Das aktuelle Heft / eclipsed Nr. 272 / 07/08-25

1975 - Das Jahr der Wachablösung

Die Leitwährung des Rockjahres 1975 heißt Prunk und Pomp: Pink Floyd und Led Zeppelin sind größer denn je und untermauern ihren Ausnahmestatus mit neuen Alben auch künstlerisch. Elton John, in der laufenden Saison als schillernder Captain Fantastic unterwegs, gelingt das ebenfalls. Derweil sprengen Veteranen wie die Rolling Stones und Paul McCartney mit ihren Mammuttourneen alle Maßstäbe. Und doch gerät die Rockaristokratie nach und nach in die Defensive: Neue Stimmen verschaffen sich Gehör, werfen alte Formeln über Bord und wettern gegen die selbstgefällige Dominanz und Dekadenz des Pop-Establishments – paint it black!

NEIL YOUNG - Fels in der Brandung

Auch wenn er stramm auf die 80 zugeht: NEIL YOUNG bleibt ein standhafter Kämpfer und Idealist, ein Protestsänger, der sagt, was er denkt, und spielt, was er fühlt. Das ist anno 2025 vor allem Unzufriedenheit und das dringende Bedürfnis, seine Mitmenschen wachzurütteln angesichts des Umstands, dass inkompetente Politiker, Rechtspopulisten und Hightech-Milliardäre den Planeten bedrohen. Davon handelt auch sein 48. Studioalbum „Talkin To The Trees“ – seine vielleicht letzte Mahnung.

ALICE COOPER BAND - Mehr als nur Freundschaft

Brillante Alben wie „Killer“, „School’s Out“ oder „Billion Dollar Babies“ machten die Alice Cooper Band zu einem der prägenden Hardrock-Acts der frühen Siebziger. 1974 kam es zur Trennung, und Frontmann Alice Cooper machte solo weiter – mit immensem Erfolg. 52 Jahre nach ihre letzten gemeinsamen Longplayer haben alle noch lebenden Mitglieder der Originalbesetzung nun zusammen „The Revenge of Alice Cooper“ eingespielt. Wir sprachen mit den Veteranen über ihre sensationelle Wiedervereinigung.

JOE BONAMASSA - Kurskorrektur

Vier Jahre zwischen zwei regulären BONAMASSA-Alben? Das gab es noch nie. Und doch könnte es laut dem Ausnahmemusiker sein neuer Modus Operandi werden. Schließlich gehe er auf die 50 zu, da dürfe alles ein bisschen entspannter ablaufen – das sei schließlich auch besser fürs Privatleben. Selbst seine legendäre Gitarrensammlung steht auf der Abschussliste. Da stellt sich die Frage: „Wie geht es weiter, Joe?“ Das neue Album „Breakthrough“ liefert weitere Hinweise...

GLENN HUGHES - Der Klang liegt in den Fingern

Der ehemalige Bassist und Sänger von Deep Purple wird kommendes Jahr 75 und hat mehr als 50 Jahre School of Rock auf dem Buckel. Zusammen mit Black-Sabbath-Gitarrist Tony Iommi hat er Robbie Williams’ aktueller Single „Rocket“ Zunder gegeben. Glenn Hughes hat zudem ein neues Studioalbum aufgenommen. Er präsentiert es im September auf einer Tour unter dem Motto „The Chosen Years“ und will dort beweisen, dass er immer noch eine Naturgewalt ist.

RPWL - 20 Jahre „World Through My Eyes”

Zum zwanzigjährigen Jubiläum ihres Top-Albums „World Through My Eyes“ darf man Mitte August in neuen Audio-Editionen nicht nur die musikalische Weltsicht der Freisinger Artrocker RPWL noch mal neu erfahren, es gehen einem beim Dolby Atmos Mix auch buchstäblich die Ohren auf. Sänger/Keyboarder/Toningenieur Yogi Lang und Gitarrist Kalle Wallner geben zur neuen Veröffentlichung wie auch über die kommende Tour und den Herzberg-Festival-Auftritt Auskunft.

JOANNE SHAW TAYLOR - Blick zurück und nach vorn

Die gebürtige Engländerin Joanne Shaw Taylor hat sich dem Bluesrock verschrieben und bereits mit zwei Livealben die US-Blues-Billboard-Charts erobert. In ihre Studiowerke fließen aber immer auch Elemente anderer Genres ein. Ihr zehntes, „Black & Gold“, nennt Taylor ein „Fun-Album“. Neben dem Blues enthält es poppige Klänge und gewährt viele sehr persönliche Einblicke.

JAKKO M. JAKSZYK - Der grosse Sohn

Es gibt kaum etwas, das Jakko Jakszyk noch nicht gemacht hat: Der Engländer mit dem Lockenkopf produzierte Soundtracks, mischte Alben von Jethro Tull und Emerson, Lake & Palmer neu ab, spielt und singt bei King Crimson. Jüngst veröffentlichte er seine Autobiografie, die ihn wiederum zu dem neuen Album „Son Of Glen“ inspirierte. Wir sprachen via Zoom mit dem Workaholic.

DOLBY ATMOS - Die Zukunft des Musikhörens?

Digitales Streaming dominiert den Musikmarkt. Obwohl sich CD und Vinyl gerade in Deutschland noch halten, muss einem für die Zukunft um physische Tonträger doch angst und bange sein. Dolby Atmos, das auch auf Blu-ray Audio geboten wird, könnte hier stabilisierend wirken, da es ein völlig neues immersives Klangerlebnis bietet. Wir diskutieren das neue Surround-Klangformat mit Experten am „runden Tisch“: Fragen zur Kompatibilität mit bestehendem Audio-Equipment, zum immersiven Klangerlebnis an sich wie auch zur Zukunft des Surround-Formats. Zudem analysieren wir, wie gut sich aktuell Musik in Dolby Atmos verkauft. Zuletzt laden wir mit einer Auswahl an Dolby-Atmos-Musikproduktionen zum Probehören ein.

VAN MORRISON begeht seinen 80. Geburtstag mit seinem 47. Album

Wer je das Vergnügen hatte, dem Mann aus Belfast persönlich zu begegnen, wird das wahrscheinlich nie vergessen: sei es wegen seiner rauen, schroffen, kurz angebundenen Art, seines kompakt-fülligen Erscheinungsbilds bei 1,65 Metern – inklusive angewachsenem Hut, verspiegelter Sonnenbrille, elegantem Zweireiher und schlechten Zähnen – oder auch wegen des schwierigen Drumherums. Denn: Morrison ist sein eigener Manager, traut niemandem, lässt sich alle Interview-Fragen vorlegen und spricht ohnehin nur selten mit der Presse. „Ich denke, meine Musik sagt alles“, erklärte er im letzten eclipsed-Gespräch. 

NAD SYLVAN bleibt mit „Monumentata“ nach wie vor der große Prog-Romantiker

„Ich musste 56 Jahre alt werden, ehe ich ausschließlich von der Musik leben konnte“, seufzt der mittlerweile 66-jährige Nad Sylvan erleichtert auf. „So ist mein ewiger Traum in der Realität angekommen. Zu verdanken habe ich diesen Umstand meinem Freund Steve Hackett.“ In der Tat hat der Kalifornier, der als Baby nach Malmö, in die Heimat seiner schwedischen Mutter kam, seit den 1970ern in diversen Progrock-Bands gesungen, Tasteninstrumente und auch mal Gitarre gespielt, Alben aufgenommen, doch nie reichte es zum Durchbruch.

GÖSTA BERLINGS SAGAs neuer Sound-Kosmos ist noch drastischer als bisher

Pünktlich zum 25-jährigen Bestehen legt das Quintett Gösta Berlings Saga mit seinem aktuellen siebten Studioalbum „Forever Now“ noch mehr Wert auf Rhythmik und Dynamik: Dräuend, irrlichternd, dramatisch, ja explosiv kommt der Klangkörper der Brachial-Progger daher. Der Introspektion wird selten Raum gegeben, Verschnaufpausen sind nicht wirklich erwünscht, so scheint es. Doch wenn dann ruhigere Passagen Einzug halten, zeugen sie von einer geradezu magischen Erhabenheit. Bassist Gabriel Tapper empfindet sich und die Musik seiner Truppe „wie in einen Jungbrunnen getaucht“, teilt er gleich zu Beginn des Interviews lachend mit. 

Beim Trio LUX TERMINUS geben die Tasteninstrumente den Ton an

Ob als Teil von Silent Skies oder Keyboarder im Dienste klangvoller Namen wie Redemption, Pain Of Salvation und Ross Jennings – Vikram Shankar ist ein Mann, den Prog- und Metal-Fans auf dem Schirm haben sollten. Zum Zeitpunkt des Interviews ist er mit Within Temptation auf Tour, zusätzlich trat er kürzlich auf dem Midsummer Prog Festival das erste Mal mit seiner Band Lux Terminus in Europa auf. Im Hauptjob jedoch komponiert er für Medien und Computerspiele – er erzählt zwischendurch stolz von seiner Arbeit am kommenden Spiel „Jurassic Park: Survival“. Dieser quasi filmische Einfluss macht sich auch auf „Cinder“, dem Zweitwerk von Lux Terminus, bemerkbar ...

Auf der Suche nach dem Urgrund der Dinge schließt sich für SWANS ein Kreis

Der Anfang ist hier zugleich das Ende, und somit beginnt alles wieder von vorn. Für die Verhältnisse der New Yorker Noise- und Avantgarde-Rock-Institution klingt das neue Mammutwerk „Birthing“ fast versöhnlich. Zwar enthält es die langen Exkurse, die man von den Swans kennt, doch Gira umklammert seine Hörer nicht länger in Tunneln aus Noise, sondern scheint eher noch tiefer in sich selbst zu gehen. In gewisser Weise wirkt das ganze Doppelalbum wie ein Gebet. „Ich habe kürzlich realisiert, dass mein gesamter musikalischer Output ein langes Gebet war“, bestätigt der Oberschwan, „oder ein Flehen an Gott. Ich hoffe, dass der letzte Atemzug, den ich dereinst ausstoßen werde, dieselbe Qualität haben wird.“ 

Nach 24 Jahren veröffentlicht die Britpoplegende PULP mit „More“ ein neues Studioalbum

Die erste Frage, die im Zusammenhang mit diesem viel umjubelten Comeback auftaucht, ist natürlich, ob es sich dabei um eine Mogelpackung handelt. Pulp sind nun mal zu einem nicht geringen Anteil Jarvis Cocker, und der war ja in den Jahrzehnten seit dem letztem Werk „We Love Life“ von 2001 alles andere als leise. Im Gegenteil: Sein 2020 erschienenes, mit der neu gegründeten Band JARV IS aufgenommenes Album „Beyond The Pale“ knüpfte tatsächlich fast an alte Großtaten an.

Wie SLEEP TOKEN mit ihrer Mixtur aus Prog, Metal und Pop die Musikwelt erobern

Sie sind eine Band, die nach ihren eigenen Regeln spielt. Seit ihrer Gründung trotzen Sleep Token allen Konventionen des Musikgeschäfts. Da ist zum einen ihre Anonymität: Die Bandmitglieder verbergen ihre Gesichter hinter Masken und treten unter vagen Pseudonymen auf. Interviews geben sie so gut wie keine. Zum anderen lassen sie sich musikalisch kaum einordnen. Im weitesten Sinne spielen sie Metal, verweigern sich aber den typischen Klischees des Genres. Die verzerrten Gitarren, brachialen Riffs und treibenden Beats durchbrechen sie mit zirpender Elektronik, freiförmigen Synthie-Drones und expressivem Gesang.

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