2018 - Der große eclipsed-Jahresrückblick

2018 war sicherlich kein Jahr, in dem es zu großen musikalischen Neuerungen kam. Stattdessen warf das Jubiläumsjahr 1968 seine langen Schatten, was von allen großen Tageszeitungen und Musikgazetten ausgiebig gewürdigt wurde. Dass einige der alten Helden immer noch aktiv sind, ist sehr erfreulich, wobei diverse opulente Reissues (Jethro Tull, Procol Harum, The Rolling Stones, Spirit, Wishbone Ash) dazu beitrugen, das Andenken an die Rock- und Progvorreiter zu erhalten.

STEVE HACKETT - Denkmalschutz und Neubauprojekte

Steve Hackett schafft es Jahr um Jahr, die Genesis-Traditionalisten an seiner Seite zu halten, indem er regelmäßig mit Retro-Programmen durch die Lande zieht. Andererseits findet er die Inspiration und die Zeit, immer wieder neue Studioproduktionen aufzunehmen und in den Handel zu bringen. Allesamt solide bis brillante Werke. Die jüngste Einspielung heißt „At The Edge Of Light“ und fällt definitiv in die zweite Kategorie.

RIVAL SONS - Ungezähmt und unpolitisch

Das wilde Tier auf dem Cover ihres jüngsten Albums „Feral Roots“ ist erlegt. Springen die Rival Sons – bis dato hungrige Heilsbringer der Retrowelle – fortan also mit freundlichen Rehäuglein durch die Musikwelt? Nein, zum Glück nicht, auch wenn Scott Holiday nicht will, dass sich die Wildheit der Wirklichkeit in der Welt seiner Band breitmacht. No politics!

Scott Holiday räkelt sich auf dem frisch bezogenen Doppelbett, als wir sein Hotelzimmer betreten. „Ich bleibe hier liegen, okay? Komm her zu mir“, raunt er. Äh, okay. Sinnliche Hintergedanken hat der Gitarrist dann aber doch keine, er ist einfach nur müde wegen eines gecancelten Fluges. Gut, unterhalten wir uns eben im Liegen…

PAVLOV’S DOG - Traumhaftes Hundeleben

Pavlov’s Dog sind zurück. „Prodigal Dreamer“ ist das erste Album mit neuem Studiomaterial der Band seit acht Jahren. Es ist ein starkes Lebenszeichen. Obwohl mit David Surkamp nur noch ein Gründungsmitglied dabei ist, klingt es wie ein verschollenes Werk aus den Siebzigern. Doch anders als „The Pekin Tapes“ von 2014, das überraschend Songs aus der Zeit vor der berühmten Debütplatte der Band präsentierte, sind die 13 Stücke von „Prodigal Dreamer“ allesamt frisch. Und ein Lied mit einem Frauennamen im Titel gibt es auch wieder.

JOE JACKSON - Die ewige Jugend klassischer Songs

Er ist ein wenig in die Jahre gekommen. Joe Jackson war von Anbeginn ein Künstler, dem Jugendlichkeit nicht viel bedeutete. Auf seiner neuen Studioarbeit „Fool“ hält der britische Stilwandler Rückschau auf seine Laufbahn, die vor vierzig Jahren mit dem Album „Look Sharp!“ begann, und auf ein gutes Jahrhundert klassisches Songwriting von George Gershwin über die Beatles und Kinks bis in die Gegenwart.

Als wir Joe Jackson im Dezember in einem Berliner Hotel gegenübertreten, ist er gegenüber dem letzten Interview, das wir mit ihm führten, sichtlich gealtert. Er wirkt erschöpft und bewegt sich schwerfällig (er habe die Nacht zuvor schlecht geschlafen, erfahren wir hinterher). Damit steht die Momentaufnahme seines Erscheinungsbildes in krassem Gegensatz zu der Kraft und Vitalität, die sein neues Album „Fool“ verströmt.

DREAM THEATER - Zurück als Dream-Team

Nach dem allein von John Petrucci und Jordan Rudess verantworteten Konzeptwerk „The Astonishing“ kehren Dream Theater mit „Distance Over Time“ zum Teamwork zurück. Die neun Stücke des am 22. Februar erscheinenden vierzehnten Soloalbums zeigen, dass die New Yorker Progmetal-Fürsten sich wieder dem für sie typischen Songformat zugewandt haben. Auch von den Fantasythemen, die „The Astonishing“ noch prägten, ist auf dem aggressiven neuen Album nichts übriggeblieben. Stattdessen schalten sich Dream Theater mit ihren Texten wieder in aktuelle gesellschaftliche Diskussionen ein.