Ära verschrieben hat. Reminiszenzen an das große Vorbild finden sich auch auf ihren bislang acht Studioalben. Im Herbst ist das Quintett auf Deutschlandtournee. Laut Frontmann Simone Rossetti, der eclipsed im Interview Rede und Antwort stand, freuen sich die Mailänder sehr auf die Gigs.

JONATHAN WILSON - Mein Freund Roger

Das Multitalent aus dem bergigen Hinterland von Los Angeles hat sämtliche Höhen wie Tiefen der Musikindustrie erlebt. Jetzt, mit 48, zieht er einen Schlussstrich: Ab sofort macht Wilson nur noch Klangkunst - egal, ob sie sich verkauft oder nicht. Sein Sold als Bandleader von Roger Waters, dem er nach wie vor die Stange hält, macht’s möglich.

SIGUR RÓS arbeiten auf „Átta“ eigene Katastrophen und zugleich die der Welt auf

1994 kam die vielleicht größte Postrockband auf die Welt, ausgerechnet in Reykjavík auf der dünn besiedelten Insel Island. Ihre Alben „Ágætis Byrjun“, „( )“ und „Takk...“ definierten zwischen 1999 und 2005 maßgeblich das Genre. Der elfenhafte Falsettgesang von Jón Þór „Jónsi“ Birgisson, der zudem seine Gitarre mit dem Cellobogen spielt, und die ambienthaften Klangstrukturen, die zum Sterben schöne melancholische Melodien und Entschleunigung zum zentralen Motiv machen, haben der Band eine Ausnahmestellung und glühende Verehrer verschafft. Doch nach dem Ausstieg von Kjartan „Kjarri“ Sveinsson 2013 und dem noch im selben Jahr folgenden ungewöhnlich aggressiven Werk „Kveikur“ wurde die Handbremse angezogen ...

SUBSIGNAL stimmen melancholische Töne an, blicken aber positiv nach vorn

Corona sorgte bei der deutsch-niederländischen Formation nicht nur für eine Tour-Zwangspause, sondern bei Sänger und Bandmitbegründer Arno Menses zudem für eine fette Schreibblockade und für einen Personalwechsel am Bass. Gegenüber eclipsed erzählt der Niederländer, wieso sich die etwas widrigen Umstände trotzdem positiv auf das kreative Schaffen der Band auswirkten.


Das Postrockduo COLLAPSE UNDER THE EMPIRE feiert mit einer umfangreichen Box sein bisheriges Schaffen und führt es zugleich mit dem neuen Album „Recurring“ fort

Man mochte meinen, größer ginge es nicht mehr. Doch für Collapse Under The Empire gibt es anscheinend nichts, das sich nicht noch steigern ließe: Nach dem Vierfach-Vinylset „The End Of Something“ von 2019, das bereits als eine Art Werkschau der Hamburger Postrocker durchgehen konnte, legen sie jetzt mit „Works 08-23“ nach - einer Box, die nicht weniger als elf Vinylplatten mit sämtlichen Aufnahmen des Duos Martin Grimm und Chris Burda enthält: alle LPs, EPs und Singles plus bislang Unveröffentlichtes. 

I AM THE MANIC WHALE stehen auf Zauberwürfel und mysteriöse Geschichten

Im Englischen ist „bumper book“ die Bezeichnung für ein prall gefülltes Buch bzw. eine umfangreiche Sonderausgabe. Das britische Prog-Quartett I Am The Manic Whale spielt darauf mit dem Titel seines vierten Albums an, das wie eine Sammlung von Kurzgeschichten konzipiert ist, die auf geheimnisvollen Ereignissen basieren und in farbenfrohe Arrangements eingebettet sind. Wir sprachen mit Sänger/Bassist Michael Whiteman, der für ein launiges Interview zur Verfügung stand und nebenbei verriet, dass ihn der „Artikel des Tages“ auf Wikipedia schon öfters zu Texten inspiriert habe.


Um die Geschichte des Threshold-Albums „Legends Of The Shires“ weiterzuspinnen, rief Keyboarder Richard West die Band OBLIVION PROTOCOL ins Leben

Ein Thema kann gleich zu Beginn abgehakt werden: Er komme gerade aus Cornwall zurück, wo er an neuem Material für Oblivion Protocol gearbeitet habe, berichtet Richard West auf die Einstiegsfrage, womit er sich derzeit befasse. Das Album „The Fall Of The Shires“ wird also kein „Einzelkind“ bleiben – sein neues Projekt ist längerfristig angelegt. Aber ist „Projekt“ dafür überhaupt der richtige Ausdruck? Die Plattenfirma spricht von einer „Supergroup“. Mit dieser Bezeichnung kann der englische Musiker leben, auch wenn sich Oblivion Protocol wie jede andere neue Band erst noch bewähren müsse. 

John Lydon und seine Band PUBLIC IMAGE LTD holen zum großen Rundumschlag aus

Schon unter seinem Pseudonym Johnny Rotten war er das Enfant terrible der britischen Rock-Szene, und bis heute liebt er die Provokation, etwa mit polarisierenden Aussagen zu Boris Johnson oder Donald Trump. Dabei ist John Lydon eigentlich ein sehr umgänglicher Typ, freundlich, lustig, ein wenig geschwätzig, aber sehr verbindlich. Vor allem jedoch lebt in ihm ein veritables Stück Rockgeschichte. Auf „End Of World“, dem neuen Album seiner Band Public Image Ltd, wird der alte Bürgerschreck sich dieses Umstands offenbar auch selbst bewusst. Sitzt man John Lydon gegenüber, fällt es zunächst schwer, diesen gesetzt wirkenden Mittsechziger mit dem einstigen Großmaul der Sex Pistols zu synchronisieren.

Die Kalifornier ROBERT JON & THE WRECK sind momentan im Herzberg-Höhenflug

Nach dem bejubelten Debüt auf dem Burg Herzberg Festival und mitten in einer rauschenden Club-Tour durch Europa, die noch bis zum 8. Oktober gehen soll, stellte sich der gut gelaunte Bandgründer und Frontmann Robert Jon Burrison unseren Fragen.


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