Eigentlich hätte bereits mit dem Debüt „Rainmaker“ von 1969 alles klar sein und der englische Troubadour Michael Chapman in die Liga der erfolgreichsten Folkrocker aufsteigen müssen. Doch dem war nicht so. Der begnadete Sänger und Gitarrist, der Vergleiche mit US-Koryphäen wie Bob Dylan oder Arlo Guthrie nie scheuen musste, machte jedoch weiter und nahm ungerührt Album um Album auf. Jetzt legt er das fünfzigste vor. Oder doch schon das siebenundfünfzigste?
Das unauffällige Reihenhaus unterm Bayer-Kreuz gleicht einem Versteck. Und auch im Inneren weist nichts darauf hin, dass hier jemand wohnt, der sein berufliches Leben mit Jugendkultur und Rockmusik zugebracht hat: keine gerahmten Bilder mit befreundeten Musikern, keine Goldenen Schallplatten, signierten Instrumente oder sonstige Devotionalien. Nicht einmal Billyregale mit LPs. Stattdessen ist Peter Rüchels Arbeitszimmer überladen mit Büchern und Zeitschriften. Sortiert nach einem System, das nur er kennt. Und er sitzt gerne im Dunkeln oder im Halbdunkel. Als eclipsed am frühen Nachmittag bei ihm in Leverkusen aufschlägt, ist es noch hell. Als wir uns zweieinhalb Stunden später verabschieden stockfinster.
STEVE HACKETT - Behind The Smoke (6:57)
Album: The Night Siren (2017)
Label/Vertrieb: InsideOut/Sony
www.hackettsongs.com
Vom Album des Monats „The Night Siren“ stammt dieser majestetisch anmutende Song, der dieses neue HACKETT-Meisterwerk eröffnet. Das Stück wirkt wie eine Mischung aus klassischen Zitaten, orientalischen Sounds, Led Zeppelins „Kashmir“ und theatralischer Filmmusik. Aus solch einer Melange werden Lieblingssongs.
Nadine Khouri war sieben Jahre alt, als ihre Eltern vor dem Bürgerkrieg aus dem Libanon flohen. Die Familie verließ ihre Heimatstadt Beirut, um in London zu leben. Mit 18 dann ging Nadine zum Studieren nach New York, kehrte aber in ihre Wahlheimat zurück, um näher bei ihrer Familie zu sein. „Als Kind war es mein Traum, Cartoon-Zeichnerin zu werden“, erzählt Khouri. Daraus wurde nichts. Was nichts Schlechtes ist, denn in Englands Hauptstadt scheint sie ihre wahre Bestimmung gefunden zu haben: die Musik.