WHITESNAKE - Aus Fleisch und Blut

Whitesnakes Studioalbum Nummer 13 erscheint am 10. Mai. Ursprünglich angekündigt war es für 2017/18. Probleme mit dem Studio sowie Erkrankungen und OPs von David Coverdale führten zu der Verspätung. Aber das Warten hat sich gelohnt: „Flesh & Blood“ dürfte für eingeschworene Fans der Band ein absolutes Hörvergnügen sein.

PRISTINE - Raus aus dem Kühlhaus

Mit dem neuen Album „Road Back To Ruin“ ist bei Pristine die musikalische Vielfalt zurückgekehrt. Nach dem etwas zu kühl geratenen, an nur einem Tag aufgenommenen Album „Ninja“ (2017) machen die Retrorocker aus Norwegen hier vorwiegend so weiter, wie wir sie auf „Reboot“ (2016) zu schätzen gelernt hatten: mit jenem warmherzigen, schwitzigen bluesgetränkten Hardrock, der Heidi Solheim und ihre Jungs zu einer der Vorzeigebands des Genres macht.

Es hat schon etwas Absurdes an sich, als ich mich mit Heidi Solheim für ein „ernstes“ Interview für 30 Minuten in den Businessraum eines Hotels in Tromsø, Pristines Heimatstadt im hohen Norden Norwegens, verabrede. Was stellt man jemandem, mit dem man zwei Tage bis in die späte Nacht hinein verbracht hat, bloß für Fragen, die nicht schon am Tresen oder Esstisch beantwortet wurden? Überdies ist der Raum auch noch überdimensioniert: Für uns beide stehen dort fast 30 Stühle an einem extralangen Tisch.

RHYS MARSH - Kreative Presswehen

Die Geburt seines ersten Kindes war für den Crossover-Progmusiker Rhys Marsh in verschiedener Hinsicht ein einschneidendes Erlebnis. Auf „October After All“, dem neuen Album des in Norwegen lebenden Engländers, sind neben prominenten musikalischen Gästen auch ungewohnt optimistische Töne zu hören.

Irgendwann stößt auch der größte Workaholic an seine Grenzen. Dabei würde Multitalent Rhys Marsh diese Bezeichnung wahrscheinlich sogar ablehnen. Er macht einfach alles, was mit Musik zu tun hat, leidenschaftlich gerne, mit 100-prozentigem Einsatz. „Auf meinen anderen beiden Soloalben habe ich buchstäblich alles selbst gespielt. Diesmal wollte ich andere Musiker dabeihaben“, erzählt er über den Entstehensprozess von „October After All“.

Mit Talk Talks MARK HOLLIS starb jemand, der sich nicht verbiegen ließ

Anfang der 1980er gibt es etliche Bands, die binnen kürzester Zeit eine rasante Entwicklung durchlaufen. Beispiele dafür sind XTC, Prefab Sprout, The The oder Julian Cope: Künstler, die nicht einfach nettes Chartfutter liefern, die neueste Mode spazieren tragen und leicht zu vermarkten sind, sondern eigene Ideen entwickeln und auf kreative Weise rebellieren. Wenn sie nicht so viel Geld einspielen, wie es ihre Plattenfirmen von ihnen erwarten, reagieren diese allerdings nicht selten mit Daumenschrauben und Anwaltsschreiben – eine Erfahrung, die irgendwann auch Mark Hollis, Lee Harris, Paul Webb und ihr Produzent und inoffizielles viertes Bandmitglied Tim Friese-Greene machen müssen.

Jeff Becks Bassfrau TAL WILKENFELD segelt unter eigener Flagge

„Love Remains“ ist ein derart reifes Werk, dass man es kaum für möglich hält, dass es quasi das Debüt der 32-jährigen Australierin ist: „Debüt stimmt im Grunde genommen, obwohl ich vor zwölf Jahren schon ein erstes Album unter meinem Namen veröffentlicht habe.“ Es hieß „Transformation“ und war ein instrumentales Fusion-Album. Tal Wilkenfeld hatte einige Jahre zuvor noch als Teenager ihre Sachen in Sydney gepackt und war über Los Angeles in die Jazz-Szene von New York City gelangt. „Da hatte keiner auf ein kleines Mädchen aus Down Under mit einem E-Bass gewartet. Aber ich war nun mal da und wollte mich durchbeißen. Später kam ich durch den Kontakt mit den Allman Brothers an meinen Job in Jeff Becks Band.“

Nach acht Jahren veröffentlichen die Fates-Warning-Mitgründer JOHN ARCH und JIM MATHEOS ihr zweites Album

Die Leben von Jim Matheos und John Arch entwickelten sich in den zurückliegenden knapp dreieinhalb Jahrzehnten sehr unterschiedlich. Während Matheos seit Mitte der 1980er-Jahre als Gitarrist der Prog-Metal-Band Fates Warning durch die Welt tourt und Alben herausbringt, arbeitet der Sänger Arch bis heute hauptberuflich als Zimmerer. Beide verbindet ihre gemeinsame Zeit bei Fates Warning zwischen 1982 und 1986, die sie 2016 anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Albums „Awaken The Guardian“ auch live feierten. Daneben ist Arch seit 2003 selbst wieder als Musiker aktiv. 2011 erschien das erste Album ihres Projekts Arch/Matheos. Wir sprachen mit dem Sänger über den Nachfolger „Winter Ethereal“, seine neue Art zu singen und sein Leben als Teilzeitmusiker.

eclipsed: Könntest du dir vorstellen, doch noch vollberuflich als Musiker zu arbeiten, oder bist du glücklich, dass dein Leben so verlaufen ist?

Auf seinem jüngsten Bluesrockwerk ringt KRISSY MATTHEWS mit ureigenen Dämonen

Krissy Matthews, 26-jähriger englisch-norwegischer Gitarrist und Sänger, erwische ich auf der Autobahn auf seinem Mobiltelefon, kurz bevor er an Bord der Fähre von England nach Deutschland geht. Ich selbst stehe mit meinem Auto auf einem Supermarktparkplatz in Frankfurt. Matthews ist auf dem Weg nach Bonn. Im dortigen Club Harmonie zeichnet der „Rockpalast“ am 21. März ein Konzert seiner Soloband für die „Crossroads“-Reihe auf.

eclipsed: Bist du vor solchen Gigs nervöser als bei normalen Konzerten?

Krissy Matthews: Natürlich. Deshalb haben wir reichlich geprobt. Wir sind sehr gut vorbereitet und werden nichts dem Zufall überlassen.

eclipsed: Widerspricht das nicht dem, was du ansonsten live bietest. Da erlebt man dich oft frei improvisierend, zumindest bei den Soli.

BRUCE HORNSBY - Gratwanderung zwischen Filmmusik, Pop und moderner Klassik

Seit seinen Millionensellern „The Way It Is“ (1986) und „Scenes From The Southside“ (1988) hat sich der Sänger und Pianist Bruce Hornsby zu einem musikalischen Chamäleon entwickelt. Neben einem anderthalbjährigen Gastspiel bei Grateful Dead brachte der Mann aus Williamsburg in Virginia seit den Neunzigern Americana-, Jazz- und Bluegrassplatten heraus. Sein jüngstes Werk „Absolute Zero“ basiert großteils auf sogenannten „cues“, kurzen, funktionalen Musikstücken für Filme seines Kumpels Spike Lee, zu dessen Streifen „Clockers“ er 1995 zusammen mit Chaka Khan das Duett „Love Me Still“ beisteuerte. „Mein Einstieg in die Filmwelt“, wie Hornsby sagt. „Seit der Doku ,Kobe Doin’ Work‘ habe ich für sechs Filme von Spike die Musik geschrieben, zuletzt für seine Netflix-Serie ,She’s Gotta Have It‘.“ Im Gespräch mit eclipsed spannt der 64-Jährige einen Bogen von seinen literarischen Interessen bis hin zur modernen Klassik, die auch sein neues Album „Absolute Zero“ beeinflusst hat.